03/04/2023

Aus Anlass des Brandes der Rösselmühle und um das Geschehen und die Diskussion um die Mühle auf www.gat.news nachvollziehbar zu machen, fassen wir eine Auswahl bisheriger und künftige Artikel, in denen die Mühle eine Rolle spielt, zusammen.

Zuletzt aktualisiert: 16.1.2024

03/04/2023

Proteste um die Rösselmühle, Januar 2024, kurz vor der Wiederaufnahme der Abbrucharbeiten an den zwei Silotürmen

©: Peter Laukhardt

© feyferlik

Am Samstag, dem 1.4.2023, brannte in der Grazer Innenstadt im Stadtteil Gries die Rösselmühle. Die Brandursache ist mittlerweile ermittelt, jugendliche Täter in einem Verfahren dafür verantwortlich gemacht. Das volle Ausmaß der Schäden durch das Feuers ist, fast ein Jahr nach dem Brand, aber immer wieder Auslöser für Konflikte. Laut Eigentümer sollen nun doch weite Teile der Bausubstanz abgerissen, statt erhalten werden. Schon direkt nach dem Brand wurden das Konfliktpotenzial öffentlich thematisiert. Aktuell steht die Haltung der Fachszene den Interessen der Eigentümer und einer passiven Stadtregierung gegenüber. Man protestiert gegen einen Abriss.

Wir bemühen uns auf gat.news kontinuierlich über das Thema der Entwicklung des Areals zu berichten. So wird nicht nur dieser Beitrag von Zeit zu Zeit aktualisiert, sondern sukzessive werden weitere Beiträge zum Thema Rösselmühle in diesem Dossier ergänzt.

 

Stand 3.4.2023: ... Aber zu viel Geduld macht eine Lücke auf, die sich mit Spekulationen füllt. Während sich Medien in der Berichterstattung über das Geschehen um den Brand nicht zurückhalten und deren Leser:innen in spekulativen Kommentaren recht deutlich werden, stehen Reaktionen anderer Seiten wie z. B. der Stadt aus. Die Koalition verweist aber darauf, dass die Rösselmühle in den nächsten Wochen Thema werden wird.

Nicht gezögert mit einer Reaktion hat die Mit-Eigentümerin und für die Entwicklung des Areals verantwortliche ÖSW, die als Wohnbauträger 50,01 Prozent der Anteile der Rösselmühle besitzt. Sie wurde in verschiedenen Artikel z.B. in der Kronen Zeitung und der Kleinen Zeitung mit ihren konkreten Vorstellungen zur zukünftigen Verwendung als Wohnprojekt und "Gemischtes" zitiert. Sie verspricht ein "super Gesamtkonzept" umzusetzen, das die Postgarage, den Oeverseepark und das nahegelegene Geriatriezentrum einbindet.

Eine Umwidmung des Grundstücks von Industrie- zu Kerngebiet steht schon länger zur Diskussion. Ideen gibt es für eine Umsetzung als Kerngebiet – nach Definition des steirischen Raumordnungsgesetzes Flächen in Zentrumszonen mit einer im Vergleich zu anderen Baugebieten höheren Nutzungsvielfalt und Bebauungsdichte in entsprechender Verkehrslage, die vornehmlich für bauliche Anlagen für Erziehungs-, Bildungs- und sonstige kulturelle und soziale Zwecke, Handels- und Dienstleistungseinrichtungen, Hotels, Gast- und Vergnügungsstätten oder Verwaltung und Büros verwendet werden – ausreichend viele. Ein Komitee aus Professor:innen, Architekt:innen und weiteren Fachleuten hatte sich z.B. Anfang 2022 zusammengetan, um eine am Nutzen für die Allgemeinheit orientierte Verwendung des Standorts im Gegensatz zur reinen Wohnbebauung zu etablieren. Das Argument gegen anlegerorientierte oder dauerhafte Wohnnutzung greift den in dem Stadtteil Gries hohen sozialen Druck auf, der wohl eher Flächen für Ausgleich, Erholung, kulturelle Produktion und Spielräume vertragen könnte.

Warum sich die Stadt Graz und die Grazer Politik äußern sollten, ist aus fachlicher Perspektive mit dem Wert der Anlage für die städtische Entwicklung zu argumentieren. Das Areal der stillgelegten Industrieanlage birgt Potenzial als Pilotprojekt für kulturell nachhaltige und insbesondere sozial verträgliche wie klimaorientierte städtebauliche Entscheidungen. Bisher blieb offen, wie genau die Stadt einen Mehrwert für die Bewohner:innen schaffen will.

Der Brand könnte das tragische Ende des Industriegebäudes sein, aber er verschafft auch der Diskussion um die Potenziale der Anlage notwendige, öffentliche Aufmerksamkeit. Reaktionen – noch besser wären konkrete Aussagen zu Widmung und Bebauungsplanung – von städtischer wie politischer Ebene wären jetzt angebracht. Ein Ausbleiben einer partizipativen und offenen Entwicklung im Sinne der Allgemeinheit wäre ein Fauxpas, dessen Folgen unverrückbar in Beton gegossen werden.

Um das Geschehen zur Rösselmühle sichtbarer auf www.gat.st und nachvollziehbarer zu machen, fassen wir eine Auswahl bisheriger Artikel, in denen die Mühle eine Rolle spielte, hier zu einem Dossier zusammen.

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