29/11/2019

PLUS – Renovierung & Neunutzung

Krakau und Lódz
Zwei gelungene Beispiele für sanfte Renovierung und Neunutzung stillgelegter, historischer Industriekomplexe durch die einheimische, junge Kreativszene.

29/11/2019

Krakau: Tytano

©: Elisabeth Kabelis-Lechner
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©: Elisabeth Kabelis-Lechner
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Lódz: Manufaktura

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Lódz: Off Piotrkowska

©: Elisabeth Kabelis-Lechner
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Krakau und Lódz: Zwei gelungene Beispiele für sanfte Renovierung und Neunutzung stillgelegter, historischer Industriekomplexe durch die einheimische, junge Kreativszene.

Beispiel Krakau: Tytano

Zwischennutzung eines historischen Industriekomplexes, nur 13 Minuten vom Zentrum der Altstadt entfernt. Es handelt sich um die ehemals Kaiserlich Königliche Tabakfabrik (CK Rzdowa Fabryka Tytoniu). Diese wurde 1876, als Krakau unter österreichisch-ungarischer Herrschaft war, errichtet und beschäftigte in seinen besten Zeiten über 1000 Mitarbeiter, davon 90% Frauen. 2002 schloss der amerikanische Eigentümer Phillip Morris die Fabrik. Das Areal wurde an einen spanischen Immobilieninvestor verkauft. Dieser wollte einen gigantischen Hotel-Apartment-Komplex errichten, der Plan ist aber durchgefallen.
Das Areal umfasst 15.000 m2 und sechs Gebäude, es liegt nur 13 Gehminuten vom Krakauer Hauptplatz, dem Rynek, entfernt. Über zehn Jahre stand es leer.
Zwei Künstler, die schon Erfahrung mit Zwischennutzungen hatten, gründeten die Tytano Foundation. Mit dem Projektkonzept Urban Ecosystem of Ideas gelang es ihnen, den gesamten Komplex zu mieten und unterschiedlichste junge Initiativen und Unternehmungen in diese Stadt in der Stadt anzulocken. Das Angebot umfasst diverse künstlerische Initiativen, eine zentrale Veranstaltungshalle, Musiklocations, Bars, Restaurants, Cafe´s, Foodtrucks, Freiluftkino und Kletterhalle. Während meines letzten Krakau-Besuches habe ich diese trendige Eventlocation an einem Samstag, gegen Mittag durchstreift. Nach der eher stressigen Altstadtbesichtigung war es hier wunderbar entspannend – um diese Zeit haben nur Cafe´s, Bierclubs und Restaurants geöffnet. Viele junge Leute waren zum Frühstücken da, auf Liegestühlen im Schatten wurde gechillt, Kinder konnten gefahrlos herumlaufen. Ich war begeistert von der subtilen Art der Interventionen an diesem historischen Komplex und der echt lässigen Architektursprache.

Beispiel Lódz: Off Pietrowska

Lódz, heute eine polnische Stadt mit 700.000 Einwohnern, wurde erst in der zweiten Hälfte des 19. sowie Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Boden gestampft, als zahlreiche Betriebe der Textilindustrie sich hier in der wasser- und holzreichen Gegend niederließen und wegen blühender Geschäfte rasch Zehntausende von Arbeitskräften benötigt wurden. In Lódz gibt es auch nach dem Niedergang der Textilindustrie viele alte Industriegebäude. Einige davon sind in letzter Zeit einer anderen Nutzung zugeführt worden – am wohl bekanntesten ist die 27 Hektar große Manufaktura, die ehemalige Textilfabrik von Izrael Poznanski, eine der größten derartigen Fabriken weltweit. Diese Fabrik wurde von einem polnischen Entwickler gemeinsam mit Developern gekonnt zu einem riesigen Shopping- und Freizeitareal umgestaltet.

Ein Gegenpol zur Manufaktura ist Off Piotrkowska, die ehemalige Baumwollfabrik von Franciszek Ramisch, ein sanft renovierter Industriekomplex, der direkt an die fast fünf Kilometer lange, beliebte Piotrkowska-Straße – eine der längsten Einkaufsstraßen und Fußgängerzonen Europas – angrenzt. Auch hier plante der neue Eigentümer, ein kleines Shoppingcenter mit Lofts und Hotel nach Art der Manufaktura zu errichten. Dazu ist es glücklicherweise nicht gekommen. Heute gibt es hier einen bunten, alternativen Mietermix, verschiedene Betreiber von Designshops, Bücherläden, Restaurants, Clubs und Bars, Foodtrucks, sowie weitere Betriebe wie eine Sprachschule und ein Kochstudio. Während meines Stadtbesuchs anlässlich eines Spazierganges in der Ulica Pietrowska bin ich über diese Location zufällig gestolpert. Es hat mir so gefallen, dass ich mehrfach hierhergekommen bin, um diesen besonderen Ort bei einem guten, polnischen Bier zu genießen.

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