15/04/2021

gelungen | nicht gelungen
7.02b

GELUNGEN. Der Archäologiebereich im dritten Burghof und Burggarten, Teil B

Renaissance von Eis- und Löwengrube im 3. Burghof und der Kasematte im Burggarten

Artikelserie von Bernhard Hafner zum Thema Pfauengarten in Graz.
Bestand, Nutzung, Planung und Bebauung.

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15/04/2021

Abb.6: Archäologie, Niveau OKF 362.80, Löwen- und Eisgrube.

©: Bernhard Hafner

Abb.7: 3. Burghof, Niveau OKF 365.0, Foyer OKF 365.10

©: Bernhard Hafner

Abb.8: Ausblick auf und möglicher Ausgang in den Stadtpark, OKF 367.75.

©: Bernhard Hafner

Abb.9: Pfauengartenniveau mit Ausblick in Stadtpark und Pfauengarten, OKF 370,00, möglicher Zugang zum Pfauengarten.

©: Bernhard Hafner

Abb.10: Burgartenniveau mit Teilgrundriss des Trigon Museum Projekts von Schöffauer – Tschapeller, OKF 373,80

©: Bernhard Hafner

Abb.11: Draufsicht auf den Burggarten mit Lage alternativer Säle.

©: Bernhard Hafner

Abb.12: Schnitte durch das Projekt, a Längsschnitt 1-1, Großer Saal mit Kasematte; b Querschnitt B-B durch Saal und Archäologiebereich; c Querschnitt A-A, Foyerbereich und Großer Saal

©: Bernhard Hafner

Abb.13: Aufsicht auf den Saal mit abgehobenem Dach und Schnitt A-A, Autocad Dias des 3D-Modells, 1994

©: Bernhard Hafner

Abb.14: Innenansicht des Saals mit Kegelstumpf-Zugang vom Burggarten, ohne Oberlichte, 1993

©: Bernhard Hafner

GELUNGEN. Der Archäologiebereich im dritten Burghof und Burggarten, Teil B
Renaissance von Eis- und Löwengrube im 3. Burghof und der Kasematte im Burggarten (3)

Auftraggeber: Fachabteilung 4a, Hochbauplanung, via Dr. Josef Krainer, Landeshauptmann (LH)
Ort: Dritter Burghof und Burggarten Graz
Idee & Planung: Architekt Bernhard Hafner, Graz.
Beauftragung einer vom Verfasser vorgeschlagenen Studie. Entwurfszeichnungen und Kostenschätzung nach ÖN B1801-1;
Beendigung der Weiterführung des Projektes durch die SPÖ, LH Mag. Voves 2007
Zeitraum: 1993-1995, 2007

IV Das Projekt
umfasst drei Bereiche: erstens, den eigentlichen Archäologiebereich mit Löwengrube, Eisgrube und Kasematte, zweitens, die Adaptierung des Bestandes nördlich davon mit Foyer an der Schnittstelle von 3. Burghof, Stadtpark und Pfauengarten unter der obersten Terrasse des Burggartens und drittens, den Saal. Dieser Teil der Stadtkrone wird durch gelegentlich nützlich erscheinende Baumaßnahmen aus ihrem historischen Schlaf geweckt. Er soll hier im Kuss des Architekten aufwachen und sein Potenzial erfüllen. Das Projekt ist als kulturpolitische und architektonische Vision entstanden. Dies im Unterschied zu üblichen Planungen, welche meist augenblickliche Erfordernisse erfüllen und örtlichen, funktionellen Bedarf befriedigen sollen- ein LKW-Abstellplatz wird sogleich über Löwen- und Eisgrube in der mittelalterlichen Burg von Graz gefunden. Das Projekt befriedigt hingegen ein aus dem Alltag herausgehobenes Verlangen nach Baukultur, Geschichtsbewusstsein und nach der Bedeutung des Ortes, wie es sich gehört.
    In diesem Sinn ist das Projekt eine freie Manifestation des Landes Steiermark als bedeutendem Bauträger, der eine kulturelle Verantwortung und Vision teilt und sie in dieser Rolle als Auftraggeber Realität werden lassen will. Die drei vorgeschlagenen Projektbereiche sind:

1. Die Adaption des Nebengebäudes in der NO-Ecke des 3. Burghofes. Hier sollte ein Zugang für das Gesamtprojekt liegen. Von hier aus ist der südlich angrenzende Archäologiebereich entweder nur einsehbar, bedingt auch begehbar. Der Eingang liegt funktional günstig im Schnittpunkt aller drei Bereiche. Er ist attraktiv, da er sich am erdgeschoßig offenen, wettergeschützten Freiluftgelände der Archäologie befindet. Man weiß sofort, wo man ist. Von hier aus sind über Stiege und Aufzug drei Niveaus erreichbar: im Osten der Saal an der Stadtmauer zu Pfauengarten und Stadtpark, unterirdisch im Burggarten gelegen. Das Eingangsgeschoß befindet sich auf dem 3. Burghof als Referenzniveau, darüber ist der Saal mit Ausblick auf und möglichem Zugang zum Stadtpark. Nochmals darüber ist der Pfauengarten einseh- oder begehbar, der Stadtpark ist einsehbar. Auf beiden diesen Ebenen befindet man sich auf einem Galeriegeschoß des Saals. Das zu verwirklichende Trigon Museum im Pfauengarten kann in Verbindung zu all diesen Ebenen stehen.

2. Der Archäologiebereich mit Löwengrube, Eisgrube und Kasematte. Die Teilüberbauung durch das erste Geschoß oder beide Geschoße des bestehenden Nebengebäudes wird abgetragen. Die Löwen- und Eisgrube mit Fußboden unter dem Referenzniveau ist ein einsehbares und begehbares Freigelände, das den 3. Burghof bis an die Festungsmauer der Burg erweitert. Es kann hofseitig über Kopf von Glasschürzen umgeben sein. Das Freigelände und das Foyer dahinter öffnen sich geradewegs vom Durchgang vom 2. zum 3. Burghof aus. Der Bereich der Kasematte wird freigelegt, das zugeschüttete Erdreich entfernt, der Zugang von den Gruben zur Kasematte und der ursprüngliche Ausgang von ihr wird aktiviert (alter und neuer Fluchtweg). Das abgetragene Gewölbe der Kasematte wird wieder hergestellt. Sie wird von oben durch unterspannte Oberlichtkonstruktionen punktuell belichtet. Etwa gegenüber dem Fluchtweg in den Burggarten wir ein Zugang zum höher, etwa auf Referenzniveau gelegen Saal hergestellt (Abb.6 und 7).

3. Der unterirdische Saal reicht von der Kasematte bis zum erweiterten Umbaubereich an der Stadtparkkante der Burgbastei. Drei Varianten werden angeboten: der große Saal, der kleinere Saal als Teil des großen Saals und der kleine Saal an der Burgbastei.
Mögliche Lösungen für einen kleineren Saal beruhen allein auf der Verringerung der Herstellungskosten. Ein kleiner Saal bietet deutlich weniger ausstellungstechnisch und an Raumerlebnis. Der Rundgang vom Foyer im 3. Burghof über das Foyer des großen Saales, die Kasematte zur Burg Archäologie ist nicht möglich, weil entweder die Verbindung zum Foyer oder zur Kasematte fehlt. Technische Umbaumaßnahmen wegen Wassereintritten im Bereich der Löwengrube an der Burggartenseite entfallen, altes Mauerwerk wird saniert. Auch der Kulturreferent des Landes sprach sich bei der Vorstellung des Projektes 2007 für den großen Saal aus und meinte, die Kosten seien angemessen und im Rahmen der Bautätigkeit des Landes. Aber da Kritik nie an architektonischen sondern an budgetären Maßstäben gemessen wird, werden zwei Alternativen für einen kleineren Saal überlegt.
    1. Der große Saal reicht vom Ende der Kasematte bis zur Mauer der Burgbastei. Er hat in dieser Ausführung eine Nutzfläche von ca. 475 m2. Darin ist auch das konische Eingangsbauwerk im Burggarten von ca. 75 m2 enthalten. Dazu kommt noch die Fläche von ca. 185 m2 zwischen dem eigentlichen Saal, der Kasematten-Mauer und der burggartenseitigen Stadtmauer, die als Foyer des Saals und für Sanitäranlage, Lager und Haustechnik genützt werden kann. Tageslicht erhält der Saal über Belichtungsaufsätze, die im Burggarten stehen wie Baumstümpfe aus Glas. Auch die Kasematte wird auf diese Weise belichtet.
    Der große Saal wird von drei Seiten erreicht. Erstens, über das Foyer im Archäologiebereich, zweitens, vom konischen Eingangsbauwerk im Burggarten und, drittens von der Kasematte. Es gibt einen Rundgang durch alle drei Bereiche im Uhrzeigersinn vom Foyer aus. Er endet ihm zu Füßen in der Löwengrube. Hier befindet sich auch der Aufzug, der alle 4 Ebenen erschließt: den abgesenkten Archäologiebereich, das Foyer auf Niveau des 3. Burghofes, das Niveau Stadtpark (Abb.08) und das Niveau Pfauengarten (Abb.9). Auch eine Terrasse am höchsten Punkt des Burgartens zum Gewächshaus hin wird zugänglich. Attraktiv dabei ist, dass der Archäologiebereich kein Durchgangsbereich ist, sondern Endpunkt. Im Rundgang durch das Foyer des großen Saales ist man sich immer des alten Stadtmauerwerks an der Archäologie und der Kasematten-Mauer als einem zentralen, historischen Objekt gewahr, um das herum die Räume des Projekts angeordnet sind.
    An der Geländekante am Stadtpark (Burgbastei) und Pfauengarten gibt es punktuelle Ausblicke und auf Veranstaltungen beschränkte Ausgänge in den Stadtpark bzw. den Pfauengarten. Auf diese Weise wird man sich beim Rundgang auch in einem unterirdischen Inneren des Projektes der Besonderheiten des Ortes bewusst. Bei Realisierung des Trigon Museums ergäben sich interessante Möglichkeiten gemeinsamer Nutzung (sh. Abb.6 bis 9).
    In allen drei Bereichen ist das Raumerlebnis unterschiedlich. Dies ergibt sich aus Lage und Raumdimension. In der Löwengrube befindet man sich in einem offenen (wettergeschützten) Grubenbereich. In der Kasematte in einem langgestreckten, seine Breite verändernden, ehemaligen Wehrgang, gewölbt und mit Ausblick nach oben außen. Im Foyerbereich des Saales gibt es altes Ziegelmauerwerk von Burg und Kasematte. Der Saal selbst ist ein Raum mit euklidisch einfacher Geometrie, der durch die Erweiterung im zylindrischen Zugangsbauwerk im Burggarten und dessen Rundrampe bereichert wird. Von hier aus sieht man durch den oben verglasten Kegelstumpf Himmel und Burgarten. Der Archäologiebereich ist eine mehrgeschoßige, offene Halle mit Einblick vom und Ausblick in den 3. Burghof. Ihre Erweiterung im Saal fasziniert als unterirdisches Bauwerk an der Geländekante durch seine Ausblicke und Lichteinfall in und aus unterschiedlichen Richtungen.
    2. Der kleine Saal als Verkleinerung des großen Saales reicht von der Kasematte bis zum zylindrischen Eingangsbauwerk im Burggarten. Er hat eine Gesamtfläche von ca. 310 m2 (statt 475 m2) inklusive der Zylinderfläche. Der Saal selbst hat ca. 235 m2 NF und ist vom Burggarten und der Kasematte zugänglich. Er ist somit eine Erweiterung der Kasematte oder umgekehrt.
    3. Kleiner Saal an der Burgbastei. Dieser Saal ist eine Erweiterung des mehrgeschoßigen Foyers im 3. Burghof und eine Erweiterung an der Mauer der Burgbastei. Er verläuft anfänglich ihr entlang und knickt dann nach SW ab, die Richtung zur Burg nehmend. Auch dieser kann separat durch das zylindrische Eingangsbauwerk vom Burggarten aus erschlossen werden (Abb.10).

Die Aufsicht auf den Burggarten zeigt die Anlage von oben mit Wegeführungen, Terrassen und den Belichtungsaufsätzen auf Gras oder Terrassen (Abb.11). Für diese Belichtungslösung waren in der ersten Entwurfsstudie 1994 noch Streifenverglasungen vorgesehen, die dann verworfen wurden. Teil dieser 3D-Volumensdarstellung ist in Autocad Dias festgehalten (Abb.12 und 13).

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(3) Dies ist der zweite der beiden Artikel über den Archäologiebereich in drittem Hof und Burggarten der Grazer Burg. Fußnoten- und Abbildungsnummern werden von Teil 1 weitergeführt.

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