08/12/2021

MINUS – Kreuzungsumbau

Dass in Graz noch immer Vorrang für den Autoverkehr herrscht, zeigt der Umbau der Kreuzung Eggenberger Straße / Alte Poststraße, 8020 Graz.

Kommentar von Elisabeth Kabelis-Lechner

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In der GAT-Kommentar-Reihe
PLUS / MINUS werden kurz und bündig positive wie negative Gestaltungen und Details aufgezeigt, die das Auge erfreuen oder beleidigen.

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08/12/2021

Umbau Kreuzung Eggenberger Straße/Alte Poststraße – sanfte Mobilität hatte Nachrang in der Planung. Fotos vom 25.11.2021 mit ausgelöschten Markierungen...sehr verwirrend!

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Fußgänger werden weggedrängt

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Elektrokästen im Grünstreifen und um die Ecke geführter Gehweg

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Kreuzungsbereich stadteinwärts fotografiert

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Der urbane Raum ist nun einmal begrenzt und daher braucht es eine faire Verteilung des Straßenraums für alle Verkehrsteilnehmer*innen.  Gründe, warum einige Menschen – vor allem Ältere und Kinder – nicht mit dem Rad fahren, sind unter anderem Unsicherheit und Angst. Will man das Zufußgehen und Radfahren in der Stadt wirklich fördern, dann muss diesen Verkehrsteilnehmer*innen mehr Platz zugestanden und Sicherheit gewährleistet werden.

Das alles ist beim Kreuzungsumbau Eggenberger Straße/Alte Poststraße garantiert nicht geschehen. Dieser verpfuschte Umbau gefährdet Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen.
Im September 2021 kurz nach Freigabe der Kreuzung haben Kleine Zeitung und Grazer auf diese unmögliche Situation hingewiesen. So schrieb die Kleine Zeitung unter anderem: "Radler und Fußgänger werden an die Wand gedrängt.“ Der Grazer berichtete über gefährliche und brenzlige Situationen und schrieb: “Laut dem Projektverantwortlichen Klaus Peter Masetti von der Stadtbaudirektion ist die Stelle durchaus unglücklich markiert. Man arbeite aber bereits an einer Lösung und möchte bald etwas ändern.“

Laut telefonischer Auskunft von DI. Masetti wurde die Markierung bereits verändert, es wurde eine durchgehende Linie unterbrochen und eine entfernt, weil die Markierung hier verwirrend war. (ist auf den Fotos ersichtlich)
Auf die Frage, ob damit die Probleme mit dieser Kreuzung gelöst seien, antwortet er: "Die Behörde (das Straßenamt) hat hier die Änderung verordnet“. Auf meine Nachfrage, dass hier sehr zugunsten des Autoverkehrs geplant und sehr wenig auf die Gruppe der Radfahrer*innen und Fußgänger*innen geachtet wurde, antwortet Masetti, "...ja die Situation ist ungünstig und sehr beengt, entspricht aber den gesetzlichen Vorgaben eines gemischten Geh-und Radweges."
Der Kreuzungsbereich werde von der Behörde nun kritisch beobachtet. Möglicherweise stelle sich dann die Rechtsabbiegespur für den Autoverkehr als nicht unbedingt notwendig heraus.
Nachfrage von mir: "Warum wurde nicht bereits in der Planung auf diesen Abbiegestreifen verzichtet und der zur Verfügung stehende Raum fair verteilt?" Masetti: "Das hätte möglicherweise zu Staus geführt, die auch negative Auswirkungen auf die Straßenbahn gehabt hätten“.

Resümee
Es handelt sich hier um eine sehr wichtige Kreuzung im Bereich der Hauptradroute 12 und der neuen Radroute in den neuen Stadtteil Reininghaus, die sich hier mit einer Gehwegkreuzung mischt. Dafür wurde seitens der Planer und der Behörde ein minimaler Bereich zur Verfügung gestellt, der bereits ab Nutzungsbeginn zu Konflikten und gefährlichen Situationen führte und weiter führen wird. Eine Markierung wurde leicht verändert. Für die Zuständigen der Stadt Graz ist damit alles soweit in Ordnung und die Situation wird kritisch beobachtet. Muss erst ein schwerer Unfall passieren, damit die beobachtende Behörde reagiert?

Die Stadt Graz definiert in ihrer Radwegkarte die Hauptradrouten so: "Alltagstaugliche, familienfreundliche Radrouten, die möglichst direkte Verbindungen des Stadtzentrums mit dem Umland darstellen. Durch ihre sternförmige Anordnung erschließen sie die gesamte Stadt".

Alltagstauglich und familientauglich trifft in diesem Fall wohl nicht zu.
Ein Fall für die neue Verkehrsstadträtin.

Stadtflanierer ganzjährig

Ja, da wartet viel Arbeit auf die neue Stadtregierung (in Delegierung an die Stadtbaudirektion ect.) Zu hoffen und wünschen ist, dass das tägliche GAT-Lesen zur Pflicht wird und dass im Sinne von Transparenz und BürgerInnennähe auch direkt auf GAT Stellung bezogen wird von den Herrschaften.

Do. 09/12/2021 10:12 Permalink
Maria Baumgartner

Die Kritik an dieser Kreuzung ist wirklich berechtigt und leider nur eines der viele Beispiele, wo der Radwegausbau auf Kosten der Fußgänger*innen und nicht des motorisierten Verkehrs, den man eigentlich reduzieren sollte, erfolgte. Eine Stadt der kurzen Wege braucht attraktive Wege, speziell für Fußgänger*innen. Bleibt zu hoffen, dass die neue Stadtregierung hier ihre Präferenzen anders setzt und endlich das Radfahren im Fahrbahnbereich priorisiert. Die StVO bietet mit Begegnungszonen und Fahrradstraßen dafür gute Möglichkeiten, gerade auch bei beengten Raumverhältnissen. Dass das möglich ist, zeigen Städte wie Rotterdam, Kopenhagen und Wien.

Mi. 08/12/2021 11:34 Permalink
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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