12/11/2007
12/11/2007

Stadtrand von Sibiu

Piata Mare, das Zentrum von Sibiu

Blick auf Sibiu von oben. Fotos: Ida Pirstinger und Markus Bogensberger, Inst. f. Gebäudelehre, TU Graz.

Das Gebäudelehreinstitut untersucht in seinem Forschungschwerpunkt die Potentiale räumlicher Transformation post-sozialistischer Stadt-Identität(en) anhand der Europäischen Kulturhauptstadt 2007.

Das Projekt Sibiu wird vom Institut für Gebäudelehre der Technischen Universität Graz durchgeführt. Das Institut steht seit Anfang 2007 unter der Leitung von Prof. Hans Gangoly und wird in den kommenden Jahren seine Forschungsschwerpunkte anhand von exemplarischen Beispielen in den Ländern Südosteuropas thematisieren. Besonders die Frage des „Bauens im Bestand“ und die damit verbundenen Fragen der zukünftigen Nutzung der mittelgroßen europäischen Kernstädte stehen im Zentrum der Betrachtungen.

Inhalte und Themen
Die Veränderungsprozesse, die zuerst in den Weltmetropolen sichtbar wurden, sind nun auch in den historischen Städten des alten Kontinents eindeutig zu erkennen. Die europäische Stadt ist dabei ihre Funktionen und Rollen neu zu thematisieren, indem sie als Teil eines komplexeren, territorialen Systems die Funktionen politischer Selbstdarstellung, des kulturellen Konsums, des Tourismus, der Erziehung und Freizeit übernimmt. Diese Prozesse verlaufen in den Regionen Europas mit verschiedenen Geschwindigkeiten und haben oft vollkommen andersartige Bedingungen als Ausgangsbasis. Das gegenseitige „learning from“, der Vergleich, der Gedankenaustausch und die Kommunikation auch zwischen den mittelgroßen europäischen Metropolen ist daher ins besonders in Hinblick auf die wirtschaftlichen und kulturellen Potentiale der osteuropäischen (EU-)Staaten von hoher Bedeutung.

Kooperationspartner
Unter der Schirmherrschaft der österreichischen Botschaft in Bukarest wird das Projekt Inhaltlich und organisatorisch in Zusammenarbeit mit dem Österreich-Lektorat an der Universität Lucian-Blaga Sibiu durchgeführt. Weitere Kooperationspartner sind die Architektenkammer, Abteilung Sibiu und Valcea, das Hermannstädter Rathaus, Abteilung für Urbanismus, Frau Hanna Derer von der TU Bukarest, sowie das Architekturbüro BWM & Partner und SAIKO.CC, Büro für Architektur, Stadt, Kultur.

Ziele
Um die thematische Auseinandersetzung der Studierenden zu vertiefen werden alle Teilnehmer der Lehrveranstaltungen gemeinsam einige Tage in Sibiu verbringen. Die Studenten werden vor Ort Recherche betreiben und im Rahmen von insgesamt fünf Lehrveranstaltungen in der Folge Arbeiten zu 3 vorgegebenen Themenbereichen verfassen. Sowohl der Dialog und die Debatte mit lokalen Experten und Knowhow-TrägerInnen als auch der direkte Kontakt mit Bewohnern und Bevölkerung werden zu einem umfassenden kulturellen Austausch führen und Verständnis für spezifische Situationen führen.Die so gewonnenen Kontakte werden in Folge gepflegt und ausgebaut werden und sollen mit zukünftigen Vorhaben verknüpft werden. Auf diese Weise soll ein vielschichtiges trandisziplinäres Netzwerk mit Kompetenzen in urbanistischen, kulturellen und vor allem architektonischen Fragen aufgebaut werden.

Erste Eindrücke
Die beiden wissenschaftlichen Assistenten am Institut für Gebäudelehre, Ida Pirstinger und Markus Bogensberger recherchierten zur Organisation des umfangreichen Projekts im September vor Ort. Welche Eindrücke haben sie gewonnen?
Ida Pirstinger: Man fühlt sich in Sibiu nicht wirklich in der Fremde. Aufgrund der Größe der Stadt, des durchgängig intakten und restaurierten historischen Altstadtkerns und des freundlich entgegenkommenden Gemüts der Hermannstädter könnte man durchaus auch an Graz denken. Es fallen aber auch recht schnell die deutlichen Unterschiede auf. Sibiu besitzt trotz höherer Einwohnerzahl eine geringere Gesamtfläche als Graz. Die Stadt ist damit wesentlich dichter, es fehlen die unendlichen Einfamilienhaussiedlungen an den Stadträndern. Mit dem Kulturhauptstadtjahr sind zwar westliche Investoren in die Stadt gekommen, sie beschränkten sich aber erwartungsgemäß auf Banken, Versicherungen und Mobilfunkfilialen. Selbstverständliche städtische Infrastruktur, Supermärkte oder Parks und Grünanlagen fehlen in der Stadt. Trotz der Ähnlichkeit mit der „Second City“ Graz ist Sibiu daher erst am Beginn eines dynamischen Transformationsprozesses zu sehen, der „in unseren Augen“ mindestens zwei Jahrzehnte Stadtentwicklung einfach „überspringen“ wird. Den Potentialen aber auch den Gefahren die in diesen Entwicklungen stecken werden wir uns ausführlich widmen.

Ablauf:
Vorbereitungsphase: Oktober 2007
Workshop in Sibiu: November 2007 - Teilnehmer: ca. 120 Studierende der TU Graz
Projektbearbeitung: Dezember 2007 bis Februar 2008
Ausstellung Ergebnisse und Projektdokumentation: Frühjahr 2008 – in Sibiu und Graz

Kontakt:
DI Markus Bogensberger
Wissenschaftlicher Assistent
Institut für Gebäudelehre (1470), TU Graz
Lessingstraße 25/IV, 8010 Graz
T ++43 (0)699/118 562 65
markus.bogensberger@tugraz.at

Sponsoren:
Mayr-Melnhof Holz
Wienerberger
Redevco
KPMG
Lasselsberger-Knauf

Verfasser/in:
Inst. f. Gebäudelehre;
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16. + 17.11.2023
 
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