10/11/2007
10/11/2007

Michelehof 6971 Hard, Vorarlberg. Bauherr: Albert Büchele. Planung: Arch. DI Philip Lutz. Foto: © Nina Baisch

Landessonderschule mit Internat Mariatal, 6233 Kramsach, Tirol. Bauherr: Amt der Tiroler Landesregierung, Abt. Hochbau, Innsbruck. Planung: Marte.Marte Architekten. Foto: © Bruno Klomfar

Wachzimmer/Help U/Lichtband Karlsplatz, 1040 Wien. Bauherr: Magistratsdirektion – Geschäftsbereich Bauten und Technik. Planung: Arquitectos ZT KEG (H. Pretterhofer/D. Spath).

Wolkenturm – Freilichtbühne Schlosspark Grafenegg 3285 Grafenegg, NÖ. Bauherr: Grafenegg Kultur Betriebsges.m.b.H. Planung: the next ENTERprise-architects (M.-T. Harnoncourt/E. Fuchs). Foto: © Lukas Schaller

Bildungszentrum Campus Krems 3500 Krems/Donau, NÖ. Bauherr: Favia Grundstücksvermietungs GmbH. Planung: Feichtinger Architectes. Foto: © Margherita Spiluttini

Am 09.11.2007 feierte die Zentralvereinigung der Architekten Österreichs (ZV), im Semperdepot - Arelierhaus der Akademie der bildenden Künste Wien, ihr 100-jähriges Bestehen. Ursprünglich Standesvertretung der Architekturschaffenden, ist die ZV heute eine Vereinigung, die für Baukultur und Architekturqualität eintritt. Sie regt Diskussionen zu Architektur und Städtebau an und gibt Impulse zur Weiterentwicklung des berufsbildes der ArchitektInnen.

Die Mitglieder der ZV streben nach höchster Qualität in der Architektur. Berühmte ZV Mitglieder waren u. a. Otto Wagner, Josef Hoffmann. Clemens Holzmeister. Eugen Wörle; heute zählen bekannte Namen wie Baumschlager & Eberle, Günther Domenig. Henke & Schreieck, Wilhelm Holzbauer, Gustav Peichl, Heinz Tesar und der derzeitige ZV-Präsident Hans Hollein dazu. Ebenfalls am 09.11.2007 wurde im Az W der Bauherrenpreis, den die Zentralvereinigung der Architekten Österreichs in diesem Jahr zum 40. Mal ausgelobt hatte, verliehen. Der Preis würdigt Bauvorhaben, welche in der konkreten Bauaufgabe, der Ausführung, der architektonischen Gestalt, in ihrem gesellschaftlichen Engagement und innovatorischen Charakter als vorbildlich zu bezeichnen sind - also exzeptionelle Lösungen, die auf Grund intensiver Kooperation von BauherrInnen und ArchitektInnen zustande gekommen sind.

In der Jury zum diesjährigen Bauherrenpreis waren Natalie de Vries (Rotterdam), Helmut Dietrich (Bregenz) und Martin Kohlbauer (Wien).

DIE PREISTRÄGER/INNEN

> Michelehof 6971 Hard, Vorarlberg
Bauherr: Albert Büchele
Planung: Arch. DI Philip Lutz

Der Michelehof stellt sich nahezu selbstverständlich als ein stark auf den Ort bezogenes und den funktionellen Notwendigkeiten der Landwirtschaft verpflichtetes Gebäude dar. Wie aus einem Guss werden die verschiedenen Funktionen der Produktion, Lagerung und die Gasträume zu einem klaren Baukörper geformt. Hofladen und Gastraum nobilitierten den landwirtschaftlichen Funktionsbau und vermitteln Offenheit und Gastfreundschaft. Damit wird der Hof zum selbstbewussten Ausdruck zeitgemäßer Landwirtschaft. Das Bauwerk verbindet Tradition und Moderne in einer zeitlosen Haltung. Die Gestaltungsmittel werden sparsam und subtil eingesetzt. Die raue Bretterschalung der Außenhülle kontrastiert reizvoll mit der feinen, glatten Holzoberfläche im Gastraum. Die innovative Mitarbeit des Bauherrn spielt eine ganz entscheidende Rolle in der Konzeption und Ausführung, die schließlich auch die Stimmigkeit dieses Projektes prägt.

> Landessonderschule mit Internat Mariatal, 6233 Kramsach, Tirol
Bauherr: Amt der Tiroler Landesregierung, Abt. Hochbau, Innsbruck, DI Dieter Probst
Planung: Marte.Marte Architekten

Dieses Projekt ist ein hervorragendes Beispiel im Umgang mit historischer Bausubstanz. Durch die präzise und selbstbewusste Setzung der neuen Baukörper wird ein Ort mit hoher räumlicher Qualität und unverwechselbarer Atmosphäre geschaffen. Das denkmalgeschützte Haupthaus und die Kirche werden durch die beiden kubischen, massiv präsenten Neubauten in ihrer Bedeutung gestärkt. Die durchgängige Sprache der Massivbaukörper mit Lochfassaden, bei den Neubauten spielerisch verfremdet, schafft eine zeitgemäße Interpretation des klösterlichen Ortes. Eine Vielzahl spannender Ausblicke und Raumerlebnisse bieten die gläsernen Verbindungsbrücken. Die archaische Kraft der Materialien und der Architektursprache schaffen für die Kinder, die in Mariatal leben und lernen, eine in hohem Maße kultivierte Umgebung mit vielschichtigem Identifikationspotential.

Das Land Tirol als Bauherr hat mit seiner Entscheidung für diesen Standort einen sehr anspruchsvollen Weg eingeschlagen und das außergewöhnliche Projekt mit bemerkenswerter Konsequenz und höchster Qualität realisiert.

> Wachzimmer/Help U/Lichtband Karlsplatz, 1040 Wien
Bauherr: Magistratsdirektion – Geschäftsbereich Bauten und Technik; DI Dr. Franz Deix (GF), Wiener Linien; DI Harald Bertha
Planung: Arquitectos ZT KEG (H. Pretterhofer/D. Spath)

Das Projekt ›Offene Geschlossenheit‹ ist kein Gebäude im üblichen Sinne, sondern eine stadtgestalterische Intervention in einer räumlichen und sozialen Problemzone. Die getroffenen Maßnahmen stellen an diesem Ort von sehr hoher öffentlicher Frequenz eine erhebliche Aufwertung des Raumes dar. Aus der Not, an dieser Stelle zusätzlichen nutzbaren Raum zu schaffen, wird durch den geschickten Projektansatz eine Tugend gemacht. Die beiden bandartigen Raumkanten am Passagenterrain sowie über Straßenniveau leiten die Passantenströme und bilden eine sehr schöne, spannungsvolle und elegante räumliche Skulptur. Die geschuppte und perforierte Metallfassade erfüllt reizvoll die Anforderungen an Ausblick und Transparenz.
Der Bauherr hat hier einen mutigen Weg eingeschlagen und hat durch gelungene Koordination von vielen Bedürfnissen und Zuständigkeiten ein vorbildliches Ziel erreicht.

> Wolkenturm – Freilichtbühne Schlosspark Grafenegg 3285 Grafenegg, NÖ
Bauherr: Grafenegg Kultur Betriebsges.m.b.H. Johannes Neubert (GF), Paul Gessl (GF NÖ-Kulturwirtschaft), Tassilo Metternich-Sándor (Schlossherr Schloss Grafenegg), Reinhard Hagen (Abt. Forstwirtschaft, Amt der NÖ-LR)
Planung: the next ENTERprise - architects(M.-T. Harnoncourt/E. Fuchs)

Die Jury würdigt einen Bauherrn für seine Courage ein kulturelles aber auch unübersehbares physisches Zeichen zu setzen. Obwohl die architektonische Sprache nicht neu erscheint, überzeugt die hier gezeigte Komposition, die selbst als akustisch verstärkendes Instrument dient. Gebaute und landschaftsplanerische Elemente fließen auf spielerische Art und Weise ineinander. Das Einbeziehen der reizvollen Landschaft in die sorgfältig gestalteten Elemente des Parks, wird als ein anziehendes Ganzes wahrgenommen. Die Durchwegungen sind effektvolle Elemente des Projektes, die den BesucherInnen des Parks verschiedenste Perspektiven und Einblicke bieten. Die Abwechslungen der Materialien im Turm bewirken einen kaleidoskopischen Effekt, der gerade bei Aufführungen für das Publikum wirkungsvoll wird. Wenn die Freilichtbühne nicht benutzt wird, funktioniert der Turm als eine Art Element ›folie‹ im Park.

Mit Hilfe des Landmarks ›Wolkenturm‹ gelingt es dem Bauherrn über seine Bedürfnisse hinaus, für die gesamte Region eine neue kulturelle Identität zu schaffen.

> Bildungszentrum Campus Krems 3500 Krems/Donau, NÖ
Bauherr: Favia GrundstücksvermietungsGmbH
Planung: Feichtinger Architectes

Das Bildungszentrum Campus Krems stellt ein hervorragendes Beispiel der gelungenen Integration eines großvolumigen Bildungsbaus in ein komplexes Umfeld dar. Die Bezüge zu den Weinbergen einerseits, sowie zur bestehenden Baustruktur andererseits bilden ein interessantes Spannungsfeld für die vielschichtigen räumlichen Sequenzen. Mit einem disziplinierten Architekturvokabular wird ein Gebäude von zeitgemäßer Eigenständigkeit und kultiviertem Ausdruck geschaffen und vermittelt allen NutzerInnen eine angenehme Offenheit und mehrschichtige Transparenz. Außen und Innenräume greifen gleichwertig in einander. Anerkennend hervorzuheben ist die Tatsache, dass sich unterschiedliche Nutzeransprüche und Interessen in eine Gesamtgestaltungsidee einfügen konnten. Trotz der sehr strengen einheitlichen Gestaltung vermittelt das Projekt Lebendigkeit und die Atmosphäre von positiven Lern-, Arbeits-, Freizeit- und Lebensbedingungen.

Der Bauherr hat erfolgreich Strukturen geschaffen, dieses komplexe Projekt mit unterschiedlichen NutzerInnen im architektonischen Anspruch konsequent umzusetzen.

> Sonderschule Schwechat 2320 Schwechat, NÖ
Bauherr: Sonderschulgemeinde Schwechat; Hannes Fazekas (Bürgermeister), Gerhard Frauenberger (Vizebürgerm.)
Planung: fasch & fuchs. ZT GmbH

Die räumliche Qualität und der architektonische Ausdruck dieses Schulhauses werden durch die vermittelte Leichtigkeit und intensive Tageslichtführung bestimmt. Durch die transparente Auflösung von Raumkanten und die gute Ablesbarkeit der feingliedrigen konstruktiven Struktur entsteht ein sehr großzügiger frischer und durchlüfteter Eindruck. Die Haltung der architektonischen Sprache eignet sich im hohen Maße um auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen und sehr schöne und offene Lebens- und Arbeitsbedingungen zu bieten. Hervorzuheben ist die intensive Auseinandersetzung mit den NutzerInnen im Planungs- und Entwicklungsprozess.

Der Bauherr hat auch durch sein hohes Vertrauen in die Architekten mit diesem engagierten und anspruchsvollen Sonderschulbau einen wichtigen Beitrag zu einem gesellschaftlich und kulturell bedeutsamen Thema geleistet.

AUSSTELLUNG:
Die prämierten Bauten sind bis 20.11.2007 im Az W - Halle F3, Museumsplatz 1 in Wien ausgestellt.
Öffnungszeiten: Täglich 10:00-19:00 Uhr
Eintritt frei!
FÜHRUNGEN
Außerdem veranstaltet die ZV im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten eine Reihe interdisziplinärer Führungen die sich >Ringstraßen Revisited 150 Jahre Ringstraße - 100 Jahre ZV der Architekten nennt. Kuratorin der Reihe ist Iris Meder.

Nachdem am 10.11.2007 zuerst Barbara Feller und Peter Habinger einen Spaziergang zu Bankiers, Kavalleristen und Beamten und dann Johannes und Angelika Zeininger sowie Roland Wück einen Parcours durch Parks, über Plätze und Lastenstraßen veranstalteten, sind an den kommenden Wochenenden noch folgende Führungen geplant:

SAMSTAG, 17.11.2007, 11.00-13.00 Uhr

_ REPRÄSENTIEREN, FLANIEREN, KONSUMIEREN
Ein Korso aus Stahl, Glas und Resopal

Treffpunkt: Haus der Industrie, Schwarzenbergplatz 4
Führung: Markus Kristan, Manfred Russo

_ WOHNEN UND ARBEITEN
Ein Besuch in Spielsalon, Kassensaal und Penthouse

Treffpunkt: 14.00 Uhr, BIG-Zentrale, Hintere Zollamtsstraße 1
Führung: Inge Podbrecky, Christian Maryska

SAMSTAG, 24.11.2007, 11.00-13.00 Uhr

_ BILDUNG UND FORSCHUNG
Ein Privatissimus über Recherche, Muße und Besinnung

Treffpunkt: Aula der Universität, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
Führung: Elke Krasny, Siegfried Mattl

_ THEATER, MUSEEN, KULTUR
Eine Matinee bei Kunst, Musik und Gesang

Treffpunkt: 14.00 Uhr, MUSA, Felderstraße 6-8
Führung: Herbert Lachmayer, Erich Bernard

Die Teilnahme an den Führungen ist kostenlos.
Bitte Fahrscheine für die Wiener Linien mitbringen!

Um Anmeldung zu den Führungen wird gebeten bei der:
ZV der Architekten Österreichs
T/F ++43 (0)1/533 44 29 (T von 14.00-16.00 Uhr)
zv@aaf.or.at

Projektverantwortliche "100 Jahre ZV"
Maria Auböck und Martin Krammer
KONTAKT:
Felicitas Konecny
felicitas.konecny@gmx.at
ZV Büro
A-1010 Salvatorgasse 10/6/4
F 01/533 44 29

Projektveranrwortlicher Bauherrenpreis
Martin Kohlbauer
KONTAKT:
Karin Grausam
zv@aaf.or.at
T 01/522 39 22-11

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+