14/04/2021

gelungen | nicht gelungen
7.02a

GELUNGEN. Der Archäologiebereich im dritten Burghof und Burggarten, Teil A

Der Ort und Historisches zu Löwen- und Eisgrube im 3. Burghof und zur Kasematte im Burggarten

Artikelserie von Bernhard Hafner zum Thema Pfauengarten in Graz.
Bestand, Nutzung, Planung und Bebauung.

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14/04/2021

Abb.1: Burgmappe XXI Situationsplan. Vom k.k. Burg Gebäude in Grätz und seinen Umgebungen, ca. 1780. Scan: Bernhard Hafner

©: Bernhard Hafner

Abb.2: Historischer Plan 1829. Die Fläche der Kasematte ist als „Hütten“, die von Löwen- und Eisgrube ist als „Löwengruben“ bezeichnet. Aus der Burgmappe 1829, Lageplan. Scan: Bernhard Hafner

©: Bernhard Hafner

Abb.3: "Plan über die sogenannte Löwengrube bei der k. k. Burg zu Grätz nebst der darnebigen Situation“ von der k.k. Prov. Baudirection Grätz am 31. 8ber 1826. Scan: Bernhard Hafner

©: Bernhard Hafner

Abb.4: Plan Lit. C über die in der Löwengrube und in der Schupfe hinter der k.k. Burg neu zu bauenden Pferde Stallungen, von der k.k. Bau Direction Grätz, den 31. Jänner 1827. Scan: Bernhard Hafner

©: Bernhard Hafner

Abb.5: Trakt Löwengrube, Eisgrube, Kasemate (sic) und Binderhütte mit Hof und Burg Gebäude, Grundriss und Schnitte. Von der k.k. Prov. Baudirection Grätz im Monathe May 1832. Scan: Bernhard Hafner

©: Bernhard Hafner

GELUNGEN. Der Archäologiebereich im dritten Burghof und Burggarten, Teil A
Der Ort und Historisches zu Löwen- und Eisgrube im 3. Burghof und zur Kasematte im Burggarten (1)

Auftraggeber: Fachabteilung 4a, Hochbauplanung
Projekt: Archäologie in der Grazer Burg, Entwurfsstudie
Ort: Dritter Burghof und Burggarten Graz
Idee & Planung: Architekt Bernhard Hafner, Graz
Zeitraum: 1993-1995, 2007

I Konzept und Entstehungsgeschichte des Projekts
Die Arbeit ist eine persönliche Reaktion des Verfassers auf öffentlich ausgetragene Überlegungen über eine Revitalisierung des Gewächshauses im Burggarten. Das nicht realisierte Projekt wurde vom Verfasser initiiert. Die Idee wurde 1994 dem Landeshauptmann Dr. Josef Krainer vorgetragen und als Studie in Auftrag gegeben. Die Fortführung wurde 2007 vom damaligen Landeshauptmann mündlich abgelehnt. Eine schriftliche Ablehnung erfolgte nicht.
    1993/94 befand sich das Siegerprojekt der Architekten Schöffauer und Tschapeller des Wettbewerbes für das Trigon Museum im Pfauengarten der Grazer Burg im Planungsstadium. Die Realisierung war absehbar. Der Verfasser arbeite in dieser Zeit an der Entwurfsstudie zum Archäologiebereich im 3. Hof der Grazer Burg unabhängig vom Projekt für das Trigon Museum. Die Entwicklung der Studie legte nahe, eine Verbindung zwischen dem Museumsprojekt und dem Archäologiebereich („Burg Archäologie“) herzustellen. Das Projekt konnte das Museum mit Freiluftanlagen und Ausstellungsflächen ergänzen und so im 3. Burghof und im Burggarten einen erweiterten Außenbereich des Museums schaffen. Der Mehraufwand dafür ist im Vergleich zum Mehrwert an Nutzung durch Wiederbelebung eines vergessenen Teils ehemaliger Anlagen in der Burg gerechtfertigt. Das Projekt Burg Archäologie sollte aber auch ohne die Verbindung zum geplanten Museum im Pfauengarten, Gültigkeit haben.
    Nach umfangreichen Erhebungen wurden historische Pläne kopiert und gescannt. Diese Unterlagen wurden durch einen aktuellen Vermessungsplan ergänzt. Damit waren die Voraussetzungen für einen Entwurf gegeben.
    Das Raumprogramm ist in Bereiche so gegliedert, wie es für die Darstellung des Entwurfes des gewählten Konzeptes geeignet ist, ohne alle für eine Realisierung erforderlichen Räume zu erfassen. Diese Bereiche sind der Freiluftbereich der Archäologie, das Foyer im 3. Burghof und der unterirdische Saal im Burggarten. Alle sind durch einen Rundgang miteinander verbunden. Manches ist eher beispielhaft gedacht. 1994/95 lagen auf dieser Grundlage Pläne und 3D-Darstellungen vor.
    1995 brachte die mit der Bundestagswahl gekoppelte Landtagswahl entscheidende Verluste der Partei des Landeshauptmanns. Dr. Krainer tritt zurück. Der Landeskulturreferent (SPÖ) und der Landesrat für Wohnbau, Baurecht, Örtliche Raumplanung (FPÖ) haben kein Interesse an der Realisierung des Trigon Museums. Das abwertend „Krainer Mausoleum“ genannt wird. Das Trigon Museumsprojekt wird gestoppt. Ein Fortführen der fertigen Studie für die Burg Archäologie ist nicht vorgesehen.
    Ausschlaggebend für weitere Arbeit an diesem Projekt erschienen dem Verfasser jeher die Besonderheit der örtlichen Gegebenheiten: besonders die kultur- und architekturgeschichtliche Bedeutung des 1827 abgetragenen Gewölbes der danach zugeschütteten Kasematte der Wehranlage der Renaissance. Die spätere Überbauung der Löwen- und der Eisgrube im 3. Burghof, die Schönheit des Burggartens und die Möglichkeit, den eigentlichen Archäologiebereich durch einen unterirdischen Saal an Kasematte, Burgmauer und Stadtmauer der Burgbastei für Ausstellung(en) und Veranstaltungen zu ergänzen.
    Etwa zehn Jahre nach dem Planungsstopp war das großartige Siegerprojekt für das Trigon Museum der Architekten Schöffauer und Tschapeller schöne und politisch erledigte Vergangenheit. 2007 machte der Verfasser den Landeskulturreferenten der Partei des damaligen Landeshauptmanns auf die einzigartige Gelegenheit darauf aufmerksam, einen neuen Kulturbereich abseits des Etablierten ohne hohe Kosten zu realisieren. Eine neue Kostenschätzung für die Wahl zweier verschieden großer Säle wurde erstellt. Die vereinbarte Vorsprache beim Landeshauptmann wurde zur Lehrstunde in Realpolitik und Erniedrigung eines Kulturschaffender, der sich nicht als Bittsteller sieht.

I Der Ort
3. Burghof, Stadtpark, Pfauengarten und Burggarten treffen am Ort des Projekts in aufsteigender Höhenlage zusammen. Erstens, der um 2,25-2,50 m tiefer gelegenen Archäologiebereich. Zweitens, der 3. Burghof als Zugangs- und Referenzbereich. Drittens, der Stadtpark am Schanzgraben. Viertens, der Pfauengarten und fünftens, die oberste Terrasse des Burggartens. Die Kante des Burggartens liegt hier ca. 6 m über jener des Stadtparks am Ende des Schanzgrabens, ca., 4 m über dem Pfauengarten und ca. 8,75 m über dem 3. Burghof.
    Hier treffen Reste der Burgbastei und die zwischen der ehemaligen Paulustorbastei und der Burgbastei gelegene Kurtine zusammen. Der Geländesprung zwischen dem 3. Burghof, dem ansteigenden Gelände des Burggartens und dem Pfauengarten wird zusätzlich durch bestehende Gebäude markiert, darunter der zu adaptierende Bau in der NO-Ecke des Hofes mit dem abzutragenden Gebäude über dem Bereich der Löwengrube, der als Abstellraum genützt wird, darunter für einen Klein-Lkw. Zum Stadtpark und Pfauengarten hin sind es die Burgbastei als Reste der ehemaligen Befestigungsanlage der Renaissance mit Mauersockel und davon aufsteigender Böschung im Süden.
    Der Ort ist historisch umfangreich dokumentiert, kulturträchtig und zählt zu den verborgenen Schönheiten der Grazer Stadtkrone. (Man bedenke den Zeitpunkt: Die Planung des Trigon Museums war weit fortgeschritten und nicht gestoppt, der Pfauengarten nicht bebaut.) Der Ort ist landschaftlich besonders exponiert und reizvoll, die Möglichkeiten der Verknüpfung und Begehung auf unterschiedlichen Geländeniveaus sind aber ungenützt: Man ist in jedem der aneinandergrenzenden Bereiche am Ende eines Weges. Nur eine schmale, mit einer Kette versperrte lange Freitreppe verbindet Schanzgraben und Burggarten. Eine wenig bekannte Stiege verbindet den Pfauengarten mit dem 3. Burghof.
    Die hinteren Ecken: Der Komposthaufen des Burggartens, die Staubecke der letzten Parkplätze im 3. Burghof, der tote Winkel im Pfauengarten, auch sie haben einen entwicklungsgeschichtlichen Hintergrund. Hier lag der Wirtschaftsteil der Burg mit Pferdestallungen, „Schupfe", Eis- und Löwengrube: der „Cour Basse“.

II Historisches
Die Grazer Burg war jeher ein Zentrum höchster und hoher Geschäfte von Reichs- und Landesregierung, Politik und Repräsentation. Er war immer baulichen Veränderungen unterworfen. Ein Teilbereich mit Löwen- und Eisgrube wurde an der Hofseite der Burgmauer mit einer Betonplatte und einem zweigeschoßigen Nebengebäude minderwertig überbaut. Dabei wurde die Stadtmauer teilweise durch Betongewölbe in Mitleidenschaft gezogen und freizügig fließende Wassereintritte weisen auf technische Mängel bei Anbauten hin. Der obere Teil der Kasematte wurde geschliffen, der Rest zugeschüttet. Das Gewächshaus blieb erhalten und wurde im letzten Jahrzehnt umgestaltet. Die Gartengestaltung des Burggartens wurde von streng-geometrisch zu Englischem Garten geändert, wobei auch die Wegführung von einem Dreiecks- und Trapezraster in eine freie Geometrie geändert wurde (Abb.1).
    Neben dem heute sichtbaren Bestand weisen die Unterlagen der Burgmappe aus 1829 des Landesarchivs unter und neben 3. Burghof, Pfauengarten und Burggarten einen Trakt an der Stadtmauer mit Löwengruben und Kasematte aus, diese dort als „Hütten“ bezeichnet (Abb.2). Im „Plan über die sogenannte Löwengrube“ ist die Löwengrube als solche, die Kasematte als „Keller“ ausgegeben (Abb.3). Detaillierter ist die Darstellung aus 1827 mit Löwengrube, nicht als solcher bezeichneter Kasematte, der „Schupfe“ und zu bauenden Pferdestallungen (Abb.4). Noch besteht die Kasematte, wenn auch als solche nicht mehr genützt.
    Die Kasematte wurde teilweise abgetragen und zugeschüttet, Schnittlinien, Schnitte und Profile sind angegeben (Abb.5): „Situations und Niveau Plan VI über die Abtragung der Baufälligen Kasemate SS, dann der sogenanten Binderhütte im hiesigen Burg-Garten, wobey das alte Mauerwerk schwarz, das neue roth und das abzutragende gelb angedeutet wurde“). Das Glashaus im Burggarten gab es schon 1812. Es wurde lt. „Plan über das im Bau stehende Gewächshaus im k.k. Burggarten zu Grätz“ vom Februar 1842 im klassizistischen Stil neu errichtet. (2)

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(1) Dieser Artikel ist der erste von zwei Artikeln, die Artikel „7 GELUNGEN – Das-Trigon-Museum-im-Pfauengarten“ der Serie gelungen | nicht gelungen durch das Sichtbarmachen eines im Untergrund noch bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts vorhandenen originalen Baubestandes im 3. Burghof und im Burggarten ergänzen.

(2) Weitere Details aus der Baugeschichte finden sich in „Die landesfürstliche Burg in Graz“ von Viktor Thiel.

Stadtwanderer

Bitte überprüfen Sie selbst als Autor, versucht objektiv, ob sich solche langen, im Thema detaillierten Texte für das Lesen im Internet eignen. Ich finde nicht. Sie ermüden und langweilen. Ich und meine Frau finden es gut, dass Gat kein wissenschaftliches Forum ist. Es braucht Frische und Abwechslung, um attraktiv zu sein. Wenn jemand so eine spezielle Abhandlung veröffentlichen will, sollte er dies in einem Buch und mit Buchverlag machen. In Graz gibt es den Keiper-Verlag. Dann damit in die TU-Bibliothek und jeder und jede kann sich darin vertiefen, wenn er oder sie will. Für Gat scheint mir dieses Schreibformat ungeeignet. Es wird Leser und Leserinnen vertreiben, die Gat als tägliche Quelle von frischen und informativen, aber auch kurzweiligen Beiträgen, die das aktuelle Geschehen hier in Graz und in der Steiermark fokussieren, gleich morgens aufsuchen.

Do. 15/04/2021 9:48 Permalink
DI Elisabeth Kabelis-Lechner

Antwort auf von Stadtwanderer

Ich kann dieser Meinung nur zustimmen. Ich habe nicht die Nerven mir diese langen Texte am Bildschirm durchzulesen. Außerdem ist das doch ein wenig Schnee von gestern.

Do. 15/04/2021 11:31 Permalink
Anonymous

Es ist nicht lange her hat ein Kommentar auf Gat die Würdigung des verst. Kulturstadtrates in der Form kritisiert, dass diese Würdigung gerade an der Stelle stattfinde die zu einem seiner Sündenfälle gehört – das Kunsthaus Graz. Dazu enthalte ich mich einer Aussage, aber ich finde es großartig wie sie Serie gelungen nicht gelungen, gut recherchiert und mit Zeitzeugenwissen vermischt Vergessenes wieder ins Gedächtnis zu bringen.

Do. 15/04/2021 1:24 Permalink
Netzwerktreffen
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