02/12/2021

Neuerlicher Konflikt um die Räume der Architektur-zeichensäle an der TU Graz abgewendet

Es hätte ein Krimi werden können und wurde eine Geschichte mit Happy End. Die Zeichensäle der Architektur-studierenden an der TU Graz standen ein weiteres Mal unverschuldet mitten im Zentrum eines Interessens-konflikts. Anfang November sollte der AZ2 aus seinem Raum in der Alten Technik abgesiedelt werden.
Gestern Nachmittag dann die Nachricht eines Happy Ends im Sinne der Zeichensäle:
AZ2 bleibt.

Claudia Gerhäusser berichtet

02/12/2021

Foto: AZ2

Gestern Mittag noch sollte hier auf GAT ein informativer Bericht zur angespannten Lage bezüglich der Architekturzeichensäle an der TU Graz erscheinen. Ich hatte mit dem Dekanat der Architekturfakultät, den Studierenden der Zeichensäle gesprochen und das Rektorat der TU Graz um eine Aussage zum Stand der Dinge befragt. Ehemalige Zeichensaalangehörige hatten Unterstützung zugesichert. Der Artikel war geschrieben und formulierte die verschiedenen Perspektiven auf einen eher unglücklich verlaufenen Konflikt um Raumressourcen an der Alten Technik. Kommende Woche wäre ein Follow-Up zum Thema erschienen.
Dann kam alles anders. Ich erhielt einen Anruf der Studierenden. Sie seien informiert worden, dass es eine andere Lösung für das Raumproblem gibt und dass der AZ2 bis auf Weiteres im zweiten Obergeschoss der Alten Technik verbleiben kann. Am Abend wurde ich offiziell vom Rektorat informiert, dass der Zeichensaal nicht umsiedeln muss. Aus meiner Headline wurde damit in Sekunden eine Randnotiz.
Gratulation, Erfolg, Sektstimmung. Ein klares Nein der Studierenden zum Umzug, der Zusammenhalt in den Zeichensälen und die dennoch deutlich signalisierte Kooperationsbereitschaft hat im Rektorat zum Umdenken geführt. Darüber hinaus scheint es glücklicherweise eine realisierbare Alternative zur bisherigen Planung zu geben. Nichtsdestotrotz dreht sich die Geschichte um ein wichtiges Thema. Deshalb der Entschluss Teile des geplanten Artikels hier zu veröffentlichen.

Zum Geschehen
Die Verantwortlichen der Universitätsleitung informieren Anfang November die Sprecherin des Architekturzeichensaals AZ2 über die Pläne den Zeichensaal aus dem Gebäude der Alten Technik in Ersatzräume in der Lessingstraße umzusiedeln. Anlass sei die räumliche Erweiterung des Instituts für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft. Dem vorangegangen ist ein mehrjähriger Entscheidungsprozess, über den zwar streckenweise die Architekturfakultät informiert, in den aber nicht die Nutzer:innen des AZ2 eingebunden waren.

Bisherige Situation
Bisher bilden die vier Zeichensäle AZ1/AZ2/AZ3/AZ4 im 2. Und 3. Obergeschoss der Alten Technik eine räumliche Einheit. Diese räumliche Nähe ist existenzieller Bestandteil der Zeichensäle, unterstützt sie doch den kollektiven Grundgedanken der selbstorganisierten Gemeinschaft und macht vieles, für das die Zeichensäle stehen, erst möglich: Sozialer Zusammenhalt, konstruktiver und fachlicher Austausch zwischen unterschiedlichen Semestern, stabile Netzwerke und nicht zuletzt die Haltungen und Freundschaften, die über das Studium hinaus bestehen. Das ist seit den 60er Jahren so, wie ein Artikel im ORF über OPEN:24h schon vor 20 Jahren verdeutlicht. Damals ging es darum, die Architekturausbildung zeitgemäß zu halten und mit „nicht-determinierten Arbeits- und Ausbildungsstrukturen“ eine Nachhaltigkeit für die Praxis zu sichern.
In mehr als neun Fachrichtungen gibt es zur Zeit Zeichensäle an der TU Graz. Sie werden als attraktiver Faktor für ein Studium an der TU Graz auf der Homepage angeführt. „Gemeinsames Lernen, gegenseitige Unterstützung, Wissens- und Erfahrungsaustausch“, sind die Argumente für die Zeichensäle und ergänzend wird erwähnt, dass die Zeichensäle den Studierenden dabei helfen, „zügig in Ihrem Studium voranzukommen!“

Die begehrte Ressource
Der Raum des AZ2 in der Rechbauerstraße ist ein 90 m2 großer ca. 5 Meter hoher Raum, der ohne weitere Unterteilungen von Studierenden als eine Art Atelier genutzt wird. Der Raum liegt im barrierefrei zugänglichen 2. Obergeschoss des Hauptgebäudes der Alten Technik.

Die vorgeschlagenen Ersatzräume
Die Ausweich-Räume in der Lessingstraße sind kleine, nebeneinanderliegende Räume, die sich für klassische Büroarbeit anbieten. Atelierarbeit ist dort schwer möglich. Sie liegen nicht im Hauptgebäude der Alten Technik.

Alternative Räume im Gespräch? Ein EDV-Labor und -Lernraum im 2. Obergeschoss der Alten Technik zum Beispiel erfüllt die Kriterien für eine Institutsnutzung in besonders guter Weise. Es existiert zudem ein Gang, der den Raum mit dem Institut für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft direkt verbinden könnte. Der Raum ist dem Zentralen Informatikdienst (ZID) zugeteilt, der bisher leider auf keine Gesprächsanfrage der Studierenden des AZ2 einging.

Bis gestern offene Fragen
Es geht in diesem Konflikt um die knappen Raumressourcen der Alten Technik in der Rechbauerstraße 12 und um veränderten Raumbedarf einzelner Interessensgruppen. Das ist weder ein neues, noch ein unlösbares Problem. Leider werden Entscheidungen über die Nutzung der begehrten Räume seit Jahren auf immer gleiche Art und Weise durchgesetzt, ohne alle Betroffenen konstruktiv einzubinden. Wieso geht das nicht anders? Dabei wäre Kooperation in diesem Fall so einfach, schließlich sitzt man buchstäblich unter einem Dach.

Mittlerweile ist klar, dass es anders gehen kann. Die Studierenden haben mit Plakaten und einer sichtbaren Aktion im Hof der Alten Technik klargemacht, dass der Zusammenhalt der vier Zeichensäle nicht in Frage gestellt werden darf. Antonia Prohammer ist Teil einer Task-Force der Architekturzeichensäle, die das Geschehen und die Aktionen im aktuellen Fall organisiert. Sie erklärt das gemeinsame Ziel: „Räumlich zusammenbleiben, die eigenen Interessen klar kommunizieren, eine alternative Lösung ins Gespräch bringen und dranbleiben.“ Das Rektorat reagierte und entschied sich letztlich für eine Lösung, die den AZ2 nicht betrifft.

Wünschenswert bleibt heute, wie in Zukunft, die Sprecher*innen der Zeichensäle in etwaige Pläne des Rektorats zu einem Zeitpunkt einzubinden, an dem Entscheidungen offen sind. Und Ja, man darf als Studierende auf ein Bleiberecht pochen und die Öffentlichkeit auf sich aufmerksam machen, um das eigene Interesse – um das Interesse der Zeichensäle und kommender Generationen von Architekturstudierenden – zu vertreten. Man muss sogar und kann mit breiter Unterstützung rechnen. Die Architekturfakultät unterstützt das Anliegen der Zeichensäle und steht zum jetzigen Zeitpunkt hinter einem Verbleib der vier Zeichensäle im Hauptgebäude.

AZ2 bleibt, ist Best-Case-Scenario.

Bernhard Hafner

Ich freue mich, dass es so bleibt, wie es ist und war, als zur Mitte der 1960-er Jahre im AZ2 wirkte. Ich wundere mich nur, dass das Erhalten des AZ2 überhaupt infrage gestellt wird. Es war damals der Ort, wo Architekturausbildung und -werden stattfand. Möchte das auch dem Zeichensaal und dem Rektorat sagen. Mir fehlen aber die E-Mail Adressen von Ansprechpartnern. Hätte sie gerne, denn ich könnte Sie immer unterstützen, wenn esgewünscht wird.
(Bernhard Hafner)

Di. 07/12/2021 6:48 Permalink
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