03/11/2004
03/11/2004

Offener Brief an die Stadt Graz und die Kleine Zeitung.

Betrifft:
Denkmalamt stellt sich nicht gegen Kahlschlag (Kl.Zeitung vom 22.10.2004) im Grazer Stadtpark. Der Radikalschnitt: Insgesamt 136 Bäume sollen in einem Schlag gefällt werden.

"Wir verstehen, dass es notwendig ist, kranke Bäume zu fällen. Wir sind aber der Meinung, dass dies nicht im Kahlschlag erfolgen dürfe. Vielmehr sollten kranke Bäume dem Krankheitszustand entsprechend nach und nach gefällt und ersetzt werden, so dass der Stadtpark in Erscheinung und ästhetischer Substanz erhalten bleibt."
Gezeichnet:
Bernhard Hafner, Architekt
Heinz Wondra, Architekt
Wolfgang Feyferlik, Architekt
Irmfried Windbichler, Architekt

Der vorliegende offene Brief der unterzeichneten Architekten eignet sich als anGedacht, das durchaus auch weiterGedacht werden kann. Wenn auch das angeblich notwendige Fällen ganzer Kastanienalleen im Grazer Stadtpark nach Wunsch der Unterzeichneten peu à peu geschehen soll und die unrettbaren Bäume in selben Zug ersetzt, so stellt sich doch die Frage: Womit sollen sie ersetzt werden? Oder weiter: Sollen sie - besser: müssen - die Bereiche/Alleen unbedingt wieder in ihrer historischen Form hergestellt werden?
Man könnte ja den notwendigen Schnitt als „Zeitschnitt“ sehen und dem Stadtpark dort, wo dieser kahle Stellen bekommen wird, eine Verjüngung verpassen. Eine behutsame, gekonnte Einschreibung zeitgenössischer Gartenbaukunst in ein Gesamtkunstwerk, das zu seiner Entstehungszeit um 1870 zwar mit beachtenswertem Weitblick angelegt wurde, als wachsender und sich stets verändernder Organismus jedoch sicher nicht in der vorliegenden Form für die Ewigkeit gedacht war.
Daher ein Appell an die zuständigen Stellen: zuerst nachdenken und dann umschneiden! Möglicherweise lässt sich dann mehr retten, als man derzeit glaubt.

Verfasser/in:
Karin Tschavgova
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16. + 17.11.2023
 
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