08/12/2023

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08/12/2023

Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich. Ausstellung des Satirikers Jan Böhmermann im KM– Graz

© Emil Gruber

Elisabeth Kabelis-Lechner: "Erstmals habe ich im umfangreichen GAT-Archiv nach Beiträgen von Emil Gruber gesucht. Dieses Stöbern kann ich nur wärmstens weiterempfehlen. Man taucht in Emil Grubers Universum ein.

Das Autor*innenverzeichnis des Literaturhauses Graz schreibt über Emil Gruber: 1959 in Leoben geboren, lebt  in Graz. Künstler, Ausstellungskurator, freier Journalist und Fotograf mit Fokus auf Veränderung des urbanen Lebens. Archiv für Materialien zu Spezialthemen in der europäischen Kulturgeschichte des 20. und 21. Jhr. mit Schwerpunkten zu Privatfotografie, mediale Rollenzuordnungen von Männern und Frauen, politische Karikatur. Vorstandsmitglied von Forum Stadtpark und Intro-Graz-Spection. Teilhaber am Verlag Hirnkost (ehem. Verlag für Jugendkulturen) Berlin. http://ortlos.com/photography/ "

 

Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich. Geht es noch peinlicher? Drei Wörter, drei Rechtschreibfehler? Fehlen noch drei Bier. Aber das Beruhigende zuerst, kein Österreicher trägt dafür Verantwortung, keiner war dabei.
Nein, ein unseriöser, deutscher Typ, dem man nicht trauen kann, hat Schuld – sagt er selbst – der Jan Böhmermann.

Zuerst einmal konzentrierte Kontrolle beim Zugang zur Presseschau. Gesichtslesung, Welt- und Ausweisanschauung, Schutzhaft für elektronische Geräte. Statt natürlicher Frontalinformation ein von MitarbeiterInnen Böhmermanns unterwanderter Sesselkreis für Journalisten, der einen artgerechten Lagebericht sofort zersetzt. Das alles am Tag der internationalen Pressefreiheit.

Der Böhmermann, der Böhmermann der legt sich gern mit allen an. Fremdfrauennichthandreicher, Jungfrauenparadiesträumer, Rechtehandhochheber, Einzelfallmehrzahlveranlasser, Rückgratdurchbiegeassistenten und andere Haltung-Geschädigte haben mit dem Satiriker keine hygienische Liebesbeziehung. Dafür braucht dieser hinter Bärten und unter Mützen nach dem wahren Inneren bei Menschen Suchende einen Saal-Schutz von durchdringend blickenden Bodyguards und Undercover WEGAnern. Aber das kennt der Böhmermann sowieso, kommt selbst aus einer Polizistenfamilie.
Wem es trotz dieser freiheitsberaubenden Hindernisse gelingt, ins Elysium der Hinterhältigkeit, ins Reich der endartigen Lügenkunst zu gelangen, darf kurz aufatmen, um dann sofort wieder kurzatmen zu müssen. Ja, jede Empörung zählt. Warum-So-Etwas? Darf-er-Das? Muss-Das-Sein?

Es lauern Wahlkabinen mit Videokameras, die unsere heilig-geheimen Entscheidungen sofort ins Netz werfen. Wie ist das nun mit dem vereinten Europa? Ein schönes Kind oder nur Darmendprodukt? Und Du Gutmensch: Für Palästina oder für Israel? Der Hasskeksapparat daneben macht es auch nicht einfacher. 50 Cent für eine geistige Giftspritze, ok, billiger Stoff für das gschmackige Vorurteil. Erspart das Nachdenken. Mmmh. Vielleicht doch nicht so schlecht.

Aber dann wieder, na geh. Während Papa und Mama im Extraraum genötigt werden, mit einer Keule ein- (oder mehr) schlägige Erfahrung mit Verfassungs- und Gesetzbuch zu sammeln, lässt Böhmermann Kinder, Opi und Omi durch eine heile dritte Welt im Reichspark marschieren. Diese deutsche Einheit soll wohl Kraft durch Freude geben, meint der Jan. Streichelzoo Wolfsschanze. Erlebnis-KZ Belsenwand oder Live-Show Omaha Beach, geht es da noch mit rechten Dingen zu? Und später soll jeder echte NaZi (= Na-chdenklicher Zi-vilist, nur damit kein Einzelfall in diesem Text passiert) seine Keule wieder hinlegen und sich eine volksgemeinschaftliche Jause im Bürgerbräu-Keller gönnen. Sind ihre Reihen noch dicht, Herr Böhmermann?

In den Keller lachen zu gehen, macht auch kein reines Blut. Anspielungen auf Fritzl, Priklopil und andere Einzelfälle… Billig Herr Böhmermann, stehen Sie auf Satiresparvarianten? Noch einmal: Wir sind das Volk! von Einzelfällen, EINZELFÄLLEN! Dazu das nervige Quietschen eines Nadeldruckers im ganzen Raum. Ein ständig anwachsender Papierberg mit Tweets der Politiker soll irgendwann zu einem Monument der Quassel-Ära im frühen 21. Jahrhundert werden. Zur Rettung uns aller kommen sowieso bald Wahlen. Da werden sich alle noch wundern, was geht. Dann wird ausgetauscht.

So schaut also permanente Beleidigung unserer Heimat durch einen schlecht österreichisch sprechenden Ausländer aus. Das Machwerk ist noch dazu mit unseren Steuergeldern finanziert. Müssen wir uns das gefallen lassen? Ein Eierbett für patriotische Journalisten? Nur weil die auch nettes Buntes im Türkis-Blauen finden? Yellow-Press sozusagen, wenn sich einer anständig in diese Story stürzt? Wir haben einen Wolf unter den braven Schafen, der reicht.

Als Aufdecker spielt sich der Böhmermann selbst auch auf. Lässt sich das Wandergewand von Angie Merkel und unserem Basti organisieren. Stellt das in einer Vitrine aus und bemäkelt, die Kluft vom BeKaSi (Bester Kanzler seit Immer) sei dreimal so teuer wie die von Mutti gewesen. Mag sein, ist aber fescher, hetzebeständig, passt sich dem Wind aus jeder Richtung an und ist nur einmal getragen.

„Man diskutiert nicht mit Faschisten“, sagt der Böhmermann. Tut eh keiner, nicht einmal der Kanzler mit dem Vizekanzler. Das braucht uns keiner sagen, der sich selbst als Populist bezeichnet, den Kunstzwang einführen möchte, auf ein „Hausrecht“ im Internet pocht und dabei den Großteil seiner Zeit vor einem Tweet-Deck verbringt. (Das ist ein Propagandainstrument, das den Bildschirm digital in Streifen schneidet, um möglichst viele Lügenmäuler gleichzeitig verfolgen zu können.)

Nein gehen sie nicht hin, schauen Sie sich auf keinen Fall diese Ausstellung an. Machen Sie einen weiten Bogen um das Künstlerhaus. Models und Milchbauern als Publikum, will er, der Böhmermann. Diesen Endsieg soll er allein feiern. Zuerst einmal Duetsch lernen Jan und dann ohne uns reich heim. Das saubere Schöne ist bei den Unsrigen ganz woanders. Sagt die Vorher-Sehung, sagt auch mein Fürer. 

 

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