23/01/2024

Die Filme "Der Musikstaat" und "3400 Semmeln" sind beide Klassiker der Dokumentation, gleichzeitig Roadmovies, die Geschichte und Gegenwart geschickt verbinden. Was das vielseitige Werk von Heinz Trenczak auszeichnet, ist das enorme Netzwerk an Referenzen und die interessanten, engagierten Mitarbeiter:innen und Freund:innen, die seine Liebe zu den Menschen teilen. Am 24.1. und 24. 2. 2024 gibt es Gelegenheit noch weitere gesellschaftspolitische Filme von Heinz Trenczak anzuschauen!

23/01/2024

Design ohne Titel, copyright CLIO, Culture Unlimited

©: culture unlimited

 Bettelquartett 2011, Breisach, Pucher, Harnoncourt, Benedek, Homepage von Culture Unlimited, Fotograf:in  unbekannt

Cover Trenczak Zeitenblicke 2024

©: CLIO - Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit

Impressionen der Ausstellung © Alexander Danner, der zusammen mit David Kranzelbinder ausgestellt hat

Anlässlich des 80. Geburtstags von Heinz Trenczak finden im Jänner und Februar 2024 in Graz drei Filmveranstaltungen statt:

Das ganztägige Symposium „Volxfilme" im Heimatsaal, ein Screening im GrazMuseum mit „Protestfilmen" und eine Vorführung von Trenczaks Opus magnum „Granny's Videos" im Filmzentrum im Rechbauerkino. Last but not least: Jüngst ist im Grazer Verlag CLIO Trenczaks Buch „ZEITENBLICKE" erschienen, mit Texten aus dreieinhalb und Fotos aus rund sieben Jahrzehnten sowie mit der Filmographie des Regisseurs.

Nach jeder Filmvorführung gab und gibt es Diskussionsrunden und Gelegenheit für Fragen und Gespräche!

Bei dem Themenkomplex Volxfilme, der am 12. 01. 2024 im Volkskundemuseum stattfand, wurden drei Musikfilme und „3400 Semmeln“ gezeigt und besprochen:Zuhören Aufhören“ – Von steirischen Musikanten. „Noarnfülm“ – 25 Jahre Aniada a Noar.

Im Rückblick bleibt die Besprechung der Filme „Der Musikstaat“ und „3400 Semmeln“ in der Gegenwart, nicht nur was die Sprache betrifft: Diese kurze Empfehlung hebt das zivile Engagement einiger hervor, welches ja nach dem sogenannten Flüchtlingsstrom nicht „abgeebbt ist“.

-

"Der Musikstaat" 

90 Min., Farbe & s/w; Bolivien/ Österreich 2008/ 2013

In einer Auswahl von drei Musikfilmen verquickt „Der Musikstaat“ die emotionale Ästhetik verschiedener Musikgenres geschickt mit Geschichte und Gegenwart Südamerikas. In einem beziehungsreichen Display werden einzelne Teile musikalisch durchdrungen und verwoben. Die Musikstücke werden ausgespielt und sind somit mehr als nur Rahmenhandlung für verschiedene Facetten der Kolonialisierung. 

Hier wird ein etwas humanerer Teil der Kolonialisierung beleuchtet: die katholischen Jesuiten riefen den Musikstaat aus, als sie  Mitte des 18 Jhd. mit ihren „Kreuz-Fahrt-Schiffen“ in See stachen, 1748 kommt ein Schiff aus der „Alten Welt“ in Bolivien an. Der Architekt und Theologe Hans Roth war nicht mit „on Board", da er zwei Jahrhunderte später geboren wurde. Jedoch restaurierte Hans Roth zwischen „1972-99 in den sechs Jesuitenreduktionen in der bolivianischen Provinz Chiquitos fünf barocke Holzkirchen. Roth, der 1975-99 in Concepción wohnte und 1976 aus dem Orden austrat, errichtete in Chiquitos im Rahmen von Entwicklungsprojekten zudem zahlreiche Neubauten, darunter sechs Kirchen, aber auch Lehrwerkstätten und Wohnungen. Seit 1990 gehören die ehemaligen Reduktionen zum Unesco-Weltkulturerbe. " (Aus dem Historischen Lexikon der Schweiz).

Die bolivianische Provinz Chiquitos ist der weitläufige Ort, den der Filmemacher Heinz Trenczak in „Der Musikstaat“ gemeinsam mit der Co-Regisseurin, Cutterin und Sprecherin Andrea Schabernack begeht und bespielen lässt. In Chiquitos findet alle zwei Jahre das Internationale Festival der Amerikanischen Renaissance- & Barockmusik – Missiones de Chiquitos statt. In diesem „Roadmovie“ werden viele Eindrücke dokumentiert. Wie bei allen seinen Filmen und Dokumentationen hat Heinz Trenczak viele liebe Menschen „im Schlepptau“ (ohne „Schlepper“ zu sein, ironische Anmerkung der Redaktion im Hinblick auf „3400 Semmeln“) und lässt sie zu Wort kommen und in ihrer Doppelbegabung „in Erscheinung treten“.

Dazu gehört sicher Andrea Schabernack, die unter anderen mit ihrer Stimme die verschiedenen Stationen des Leidens von Jesus in Analogie (der Kreuz-Weg) setzt zur gegenwärtigen politischen Situation Südamerikas. Beeindruckend ist auch die Übersetzerin Anke Drawert, deren gesellschaftspolitisches Engagement weit über das Dolmetschen vom Spanischen ins Deutsche hinausgeht und sozusagen als eine Protagonistin im Film mit agiert. Die Musikalität dieses Films und vieler anderer lässt sich sicher aus der Vita von Heiz Trenczak begründen: als Kind einer ungewöhnlichen Frau, Emma Hoffer-Sulmthal, (mit dem Film "Granny’ Video" setzt er seiner Mutter ein Denkmal), studiert er ebenfalls Musik und arbeitet in den 70er beim WDR Köln. Als Musikredakteur wird er bei zahllosen Features, Porträts und Dokumentarfilmen Drehbuch und Regie machen.

In den 1980ern gründet Heinz Trenczak gemeinsam mit Bogdan Grbic und Peter Zach die Filmzeitschrift „Blimp" (Filmwerkstatt Graz) und veranstaltet unter anderem ein Filmfestival im steirischen herbst 1984. Viele spannende und engagierte Menschen schart Heinz Trenczak um sich, die hier nicht alle namentlich erwähnt werden. In diesem Zusammenhang verdienen sicherlich Peter Zachs Filmproduktionen Erwähnungen, darunter unter anderen:

„ Brezmejno -Beyond Boundaries "

Ein poetischer Film von verschiedenen Grenzen mitten in Europa von: „Dort und Hier“, ein Land, in dem man Gute Nacht in vielen Sprachen sagen kann: Buona Notte, Bon nuit, Laku noc: „Abendland“!

-

"3400 Semmeln" – Flüchtende. Helfende. Menschen.

3400 Semmeln“ ist mittlerweile ein Zeitdokument wie Kultum schreibt: „Der Film von Heinz Trenczak, (...) für das an 13 verschiedenen Orten in Graz realisierte Projekt „Kunst der Flucht. Kunst der Fuge“ gezeigt wird. Während Freiwillige 2015 in der Steiermark Kleidung sammelten, an Grenzübergängen heißen Tee an frierende Ankommende ausschenkten und in hunderten kleinen Ortschaften Deutschunterricht in Flüchtlingsquartieren organisierten, griffen Trenczak und zehn weitere Filmemacher*innen zur Kamera. Fünf weitere Jahre lang dokumentierten sie die Schicksale von Menschen, die Krieg und Flucht überlebt hatten, aber auch von jenen, die sie nach ihrer Ankunft in Österreich menschlich unterstützen. In „3400 Semmeln“ dokumentiert Heinz Trenczak aber auch die Proteste für eine menschlichere Asylpolitik und das legendäre Protestcamp im Grazer Stadtpark, in dem syrische und irakische Asylsuchende auf überlange Verfahrensdauern, verzögerte Familienzusammenführungen und die Gefahr für ihre Angehörigen im Kriegsgebiet hinwiesen. Schauplätze wie das Protestcamp im Stadtpark, das Transitlager Schwarzlhalle, der Gemeinschaftsgarten der Plattform Willkommenskultur in Mureck, der Grenzübergang Spielfeld mit der selbstorganisierten Küche und die Kleiderausgabe des Spendenkonvois Graz zeigen die Vielfalt an Initiativen der Zivilgesellschaft in der Steiermark, die seit 2015 entstanden ist.“

Diejenigen, die Asylsuchende in Österreich unterstützten und noch immer unterstützen, zeigen Zivilcourage und setzen sich manchmal selbst Gefahren aus, die sie selbst zu justiziellen Opfern werden lassen.

Einer davon war Wolfgang Feigl, ehemaliger Stadtrat von Weitz, der Menschen uneigennützig über „die Grenzen“ half und sich deshalb vor einem Gericht in Bayern als Angeklagter für „Schlepperei“ verantworten musste. Die Filmproduktion „Vis-a-Vis“ schafft es auch hier wieder, eine amüsante Dokumentation dieser Gerichtsreise von Wolfgang Feigl und dem Kaffeehaus- und Gerichtszeichner Walter Felber zu produzieren: https://www.youtube.com/watch

Schauen Sie selbst, es lohnt sich!

(Der Flyer vom Film ist als PDF dem Artikel hinzugefügt und benennt namentlich das Engagement und die Zivilcourage der Involvierten als auch die Techniker:innen und Musiker:innen!)

Weitere Termine zur Veranstaltungsreihe:

Programm

Mittwoch, 24. Jänner 2024 | 18:00 bis 20:00 Uhr | Graz Museum
Heinz Trenczak - Protestfilme - culture unlimited

Veranstaltungsort GrazMuseum 24. Jänner 2024 | 18 bis 20 Uhr 

ORF-Bericht zur Premiere des Bettelverbot-Films

Graz – Hauptstadt des Bettelverbots

Zwei Tage im April – Wir empören uns!

Erinnern Sie sich? Jochen Gerz: NS-Mahntafeln „63 Jahre danach"

 

Samstag, 24. Februar 2024 | 15:00 bis 17:00 Uhr | Filmzentrum im Rechbauerkino
Heinz Trenczak - Das Opus magnum - culture unlimited 
 

 Opus magnum Granny's Videos – Aus dem Leben von Emma Hoffer-Sulmthal

Anmeldung unter info@team.culture-unlimited.co@m| 0664 213 138

Veranstalter

CLIO - Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+