28/07/2014

Der Virtuelle Architekturführer Steiermark (VAF) ist eine Sammlung der steirischen Architektur. Ziel und Anliegen ist es, die aktuelle regionale Architektur zu dokumentieren und auf das Erbe der Baukultur seit Beginn des 20. Jahrhunderts zurückzublicken. Die hier gezeigten Bauten sind Teil dieser Sammlung, welche laufend ergänzt wird.

Projekteinreichungen:
Redaktion VAF
Karin Wallmüller
wallmueller@gat.st

28/07/2014

Landesberufsschule Murau, Hans Mesnaritsch, 2012. Ansicht Ost: Werkstätten im EG, rechts: neue Unterrichtsräume im OG

Architektur: Arch. DI Hans Mesnaritsch©: paul ott photografiert

Landesberufsschule Murau

Architektur: Hans Mesnaritsch, 2012
Wettbewerb: 2006

Umstrukturierung, Sanierung des Bestands mit teilweisem Neubau

Die neuen Baukörper folgen einer einfachen aber strengen Geometrie. Sie sind in ihrer Höhenentwicklung und Anordnung so gestaltet, dass sie moderate Übergänge zu den Bestandsbauten schaffen, die Besonnung relativ enger Bereiche ermöglichen, sich der Topografie anpassen und den Grundstücksverbrauch möglichst gering halten.

Die neuen Werkstätten und Labors werden im Erdgeschoß in zwei Gruppen angelegt. Einmal südlich des Bestandes und einmal östlich am Fuße des Hanges. Über den Werkstätten wird der Klassentrakt mit neuen Unterrichtsräumen winkelförmig über beide Werkstättengruppen gezogen und bildet zusammen mit dem Bestand ein Geviert.

Der Klassentrakt im 1.OG hat eine niveaugleiche Anbindung an das Bestandsgebäude und zwei vertikale Verbindungen zu den Werkstätten, somit sind alle Räume „indoor“ zu erreichen. 
Der Erschließungs- und Pausengang vor den Klassen wechselt beim mittleren Stiegenhaus und dem durchbindenden Pausenbereich seine Lage, bringt somit Abwechslung in Bezug auf die Aussicht und bildet den Hintergrund für eine unterschiedliche Fassadengliederung. Es gibt mehrere kleine Pausenbereiche im Inneren und zwei Pausenflächen im Freien: ein kleinerer im Osten und ein großzügiges holzbelegtes Pausendeck im Süden, das auf dem Werkstättendach eingerichtet wird.

Die vorherrschenden Materialien sind Faserbeton und Holz. Durch vertikale Verglasungen ist ausreichend natürliche Belichtung gegeben. Jeder Werkstatt ist eine Umkleide- und Sanitäreinheit mit getrenntem Schmutz- und Saubergang zugeordnet - bei den Tiefbauern im EG, bei allen übrigen Werkstätten im UG, um oberirdische Kubatur und Fläche zu sparen.

Gedeckte Freiflächen befinden sich zwischen den beiden Werkstattgruppen (Durchfahrt) und im Bereich der Anbindung zum Bestand.
(Text: Hans Mesnaritsch)

Beurteilung durch das Preisgericht:
 Das Projekt besticht durch seine städtebauliche Struktur, welche in einer klaren Funktionszuordnung der einzelnen Bereiche fortgesetzt wird. Die einzelnen Baukörper sind in Relation zu Bestand und topografischer Situation gut proportioniert und lassen Außenräume von hoher Qualität erwarten. 
Die logische strukturelle Anlage ermöglicht Erweiterungen bzw. Adaptierungen bei zukünftigen Anpassungen an die Anforderungen. Die vorgeschlagene Erneuerung des Bauteiles 3 erscheint schlüssig, wird allerdings noch einer Kosten-Nutzenrechnung zu unterziehen sein. Die Unterbringung der Werkstättenlager ist ausgezeichnet gelöst, die teilweise längeren Distanzen zu den einzelnen Werkstätten werden vom Nutzer als unproblematisch angesehen. Der Festsaal ist gestalterisch und funktionell perfekt gelöst.
Unbearbeitet hingegen erscheint die Nordfassade des in den Hang gesteckten Werkstättentraktes, welche auf den Plänen nicht dargestellt und im Modell wenig ausformuliert erscheint. Die Umkleiden zu den Werkstätten sind zwar im Untergeschoß angeordnet, ihre Schmutzschleusenfunktion funktioniert jedoch. Im Internatsbereich wird die Anordnung von Stockbetten vom Nutzer als nicht ideal betrachtet, die vorgeschlagenen Freizeitbereiche weisen hingegen eine hohe Qualität auf.

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