20/12/2023

Es ist höchste Zeit, dass Graz seine Wegwerf-Schmuckbeete zugunsten von Budget und Biodiversität auf mehrjährige Staudenbeete umstellt. Vor allem die hohen Kosten saisonaler Schmuckbeete veranlassten bereits viele Kommunen zum Umstieg auf nachhaltige Staudenbeete. In Graz wird der Blumenflor jährlich zweimal gewechselt, das bedeutet, dass die Holding Graz pro Jahr ca. 200.000 Pflanzen wegwirft und danach wieder 200.000 Pflanzen in drei Etappen neu einpflanzt. In Zeiten angespannter Budgets und der Notwendigkeit von respektvollem Umgang mit Ressourcen, ist das ein absolutes NO-GO.

 

20/12/2023

Blumenbeet am Eisernen Tor in Graz im Frühjahr © Elisabeth Kabelis-Lechner

Blumenbeet am Eisernen Tor in Graz im Sommer 2023 © Elisabeth Kabelis-Lechner

Blumenbeet am Eisernen Tor in Graz im Sommer 2023 © Elisabeth Kabelis-Lechner

Abgeräumtes Blumenbeet am Eisernen Tor in Graz im Februar © Elisabeth Kabelis-Lechner

Frühlingsflor am Radetzkyspitz in Graz © Elisabeth Kabelis-Lechner

Abgeräumtes Schmuckbeet im Winter am Radetzkyspitz in Graz © Elisabeth Kabelis-Lechner

Frühlingsflor Schmuckbeet am Grieskai Ecke Brückenkopfgasse in Graz © Elisabeth Kabelis-Lechner

Sommerflor Schmuckbeet im Grazer Volksgarten © Elisabeth Kabelis-Lechner

Schmuckbeet am Grazer Schlossberg mit Friedhofscharme © Elisabeth Kabelis-Lechner

Mehrjähriges Staudenbeet in Wien, Fünfhaus am Kardinal-Rauscher-Platz © Elisabeth Kabelis-Lechner

In Graz gibt es laut Angabe der Holding Graz 61 Orte mit Blumenschmuckpflanzungen. Das größte Schmuckbeet mit ca. 360 m² befindet sich am Eisernen Tor. Im Herbst werden 36.000 Blumenzwiebeln gesetzt, im Frühjahr 70.000 - 80.000 Frühlingsblüher gepflanzt. Im Mai werden die Frühjahrsblüher entfernt und 90.000 Sommerblumen gepflanzt. Im Spätherbst wird bis auf einige mehrjährige Stauden wieder alles entfernt, neue Frühlingszwiebel gesetzt und die nackten Erdflächen teilweise mit Reisig abgedeckt. Dieses aufwendige Prinzip nennt sich Wechselflor und kostet jedes Jahr ca. 125.000 Euro allein für die Pflanzen. Personalkosten für Anzucht, Auspflanzung und Unterhaltspflege kommen noch dazu. Die Holding spricht von ca. 300.000 Euro Gesamtkosten im Jahr 2021 und sie ist mächtig stolz auf ihre „barock“ anmutenden Kreationen, bei denen das Muster im Vordergrund steht und nicht die Pflanzen an sich.

Schmuckbeete mit Wechselflor sind nicht nur sehr kostspielig und ressourcenverschwendend, sie bieten auch keinen Beitrag zur Biodiversität. Auch wenn diese Blumenbeete für viele hübsch anzusehen sind, so finden Insekten dort nur sehr begrenzt Pollen und Nektar. Hauptsächlich werden in Monokulturen gezüchtete Hybridpflanzen ausgesetzt, deren gefüllte Blüten keinen oder nur ganz wenig Nektar liefern. Die Bienen werden von den bunten Blüten angelockt, diese geben ihnen aber keine Nahrung. Finden die Bienen in der nahen Umgebung keine echte Nahrung, kann das für sie gefährlich werden. Denn erfolglose Flüge kosten die Bienen Kraft und führen nicht selten zu ihrem Tod, vor allem bei tiefen Temperaturen im Frühjahr.

„Eine Wildblumenkombination, die von zeitigem Frühling bis Spätherbst durchblüht, bietet wertvolle Insektennahrung. Und man kann mit heimischen Wildblumen ebenso ausdrucksstarke Beete planen wie mit Zuchtsorten: in bestimmten Farbschattierungen, unter Berücksichtigung von Größe, Blattform und Blattfarben“, schreibt Landschaftsplanerin DI Paula Polak auf ihrer Webseite. Während Schmuckbeete im Wechselflor im Winter nur nackte Erde zeigen, entstehen in den Staudenbeeten Strukturen, die den Winter über stehen bleiben. Dadurch haben die Insekten eine Möglichkeit zur Überwinterung.

Vor allem die hohen Kosten der Wechselflor Schmuckbeete veranlassten bereits viele Kommunen zum Umstieg auf mehrjährige, nachhaltige Staudenbeete. So auch Wien. Seit 2017 werden ehemals einjährige saisonale Blumenbeete allmählich auf robuste Gräser- und Staudenbeete umgestellt. Die Wiener Stadtgärten berücksichtigen bei der Auswahl der Pflanzen Faktoren wie Trockenresistenz, geringer Pflegeaufwand, Selbstaussaat sowie Robustheit und Langlebigkeit der Pflanzen. „Abgestimmte Blühphasen halten das Nahrungsangebot über Monate hinweg aufrecht. Der Rückschnitt der Gräser- und Staudenbeete erfolgt zumeist erst im Frühjahr, sodass auch in der kalten Jahreszeit die Beete eine schöne Kulisse darstellen. Insekten freuen sich über das reichhaltige Angebot an Blüten und Unterschlupfmöglichkeiten, Brutvögel wiederum über das große Angebot an Insekten, mit dem sie sich selbst und ihren Nachwuchs mitten in der Stadt versorgen können.“ Dies und noch viel mehr erfährt man auf der Webseite der Stadt Wien. https://www.wien.gv.at/umwelt/parks/anlagen/staudenbeete.html

Es ist höchste Zeit, dass auch Graz seine Wegwerf-Schmuckbeete im Hinblick auf Biodiversität und Einsparungspotenzial umstellt. 

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