09/02/2015

Pflegewohnheim Peter Rosegger, Graz

Architektur
Dietger Wissounig Architekten, 2014

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Der Virtuelle Architekturführer Steiermark (VAF) ist eine Sammlung der steirischen Architektur. Ziel und Anliegen ist es, die aktuelle regionale Architektur zu dokumentieren und auf das Erbe der Baukultur seit Beginn des 20. Jahrhunderts zurückzublicken. Die hier gezeigten Bauten sind Teil dieser Sammlung, welche laufend ergänzt wird.

Projekteinreichungen:

Redaktion VAF
Karin Wallmüller
wallmueller@gat.st

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09/02/2015

Pflegewohnheim Peter Rosegger, Graz

Architektur: Dietger Wissounig Architekten©: paul ott photografiert

Pflegewohnheim Peter Rosegger, Graz

Architektur: Dietger Wissounig Architekten, 2014
Wettbewerb: 2011
Auszeichnung: GerambRose 2014

Das Pflegeheim ist der erste Neubau auf einem ehemals militärisch genutzten Areal im Grazer Westen. Auch wenn die Kasernenbauten der ehemaligen Hummel-Kaserne weitgehend abgerissen wurden, bleibt sein städtebauliches Umfeld heterogen – eine Nachbarschaft mit kleinen vorstädtischen Einfamilienhaussiedlungen, dem neuen Geschoßwohnprojekt Reininghaus Süd und ausgedehnten, noch immer landwirtschaftlich genutzten Grünflächen.

Das Umfeld erklärt den Entwurf. Es ist ein zweigeschoßiger Baukörper über einer ausgedehnten, nahezu quadratischen Grundfläche. Aufgelockert wird die kompakt und geschlossen wirkende Form durch asymmetrisch angeordnete Einschnitte, denen unterschiedliche Funktionen zugeschrieben sind: ein Hof als Zugang, ein Hof für Anlieferung und Service und zwei kleine Gärten, die jeweils zwei Hausgemeinschaften verbinden. Vier dieser Wohngruppen gruppieren sich in jedem Geschoß um eine Mitte, die im Erdgeschoß als innenliegender „Dorfplatz“ definiert wird. Über diesem größeren Raum, der für hauseigene Veranstaltungen genützt wird, liegt, mit Blick auf den Dachgarten, ein gedeckter Umgang, zu dem alle Hausgemeinschaften des Obergeschoßes Zugang haben.

Die Gemeinschaftsräume aller acht Wohngruppen für je 13 Bewohner und Bewohnerinnen liegen introvertiert an kleinen Atrien mit grünem Bewuchs. Mit zwölf Zimmern, einem Betreuerinnenraum, der Küche und einem gemeinsamen Essplatz sollen diese Einheiten überschaubar bleiben, einfache Orientierung erlauben und eine annähernd familiäre Atmosphäre schaffen. Bewegungszonen, Durchblicke und kleine Terrassen und Balkone sollen Abwechslung und Anregung in diese kleine Welt des unausweichlichen Miteinanders bringen, während die Zimmer private Rückzugsorte und zugleich Fenster in die Außenwelt sind. Alle sind mit einem zu öffnenden Fenster und einem großzügig verglasten Ausblick mit niedriger, beheizbarer Fensterbank ausgestattet.

Das räumliche Konzept berücksichtigt die Ökonomie der kurzen Wege im Arbeitsablauf und eine wirtschaftliche Betriebsführung, es machte aber auch eine als effizient geltende Bauweise möglich – Holzbau mit hohem Vorfertigungsgrad und Passivhauswerten. Je nach statischen und bauphysikalischen Anforderungen brachten die Architekten, die auf langjährige Erfahrung im Holzbau zurückgreifen können, eine Holz-Riegel-Konstruktion oder Brettsperrholzwände und Holzrippen- oder Brettsperrholz-Massivdecken zum Einsatz.

Holz zeigt sich schon in der Annäherung an das Pflegeheim – an der Fassade aus unbehandelter Lärche – wie überall im Inneren. Holzoberflächen, unterschiedliche Lichtstimmungen, ein eigenes Farbkonzept für jede Hausgemeinschaft und der überall spürbare direkte Bezug zu Freiräumen und zum Grün sind das Ergebnis einer Planung, in der die Aufenthaltsqualität der letzten Bleibe alter Menschen spürbare Priorität hatte.
(Text: Karin Tschavgova)

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