08/11/2004
08/11/2004

Die Referenten der Plattform-Diskussion Stadtplanung Neu: Klaus Vatter (2. von links) Ernst Hubeli (3. von links) neben André Perret (4. von links). Ganz rechts der Moderator des Abends Günter Koberg (TU Graz) Links im Bild Irmfried Windbichler, HDA-Vorstand.
Foto: Harry Schiffer

Die Referenten der Plattform-Diskussion Stadtplanung Neu: Klaus Vatter (2. von links) Ernst Hubeli (3. von links) neben André Perret (4. von links). Ganz rechts der Moderator des Abends Günter Koberg (TU Graz) Links im Bild Irmfried Windbichler, HDA-Vorstand.
Foto: Harry Schiffer

Das Thema: Aufgaben und Chancen der Stadtplanung Neu.
Die Einladenden: Die Plattform Architektur.
Das Podium: ausgewogen besetzt mit einem Verwaltungsbeamten (Klaus Vatter, Wien) als Praktiker und Insider, einem „freien“ Stadtplaner (André Perret, München) als Berater der Städte und einem Architekten als Theoretiker (Ernst Hubeli, Vorstand des Instituts für Städtebau an der TU Graz).
Das Publikum: zahlreich, prominent besetzt, interessiert und aktiv an der Diskussion teilnehmend.
Die Presse: weitgehend absent.

Schon die erste Aussage von Klaus Vatter, Stadtplaner im Wiener Magistrat, ließ aufhorchen und legitimierte die erste Diskussionsveranstaltung der Plattform Architektur zum Thema Stadtplanung Neu. Rigoros vertrat der erste Referent die Meinung, dass alle 8 bis 10 Jahre eine Umstrukturierung des Amtes notwendig sei. Punktum. Die wesentlichen Aufgaben des Ressorts umriss er mit
1) „Politischem Support“, der Zuarbeit in Form von Entscheidungsvorbereitungen in Varianten, dann der
2) Erstellung eines Stadtentwicklungsplanes - ein nicht rechtverbindliches Instrument - durch mehrere Arbeitsgruppen für jeweils 10 Jahre, und die
3) Erarbeitung von Stadtteilkonzepten.
Bemerkenswert an Vatters Aussagen war, dass er die Rolle des Stadtplaners nicht als die wichtigste ansieht, weil Stadtplanung eine interdisziplinäre Sache sei, die Teamarbeit erfordert - hier fragte sich der aufmerksame Zuhörer, wie es wohl in Graz mit interdisziplinarer Teamarbeit steht – und dass, man höre und staune – an erster Stelle der qualitätssichernden Maßnahmen die Diskussion an sich, also auch die öffentliche (sic!) stehe. Dazu kommt in Wien, wie schon in einigen Städten Österreichs, ein Fachbeirat als unpolitsches Gremium.

André Perret, Stadtplaner in München, verglich München und seine Stadtentwicklung mit der von Graz, an der er die unkoordinierte Be- bzw. Zersiedelung der südlichen Randzonen kritisierte, die die „Kernstadt“ immer mehr zur Insel werden lässt. Kern seiner Aussage war, dass die Stadt als „Lebensziel“ zu erhalten und entwickeln sei; lebenswert in einem Maß, das die Stadtflucht am Wochenende obsolet werden lässt. Ferien im städtischen Schwimmbad, der Sonntagsausflug in den Stadtpark, die Entdeckung grüner Oasen und stiller Plätzchen mitten in der Stadt, von GAT an dieser Stelle mehrmals empfohlen und in Graz durchaus noch möglich (Anmerkung der Redaktion)

Ernst Hubeli, als Schweizer wort- und theoriegewandt, analysierte schließlich in mitdenkfeindlichem Tempo Probleme und Aufgaben/Chancen der Städte heute, die in ganz Europa vergleichbar sind. Er sieht Städtebaupolitik als Standortpolitik und betont, dass es eine Seviceindustrie als Standortvorteil braucht. Er warnt davor, nur auf Tourismus zu setzen und touristische Events zu fördern und betont die Notwendigkeit, Kultur am Ort zu verankern, um die spezifische Qualität einer Stadt hervorzuheben und sie dadurch attraktiv zu machen. Stadt und Land – höre!

Einig war man sich, dass die Gemeindeautonomie unzeitgemäß ist und schlicht und einfach nicht mehr bezahlbar. Punktum. (z.B. sind die Verkehrsflächen in den letzten zehn Jahren um 30 Prozent gestiegen)
Die an die Referate anschließenden Fragen waren derartig komplex, dass sie von den Referenten nur ansatzweise und fragmentarisch beantwortet wurden. Anlass zum Weiterdenken im Anschluss an den mehr als zweieinhalbstündigen Abend waren sie allemal.

Wichtige Passagen aus den Referaten können Sie demnächst im Wortlaut im Diskussionsforum von GAT nachlesen.
Beteiligen auch Sie sich an der Diskussion um eine etwaige Umstrukturierung der Grazer Stadtplanung und die Neubesetzung der Leitung derselben! Ihre Meinung als direkte Mitsprache – unbürokratisch und unzensuriert auf GAT.

Verfasser/in:
Redaktion GAT GrazArchitekturTäglich
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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