13/10/2017

Pneumatisches Dach im Hof des Palais Attems von Architekt Thomas Herzig – eine temporäre, wiederverwendbare, selbsttragende Konstruktion.

Auftragswerk des steirischen herbst 2017

Das Dach wird in Zukunft immer wieder für Events im Palais eingesetzt werden.

in der GAT-Serie architektur> werden Bauwerke innerhalb und außerhalb Österreichs präsentiert, die an der Schnittstelle von Architektur und Kunst einzuordnen sind. Bei der Kuratierung werden Projekte von AkteurInnen bzw. ProtagonistInnen mit Bezug zur Steiermark bevorzugt.

13/10/2017

Pneumatisches Dach im Hof des Palais Attems

©: Thomas Herzig / pneumocell
©: Thomas Herzig / pneumocell
©: Thomas Herzig / pneumocell
©: Thomas Herzig / pneumocell
©: Thomas Herzig / pneumocell
©: Thomas Herzig / pneumocell

Pneumatische Überdachung für das Palais Attems
Temporäre wiederverwendbare Konstruktion

„Alle lebenden Konstruktionen der Natur sind Pneus“. Diese bereits in den 50er-Jahren von Frei Otto geäußerte Erkenntnis begleitet mich stets, seitdem ich vor zwölf Jahren begonnen habe, pneumatische Gebäude, Möbel und Objekte zu entwickeln, zu planen und zu produzieren.
Ein Pneu besteht aus einer flexiblem Membran die von einem flexiblen Medium unter Druck gefüllt ist. Form und Stabilität resultieren im Zusammenwirken der Membrangeometrie mit dem innerem Druck, wobei der Pneu immer automatische jene Form annimmt, bei welcher die Oberfläche das maximale Volumen umfasst.
Ein Pneu formt sich daher immer nach seinen eigenen geometrischen und physikalischen Gesetzen. Anders als bei harten Materialien lässt sich einem Pneu keine Form aufzwingen. Es geht daher bei der Gestaltung nicht um Formgebung, sondern vielmehr um Formfindung.
Da bei einem Pneukörper keine Druckkräfte und somit auch keine Knicklasten auftreten, sind pneumatische selbsttragende Konstruktionen in Hinblick auf geringen Materialverbrauch jeder anderen Konstruktionsmethode überlegen.
Seit Jahrhunderten arbeiten Architekten und Ingenieure beginnend mit den immer schlanken hohen Pfeilern der gotischen Kathedralen bis zu modernen Stahl-/Glaskonstruktionen auf die „Entmaterialisierung“ des Bauens hin. Mit transparenten pneumatischen Konstruktionen findet diese Entwicklung derzeit ihren technisch machbaren Höhepunkt.
Genau so ein entmaterialisiertes transparentes Dach hatte der Produktionsleiter des steirischen herbst, Dominik Jutz im Sinne, weshalb er mich vor ca. einem Jahr kontaktierte und einlud, dieses Projekt zu realisieren.
Das nun ausgeführte Dach besteht aus acht pneumatischen Modulen, die sich wie quasi Tortenecken radial aneinanderfügen.  Die Geometrie ist ein Hybrid, der als flache Pyramide an der Basis beginnt und zur Mitte hin sich zu einem ansteigenden Kegel formt.
Die Mitte wird von einem blütenförmigen Element gekrönt.  Die „Blüte“ lässt sich peumatisch gesteuert öffnen, wodurch bei Hitze die Luft oben abziehen kann.
Die Konstruktion besteht ausschließlich aus transparenter Polyurethanfolie und überspannt die fast 18 Meter ohne jegliche feste Bauteile und ohne sonstige Unterstützung.  Die Konstruktion ist nahezu luftdicht. Wenn der Druck abfällt, sorgen zwei voneinander unabhängige über Druckschalter gesteuerte Seitenkanalverdichtergebläse automatisch für Ausgleich.
Durch die hohe Transparenz bleiben die barocke Hoffassade des Palais Attems sowie auch der Himmel weiterhin nahezu ungehindert erlebbar.
Das Dach ist eine mobile Konstruktion, und wird in Zukunft immer wieder für Events im Palais eingesetzt werden.

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+