23/07/2009

Über die Chirurgie – Start des Neubaus der Chirurgie am LKH Graz

In vier Bauetappen soll binnen 14 Jahren das chirurgische Zentrum auf europäischen Top-Standard gebracht werden. Derzeit laufen die Finanzierungsverhandlungen.

Architektur
Markus Pernthaler

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23/07/2009

C-Trakt, Chirurgiekomplex am LKH-Univ.-Klinikum Graz, gesehen vom Leonhardplatz.

C-Trakt, gesehen vom Leonhardplatz

Zwei Fotografien zeigen den Chirurgieblock um 1913 und 2009

4 Bauetappen

Schaubild Wettbewerbssieger Zubau Süd, Planung: Architekt DI Markus Pernthaler ZT GmbH, Architekten Titus Walter Pernthaler ZT GmbH, Lorenz Consult ZT GmbH

Modell Wettbewerbssieger

Modell Wettbewerbssieger. Fotos: wm

Akuter Handlungsbedarf besteht hinsichtlich der Sanierung des Chrirurgieblocks am LKH-Univ.-Klinikum Graz. Seit 2006 verhandeln das Land Steiermark, die KAGes und die Medizinische Universität mit den zuständigen Bundesministerien um die Mitfinanzierung für Neubau und Sanierung des Chirurgiekomplexes am LKH Graz. Der Architekturwettbewerb ist durchgeführt. In vier Bauetappen soll binnen 14 Jahren das chirurgische Zentrum auf europäischen Top-Standard gebracht werden. Derzeit laufen die Finanzierungsverhandlungen über diesen „LKH 2020 Vertrag“ zwischen dem Bund und dem Land Steiermark.

Zwei Fotografien zeigen den Chirurgieblock: Die ältere den am Jugendstil orientierten und in durchgestalteten Pavillons ausgeführten Bestand wenige Jahre nach der Eröffnung des neuen LKH Graz im Jahr 1912, die aktuelle gibt eine Übersicht der derzeitigen Situation, die wie ein Konglomerat anmutet und die sich über viele Jahre aus dem jeweiligen Bedarf entwickelt hat. Entsprechend den verschiedenen Fachdisziplinen bestehen teils separierte Objekte für die Orthopädieambulanz, den Urologie-OP, die Orthopädieeingriffsräume, die Kieferchirurgie, den Unfallchirurgie-OP, die Herztransplant-Intensivstation – hochfunktionelle Trakte, die aus der Notwendigkeit entstanden sind.

Zeitgemäße Krankenhausorganisation erfordert zentralisierte Strukturen, die logistisch effiziente Analyse- und Versorgungsabläufe für Patienten ermöglichen. Ganz allgemein zeigt sich in der gegenwärtigen Spitalsorganisation eine Tendenz zu tagesklinischen Zentren, nach denen kürzere Patientenaufenthalte, vor allem bei kleineren Operationen, nicht allein mit Kostenoptimierung verbunden, sondern nachweislich auch einem rascheren Heilungsprozess zuträglich sind. Ein Fundament dafür bildet die gezielte Bauplanung. Der gerade stattfindende Paradigmenwechsel führt weg von individuellen Einheiten und hin zu zentralisierten Strukturen. Dieses Projekt „Zielplanung Chirurgie“ im Verband „LKH 2020“ soll in vier Bauetappen erfolgen und bis zum Jahr 2020 fertig gestellt werden. Den im Vorjahr ausgelobten Wettbewerb konnte mit Konzept und Entwurf die Grazer Bietergemeinschaft Architekt DI Markus Pernthaler ZT GmbH, Architekten Titus Walter Pernthaler ZT GmbH und Lorenz Consult ZT GmbH für sich entscheiden. Priorität hat die „dringliche Bauetappe 1a (Zubau Süd)“, die Errichtung eines Neubaus als „Zubau Süd“ mit Stationshaus und Rochadeflächen. Auf 14.000 m2 Nutzfläche werden die Funktionen Operation, Ambulanzen und stationäre Bereiche untergebracht. Der Vorteil eines Hochhausspitals ist, dass alle Abläufe um Patienten logistisch effizient auf konzentriertem Raum erfolgen können. An der Basis („Breitfuß“) eines vertikalen Erschließungskerns liegen demnach Ambulanzen und drei OP-Etagen á acht OPs, darüber angeordnet befinden sich die stationären Bereiche und darüber die Hubschrauberlandeplätze. In Vergleich etwa mit dem Wiener AKH wird sich der Grazer Bau mit seiner implodierten Form und der exponierten Lage durch den deutlich größeren Tageslichtanteil auszeichnen. Der 45 Meter hohe Turm wird an seiner Fassade mit einem beweglichen Sonnenschutz und Sonnenkollektoren ausgestattet sein.

Nach dieser ersten Bauetappe zieht der so genannte C-Trakt (das Hochhaus mit dem Help-Transparent), der in den 1960er Jahren von der „Werkgruppe“ um Prof. Werner Hollomey errichtet wurde, in den Zubau Süd. Mit Bauetappe 2a werden die Pflegestationen im C-Trakt generalsaniert und der Funktionstrakt ausgebaut, bis schließlich mit 4a die Adaption und Generalsanierung des Altbaues (A-Trakt) für Ambulanzen, Verwaltungsbereiche, Tagesklinik, Forschung und Lehre in Angriff genommen wird. Mit dem Planerteam um Markus Pernthaler soll aus derzeitiger Sicht in zwei Jahren gestartet werden. Als nicht unproblematisch aber erweisen sich die Verhandlungen um die Finanzierung, die zu etwa einem Drittel durch den Bund und zu zwei Dritteln vom Land Steiermark getragen werden sollen.

Dem bestehenden Bau dürfte ein Ablaufdatum beschieden sein, der Stahlbeton ist sichtlich angegriffen. Beton war in der Architektur der 1960er und 70er Jahren etwas Besonderes, während man heute feststellt, dass er eher dem Schutz der Bewehrungseisen diente. Der C-Trakt der „Werkgruppe“ galt als Vorzeigeobjekt für Grazer Architektur in den 1970ern. Jetzt aber genügen diese Strukturen nicht mehr, die Flächen sind zu gering. So gibt es beispielsweise zu wenige WCs für stationäre Einheiten, es bestehen Schwierigkeiten mit den Fallsträngen und die außen liegende Tragstruktur des Gebäudes war immer der Witterung ausgesetzt. Den derzeitigen Betrieb machen aber vor allem die langen Wege zwischen den einzelnen Stationen teuer. An der Betriebskosteneinsparung durch das neue Konzept hat auch maßgeblich das gerade fertiggestellte unterirdische Transportwegesystem teil, das nach dem Modell des LKH Klagenfurt entwickelt worden ist und in seinen Anschlüssen bereits dem Neubau entspricht.

Mit den Entwürfen und der sukzessiv zu entwickelnden Zielplanung durch Markus Pernthaler, der als hervorragender Spitalsplaner gilt, zeigt sich die KAGes höchst zufrieden, nachdem der Architekt auch Anwalt für die Patienten sein muss.

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