23/03/2015

Der Virtuelle Architekturführer Steiermark (VAF) ist eine Sammlung der steirischen Architektur. Ziel und Anliegen ist es, die aktuelle regionale Architektur zu dokumentieren und auf das baukulturelle Erbe zurückzublicken.

Die in der Serie NEU IM VAF gezeigten Bauten sind Teil dieser Sammlung, welche laufend ergänzt wird.

Projekteinreichungen:
Redaktion VAF
Karin Wallmüller
wallmueller@gat.st

23/03/2015

Klausur Benediktinerstift St. Lambrecht

©: paul ott photografiert
©: paul ott photografiert

Klausur Benediktinerstift St. Lambrecht

Architektur: reitmayr architekten, 2013

Auszeichnung: GerambRose 2014

Seit mehr als zehn Jahren geht, in immer kleinen Schritten, die Adaptierung und Sanierung einzelner Bereiche des Stifts St. Lambrecht vonstatten. Diese Kontinuität schaffte gegenseitiges Vertrauen und brachte hochwertige Lösungen, die nicht nur das konzeptuelle Herangehen an die jeweilige Bauaufgabe, sondern auch einen durchgängigen „roter Faden“ zeigen. So wurde schon anfangs eine Materialordnung für die Verwendung und Verarbeitung sparsam eingesetzter Werkstoffe erarbeitet, die heute eine Art Klammer für die einzelnen Bauabschnitte bildet.

Der jüngste Umbau, die Umwandlung von 12 Zimmern der Benediktiner in hochwertige Wohnräume, zeigt dies bis ins Detail. Alle Eingriffe in die barocke Bausubstanz – die energetische Verbesserung, die Installation der technischen und sanitären Infrastruktur und die Restaurierungsarbeiten – mussten im Rahmen eines strengen Denkmalschutzes erfolgen.
In den Zellen gab es schon vorher Zentralheizung und Toiletten, jedoch keine Sanitäreinheit. Die Höhe der historischen Räume von 5,7 Metern erwies sich als ideal dafür, sie nach dem Umbau auf zwei Ebenen zu nützen. So konnten die auch im klösterlichen Leben gestiegenen Anforderungen optimal erfüllt werden.

Es wurden Galerien aus Brettsperrholz eingezogen, die nun einen neuen, erweiterten Blick auf den schönen Stiftsinnenhof und den Stiftsgarten eröffnen. In den meisten der Zimmer ist auf der oberen Ebene ein Arbeits- und Studierraum eingerichtet, in zwei Fällen ein Schlafplatz mit Sanitärzelle. Nachdem keine historisch wertvollen Böden erhalten waren, konnte ein hochwertiger gedämmter Bodenaufbau hergestellt werden, in dem auch die Leitungen geführt werden. Die vertikale Leitungsführung erfolgte in stillgelegten Kaminen. Die oberste Geschoßdecke wurde mit Glasschaumgranulat, das die Stuckdecken und Gewölbe kaum belastet, gedämmt.

In allen, nicht nur nach Größe und Charakter der Zimmer unterschiedlich gestalteten neuen Raumeinheiten wurden die Einbauten wie Möbel behandelt, die, individuell bestimmt, entweder mehr Regalflächen für Bücher, mehr Stauraum oder größere Arbeitsflächen enthalten. Auch die Bäder wurden Platz sparend mit nur dünnen, kompakten Wänden versehen. Helles Holz (kanadischer Ahorn), weiße Oberflächen und wenige farbkräftige Akzente, etwa die auffällig gemaserten Türen (Walnuss) in der Steingewandung und einzelne mitgebrachte antike Möbelstücke schaffen eine Atmosphäre, die den Ort des Rückzugs und der Besinnung von der asketischen Cella zum wohnlichen Heim aufwertet.
(Text: Karin Tschavgova)

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