03/11/2023

Es gibt einen Zusammenhang von Kommunikation und Raum? 
Dieser repost nimmt uns mit ins Jahr 2005, in dem 4 GB noch eine unfassbar große Datenmenge war.
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03/11/2023

Das Kunsthaus Graz von Peter Cook/Colin Fournier als "Friendly Alien" mit seiner computergesteuerten Bix-Medienfassade

2005 beschäftigte man sich mit dem Einfluss der Mobilen Kommunikation auf Raum und Gesellschaft. Wir sind 20 Jahre danach zwar etwas schlauer und erfahrener, aber Gefahren und Potenziale sind immer noch nicht wirklich beschrieben. Die Architektur bleibt auch weiterhin statisch, bedient sich ihrer eigenen Kommunikationsmittel. Währenddessen hat sich die Lebensweise in ihr radikal verändert durch mehr mobile Kommunikation. Ob sich das früher oder später doch noch auf die Räume und unser gebautes Umfeld auswirken wird? Es wäre interessant zu analysieren, wo versteckter Einfluss schon lange stattfindet. Erstaunlich, dass 2005 noch 4 Gigabite eine riesen Datenmenge darstellten. Aus heutiger Sicht, ist das ja anders. 
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Mobile Kommunikation versus immobile Architektur?
5/10/2005, GAT Redaktion

Mobile City > Diskussion am 03.10.2005 im Kunsthaus Graz im Rahmen der Ausstellung M Stadt

Mit der Frage nach der urbanen Kommunikation von morgen setzte sich eine Diskussionsveranstaltung, zu der Peter Pakesch vergangenen Montag ins Kunsthaus Marco de Michelis, Kurator der aktuellen Ausstellung im Kunsthaus, „M Stadt“, und Hannes Ametsreiter, Kommunikationsexperte und Marketingleiter von A1, und den international renommierten Architekturprofessor und Medientheoretiker am MIT, William J. Mitchell, geladen hatte. Die Runde wurde von Josef Broukal prominent moderiert.

Im Vordergrund der Gespräche standen die radikalen Veränderungen, die die mobile Kommunikation schon gebracht hat und noch bringen wird - ein Thema, dem ohne Zweifel ein mitreißendes Potential an Utopien und Visionen offen steht. Urbanes Leben ist gekennzeichnet von intensiver Kommunikation und einem dichten Netz von Interaktionen.

Die radikalsten sozialen und kulturellen Veränderungen unserer Zeit werden durch Innovationen der Technologie verursacht. Wir leben im Zeitalter der Computerrevolution, deren gesellschaftliche Auswirkungen am Beginn längst nicht abzuschätzen waren. Niemand konnte in den 1980er Jahren, als es die ersten Mobiltelefone gab, auch nur im Entferntesten absehen, welch unverzichtbarer Bestandteil unseres Alltags sie dereinst würden, meinte Ametsreiter. Und kaum sei das Handy allgegenwärtig geworden, überhole es sich selbst permanent durch neue Funktionen. Handys seien eigentlich leistungsfähige Computer im Taschenformat und die nächste Handygeneration wird Speicherkapazitäten von 1 bis 4 Gigabyte haben.

Die Diskussion machte klar, dass sich die Architektur auf einer anderen Ebene entwickelt. Auch wenn sich die Gestaltung von Gebäuden verändert und amorphe Formen aufgreift (wie das Kunsthaus), so ist ihre Funktion seit Jahrhunderten, ja Jahrtausenden unverändert, oder zumindest keinen dramatischen Veränderungen unterlegen, meinte Architekt Marco de Michelis, der zur Illustration dieses Gedanken das Kunsthaus in seiner Grundfunktion mit einem Renaissancebau verglich.

Die physische Struktur von Stadt sei in erster Linie immobil und statisch, während die Kommunikationsflüsse wie ein künstliches Nervensystem durch den urbanen Raum ziehen und dessen Dynamik bestimmten, sagte William Mitchell. Das dramatischste Potenzial an tief greifenden kulturellen Veränderungen durch Innovationen in der Kommunikationstechnologie ortet Mitchell in der Verschränkung von realem Raum und dem Cyberspace. Diese schon deutlich spürbare Entwicklung werde eine völlig neue Dynamik von intellektuellen Strategien hervorbringen. Auch für die Architektur bieten sich durch technologische Möglichkeiten neue Gestaltungs- und Funktionsräume.

Aus dem Publikum wurde kritisch angemerkt, dass in der Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten, die die Mobiltelefonie in der Zukunft bieten wird, der Kontext der Urbanität etwas kurz gekommen sei.
Mitchell ging abschließend auf die Frage der Verbindung von Architektur und Informationsdisplays ein, eine Entwicklung, die die Fassade im herkömmlichen Sinn verschwinden lassen könnte. Damit eröffne sich auch die vordringlich ideologische Frage, wie diese neuen Räume auch abseits der Werbeeinschaltungen genutzt werden können.

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