30/09/2021

MINUS – Karlauerstraße, Graz

Die „unfassbare“ Umgestaltung der Karlauerstraße mit 100% Versiegelungscharakter

Kommentar von Elisabeth Kabelis-Lechner

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In der GAT-Kommentar-Reihe
PLUS / MINUS werden kurz und bündig positive wie negative Gestaltungen und Details aufgezeigt, die das Auge erfreuen oder beleidigen.

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30/09/2021

Umgestaltung Karlauerstraße, Blick stadteinwärts mit asphaltierter Verkehrsinsel

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Karlauerstraße neu, Blick Richtung Süden

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Behinderungen vor dem Zebrastreifen

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Bushaltestelle nach Schutzweg entspricht nicht der Verkehrsplanungsrichtlinie der Stadt Graz – rätselhafter Doppelmast.

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Asphaltwüste im Kreuzungsbereich mit Köstenbaumgasse. Hier wäre Platz für Begrünung gewesen

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Blick auf den asphaltbetonten Umbau von Süden

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Gehsteigvorziehung bei Fußgängerampel Bethlehemgasse ohne Gestaltungsabsicht

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Die Karlauerstraße wurde im Streckenabschnitt Polizei Karlau bis zur Kreuzung mit der Bethlehemgasse für die Verlängerung der Busspur umgebaut. Busspuren sind für die Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs immer gut. Wenn man schon aufwendig eine Straße dafür umgestaltet, so sollte doch auch auf die entsprechende qualitätsvolle Gestaltung geachtet werden. Das wurde hier absolut versäumt.
Der Straßenraum ist ein wichtiger öffentlicher Raum, der wesentlich das Stadtbild prägt. Straßenraum braucht Aufenthaltsqualität. 100 % schwarzer Asphalt liefert diese nicht. In Anbetracht dieses traurigen Ergebnisses bleiben nur Kopfschütteln und der Satz: das darf doch wohl nicht wahr sein!

Ich stellte Fragen an die meiner Meinung nach dafür verantwortliche Stadträtin für Verkehrsplanung. Sie delegierte die Antwort an den Abteilungsleiter der Grazer Verkehrsplanung.

Hier die Fragen

1) Wieso wurde im Bereich der Polizei in der Karlauerstraße die lange Verkehrsinsel asphaltiert und damit zu 100% versiegelt? Viele Gries-Bewohner*innen sind entsetzt darüber.

2)Wieso wurden bei den Gehsteigvorziehungen keine Baumpflanzungen oder wenigstens ein Staudenbeet überlegt?

3) Wieso wurden bei dieser Gestaltung keine Landschaftsplaner*innen beigezogen. Straßenräume sind wichtige öffentliche Räume und brauchen mehr Aufenthaltsqualität. Daher müssen sie gut gestaltet werden!

Und hier die Antworten von DI Feigl
Leiter der Abteilung für Verkehrsplanung:

Die konkrete Insel dient der sicheren FußgängerInnenführung über die Karlauerstraße und stellt gegenüber dem vorherigen Zustand eine wesentliche Verbesserung im Sinne der Verkehrssicherheit dar.
Die Begrünung mittels Bäumen wurde im Zuge der Planungen konkret geprüft und war leider aufgrund der Untergrundverhältnisse nicht möglich.
Kurzfristig prüfen wir nun die Möglichkeit einer niederschwelligen Begrünung in der neu entstandenen Insel.
Das stellt alle betroffenen KollegInnen vor allem aufgrund der seicht darunter liegenden, alten Schienentrasse (mit Mittelpflasterung) vor eine echte Herausforderung.
Mittelfristig wird der ggst. Straßenzug im Zuge des noch zu beschließenden Straßenbahnausbaues der Süd-West-Linie jedenfalls ganzheitlich unter Einbeziehung ALLER betroffenen Abteilungen (ua.: Stadtplanung - Gestaltung öff. Raum, Straßenamt, Grünraum und Gewässer, Holding Graz - Stadtraum,…) unter Einbeziehung der BürgerInnen zu beplanen sein.
Da die Realisierung dieses Projektes aus heutiger Sicht nicht in den nächsten 5 Jahren stattfinden wird, hat man sich für die Realisierung des heuer umgesetzten Projekts entschieden.
Deshalb würde ich hier keinesfalls von einem verlorenen Aufwand sprechen, da die Verkehrssicherheit für FußgängerInnen und die Beschleunigung des ÖVs durch den Busfahrstreifen sofort wirkt und für uns wichtig ist.“

Auf die Gehsteigvorziehungen ohne Grüngestaltung wurde nicht eingegangen. Interessant ist auch, dass bei der Gestaltung der Haltestelle in Richtung stadteinwärts die von der Verkehrsplanung erstellte Verkehrsplanungsrichtlinie nicht eingehalten wurde. Die Haltestellen sind nach dieser Richtlinie in Fahrtrichtung vor dem Schutzweg anzuordnen. Im konkreten Fall liegt eine Haltestelle unmittelbar nach dem Schutzweg!

Laukhardt

Auch ich bin jedesmal verblüfft, wieviel Aufwand in die Elemente der Verkehrsanlagen gesteckt wird, seien es Fahrbahntrenner, Gehsteig(kanten), Verkehrsinseln etc. Man hat fast den Eindruck, die Stadt betreibe ein Granit- und Asphaltwerk, dessen Ausstoß unbedingt zu verwerten ist. Wie Frau Lechner hier richtig schreibt, bleibt jeder "Anflug" von Grün in der Regel aus. Dabei gibt es ja doch eine Stadtgärtnerei. In einer Zeit, wo Graz im Sommer zur Gluthölle wird, ist das einfach eine Provokation!
Da hatte ich mich noch so gefreut, dass meine Einwendung zum Bebauungsplan beherzigt wurde, und der Neubau an der Ecke Köstenbaumgasse um einige Meter zurückversetzt wurde, um in Zukunft eine durchgehende Baumreihe an der westlichen Seite der Karlauer Straße schaffen zu können, die es ja in Ansätzen bereits gibt. Wie es jetzt aussieht, wird das maximal eine weitere Parkspur. Kooperieren die Grazer Abteilungen nicht mehr untereinander?

Di. 05/10/2021 11:58 Permalink
Astrid Kohlfürst

Antwort auf von Laukhardt

Lieber Peter Laukhardt, natürlich treffe ich Sie hier, wie gewohnt! Ich bin entsetzt, schon beim 1. Bild ganz oben habe ich mich gefragt: wo bin ich hier? In diese Gegend komme ich kaum, nichts ist mir jetzt überhaupt noch bekannt! Und - ich hatte vor mehr als 3 Jahren ja mehrere Gespräche mit der Stadtverwaltung betreffend "Grün", erstens das frühe Mähen, zweitens: Bewuchs auf Verkehrsinseln oder Straßenbeitung stehen lassen, auch bei unbenützten Rasenstücken. Zum Thema Spielplätze hat man mir gesagt: die müssten alle 3 Wochen (!!!!) gemäht werden, auf meine Einwände, ob die Kinder nicht mehr mit ihren Fusserln durchs Gras watcheln dürften, meinte der "oberste" Mäher, er würde die Sache bei dem "ganz obersten Mäher" einbringen. Der rief mich auch an und meinte, er sähe die Sache so wie ich, man hat meinen Vorschlag angenommen und würde Spielplätze und Randstreifen etc. erst später mähen, damit die Bienen ihr Auskommen haben. Hier bei uns in Gösting funktioniert das einigermaßen. Aber wenn neue Straßen- und Gehsteigstücke schon von Haus aus asphaltiert werden? Die Bürger sollen für den Klimaschutz etc. zahlen und die Stadt macht sowas? Alles hirnlos und intelligenzbefreit.

Di. 05/10/2021 1:53 Permalink
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