19/02/2008
19/02/2008

Was ist eine Stadt?
Vordergründig scheint das klar zu sein. Die Frage verbirgt aber in Wirklichkeit DIE Herausforderung des Jahrhunderts. Die Aspekte fächern sich auf, sobald eine unbestimmte Malaise gefühlt wird, Wahlen bevorstehen oder eine konkrete Intervention geplant wird. Die Gesamtheit der Stadt nicht aus den Augen zu verlieren, dazu gründete sich im vergangenen Jahr nach mehrjährigen informellen Diskussionen zwischen dem Raumplaner Günther Tischler und dem Architekten Christian Andexer und anderen das STADTFORUM. Einen entsprechenden Beschluss hatte der Grazer Gemeinderat im Oktober 2006 gefasst.

Bisher haben eine erste konstituierende Sitzung und zwei ordentliche Sitzungen stattgefunden. Jede Sitzung ist einem bestimmten Thema gewidmet, das von den im STADTFORUM vertretenen StadtplanerInnen, RaumplanerInnen, ArchitektInnen, ÖkologInnen, SoziologInnen, PsychologInnen und PR-Leuten vorbereitet wird. Solche Themen sind "Identitäten" oder "Zentren". Bei jeder Sitzung wird das Thema der nächsten festgelegt. Derzeit wird die bisherige Arbeit evaluiert.

Output
Der Output soll eigentlich in die politische Arbeit einfließen, hoffen engagierte Beamte wie Uwe Hoffer. "Graz hat durch seine geopolitische Lage beträchtliche Standortvorteile gegenüber anderen Städten und gute Prognosen für die weitere Entwicklung. Die Frage ist nur, wie gehen wir damit um? Mit welchen Prozessen schaffen wir es, die Bevölkerungsentwicklung baulich-räumlich zu kanalisieren? Integrationsproblematiken, Defizite und Schwächen in Stadtgebieten, ökologische und Lärmproblematiken müssen erkannt werden. Erst dann kann man sich eine Lösung ausdenken“. Genau darin liegt die Chance des STADTFORUMS: Es ist ein Tool, mit dem ein Problem gezoomt, von mehreren Seiten betrachtet und analysiert wird. Architekt Andexer hat bei der Entwicklung des Masterplans für die Stadt Graz quasi den Prototypen dafür entwickelt, was aber eine andere Geschichte ist.

Input
Die Lösungen können nur durch politisches Handeln erfolgen. Andexer hätte die STADTFORUMserkenntnisse gern in das Stadtentwicklungskonzept hineinreklamiert, als kulturellen Mehrwert quasi, der sich aus der philosophischen, weichen, unsichtbaren Seite der Arbeit ergibt. In das STADTFORUM, sagt er, bringt er sich nicht als Architekt ein, und es geht dort weit über Architektur hinaus: „Wir durchleben derzeit eine posttraumatischen Phase nach dem Kulturjahr und brauchen langfristige, gebündelte, evolutive Strategien“. Die Arbeit am Masterplan habe bei ihm eine „Hinwendung zur Stadt“ bewirkt, die er nun gewissermaßen extrapoliert haben möchte. "Nicht die funktionale Trennung der Gebiete, sondern andere Qualitäten müssen die Stadtplanung bestimmen: die geisteswissenschaftlichen Inhalte.“

Die 11 Mitglieder des Stadtforums für 2007/08 sind: Anna Badora, Günter Eichberger, Regina Friedrich, Klaus Gartler, Johannes Gepp, Elisabeth Katschnig-Fasch, Gottfried Kirchengast, Elisabeth List, Marion Wicher-Scherübel, Ernst Scholdan und Helmut Strobl.
Ursprünglich sollte sich das Stadtforum aus 12 Mitgliedern zusammensetzten, Gerfried Sperl hat jedoch seine Teilnahme abgesagt.

Verfasser/in:
Maria Nievoll, Bericht
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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