24/03/2021

Ein Denkmal für Helmut Strobl

am Grazer Kunsthaus

Iris Andraschek gewinnt mit ihrem dreiteiligen Projekt Strobl den geladenen Wettbewerb unter fünf KünstlerInnen.

Initiatoren
Bürgermeister Siegfried Nagl, Kulturstadtrat Günter Riegler, Kulturlandesrat Christopher Drexler, Familie Strobl.

Umsetzung: Kunsthaus Graz
 
Eröffnung: 10.12.2021

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24/03/2021

Bekanntgabe des Wettbewerbsergebnisses für das Helmut-Strobl-Denkmal, v. l. n. r.: Kulturstadtrat Günter Riegler, Miša Strobl, Kunsthausleiterin Barbara Steiner, Karin Strobl, Künstlerin Iris Andraschek, Bürgermeister Siegfried Nagl, Kulturlandesrat Christopher Drexler, am 19. März 2021 vor dem Kunsthaus

©: Stadt Graz

Iris Andraschek – Soundinstallation

©: Iris Andraschek

Iris Andraschek – Soundinstallation

©: Iris Andraschek

Iris Andraschek – Plakatserie

©: Iris Andraschek

Iris Andraschek – Plakatserie

©: Iris Andraschek

Iris Andraschek – Plakatserie

©: Iris Andraschek

Zur Würdigung und im Gedenken an den verstorbenen Kulturstadtrat, Menschenrechtsaktivisten, ausgebildeten Architekten und Stadtplaner sowie erklärten Humanisten Helmut Strobl, wurde auf Initiative der Stadt Graz, des Landes Steiermark und der Familie Strobl in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus ein Wettbewerb ausgerufen. Fünf herausragende KünstlerInnen unterschiedlicher Generation (Iris Andraschek, Alfredo Barsuglia, Anita Leisz, Alois Neuhold und Werner Reiterer) haben sich im Bereich der Plastik und der sozialen Interaktion mit dem Wirken Helmut Strobls auseinandergesetzt und einen Entwurf für eine öffentlich sicht- und erfahrbare künstlerische Arbeit entwickelt.
Das Siegerprojekt von Iris Andraschek wurde aufgrund seiner Vielschichtig- keit, Interaktivität und Prozesshaftigkeit ausgewählt. Die Arbeit widmet sich wesentlich dem Aspekt der Menschenrechte und legt Wert auf ein Vernetzen, Verbinden und Kommunizieren, das für den Kulturpolitiker Helmut Strobl immer im Fokus seines Wirkens lag. Als „Denkmal in Bewegung“ besteht das Projekt aus drei Teilen: 

  • Strobl
    (
    fix montierter Schriftzug aus Leuchtbuchstaben im Kunsthaus-Foyer)
    Der Schriftzug besteht aus einem Wort: Strobl. Doch wird damit nicht nur Helmut Strobl adressiert, sondern alle Menschen, die Strobl heißen. Damit gelingt es der Künstlerin, den Fokus zu weiten – ganz im Sinne Strobls, der sein Wirken in den Dienst anderer stellte und sich selbst nicht zu wichtig nahm. Andraschek öffnet damit auch die Idee des
    Denkmals: Es ist weniger Monument als Denkanstoß. Die Leuchtschrift wird im Foyer links neben dem Haupteingang am Lendkai zwischen innen und außen positioniert und kann somit auch beim Vorbeigehen und in der Nacht wahrgenommen werden.
  • Soundinstallation
    (Stimmen aus der Wand)
    Über eine kleine Öffnung in der Wand unterhalb des Schriftzuges dringt die so charakteristische und einprägsame Stimme Helmut Strobls. Unter Miteinbeziehung von Familie, Freundinnen und Freunden wird die Künstlerin Auszüge aus Reden, Interview- und Gesprächsfragmenten auswählen.
  • Plakatserie
    (von 2021 bis 2031)
    Die 30-teilige Plakatserie ist zunächst auf einen Zeitraum von zehn Jahren angelegt und basiert inhaltlich auf den 30 Artikeln der Menschenrechtserklärung. Gestaltet von der Künstlerin, werden in diese Plakate Abbildungen persönlicher Gegenstände, Fotografien und Wortdokumente Helmut Strobls integriert. Jedes Plakat wird in der Auflage von 60 Stück hergestellt. Davon werden 50 Stück im öffentlichen Raum Graz und zwei Exemplare im Kunsthaus Graz affichiert. Je acht signierte und nummerierte Exemplare werden in die Sammlung der Neuen Galerie Graz (Universalmuseum Joanneum) aufgenommen. Am 10. Dezember 2021, dem Tag der Menschenrechte, werden die Plakate an ausgesuchten Orten der Stadt sichtbar.

Zur Einreichung eingeladen waren Iris Andraschek, Alfredo Barsuglia, Anita Leisz, Alois Neuhold und Werner Reiterer. Als Aufwandshonorar erhielten alle Einreichenden eine Summe von 2.500 €. Insgesamt beläuft sich das Projektvolumen zur Umsetzung des Siegerprojektes auf 40.000 €.
Die Jury bestand aus Karin, der Witwe, und Miša, einem der Söhne des verstorbenen Helmut Strobl, sowie Barbara Steiner und Katrin Bucher Trantow, Direktorin und Chefkuratorin des Kunsthauses Graz, Hemma Schmutz, Direktorin des Kunstmuseums Lentos in Linz, und Katharina Hofmann-Sewera, Kuratorin bei wir zeigen, Wien, und Leitung Fundraising SOS Mitmensch.

Der Grazer Kulturstadtrat Günter Riegler ist von Iris Andrascheks Projekt überzeugt: „Das Wirken Helmut Strobls ist untrennbar mit dem Kunsthaus Graz und dem Kulturhauptstadtjahr 2003 verbunden. Sein Engagement für die Menschenrechte und die Freiheit der Kunst hat Vorbildwirkung für die politische Arbeit in Zeiten einer volatilen Entwicklung in Österreich und Europa. Das Siegerprojekt bringt Anliegen und Haltung von Helmut Strobl bestens zum Ausdruck.“

Iris Andraschek
(* 1963 in Horn, NÖ, lebt und arbeitet in Wien)
Die Künstlerin beschäftigt sich seit bald drei Jahrzehnten wiederholt mit der Anerkennung und Würdigung von menschlicher Existenz und Arbeit. Sie ist national und international in Gruppenausstellungen präsent. 2019 hatte sie Einzelausstellungen im Museum Moderner Kunst Kärnten und in der Galerie Raum mit Licht in Wien. Mit verschiedenen Gruppen und über das Thema des Ausgegrenzt-Seins arbeitete sie u. a. in Wien, in Linz oder auch bei Arbeitsaufenthalten in Durham, Ontario (2002), New York (2010), im Djerassi Resident Artists Program in Woodside, CA (2012) und in Istanbul (2015).
Rituale unterschiedlicher Communitys, alternative Lebensentwürfe, der ländliche Raum und seine Gesellschaft sowie Ordnungssysteme sind wiederkehrende Themen in den künstlerischen Arbeiten Andrascheks. Die Übergänge von Privatheit und Öffentlichkeit, Alltag und Inszenierung verhandelt sie ebenso wie die Grenzen zwischen Realität und Fiktion in medial konstruierten Räumen und Bildern. Für die Präsentation ihrer Zeichnungen und Fotografien in kontext- und ortsspezifischen Installationen, Ausstellungen oder im öffentlichen Raum entwickelt Andraschek spezielle Displays und Möbel.
(Text: Kunsthaus Graz)

NACHTRAG
Interessierte haben sich bei GAT erkundigt, wie die anderen vier Beiträge des künstlerischen Wettbewerbs aussehen, weshalb GAT im Kunsthaus um die Veröffentlichung derselben angefragt hat. Es wurden uns daraufhin die Einreichungen von drei weiteren Wettbewerbs-TeilnehmerInnen übermittelt. Die Künstlerin Anita Leisz hat sich entschuldigt – sie konnte kein Konzept einreichen. Im Downloadbereich sind die drei Beiträge herunterzuladen. Juryprotokolle wurden nicht erstellt.

 

Anonymous

Es ist schon beachtlich - ein durchaus ambivalenter Kulturpolitiker bekommt ein Denkmal - an jener Stelle, an der das gesamte Versagen und die Kurzsichtigkeit von Grazer Kulturpolitik und Stadtentwicklung zutage trat und tritt. Die Kunst ist wurscht, wichtig allein die Politik. Eigentlich nur konsequent! Bin ich der einzige dem die Lobeshymnen im Hals stecken bleiben?

Di. 30/03/2021 1:54 Permalink
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