Manuel Herz im Gespräch mit Dirk Rupnow
aut, Innsbruck

Synagoge in Babyn Yar bei Kiew – © Iwan Baan

An keinem anderen Ort außer in Auschwitz und Treblinka sind je so viele Menschen ermordet worden wie in der Schlucht Babyn Yar bei Kiew. Vor 80 Jahren, am 29. und 30. September 1941, haben SS- und Polizeieinheiten mithilfe der Wehrmacht 33.471 jüdische Frauen, Männer und Kinder erschossen, in 48 Stunden. Im kollektiven Gedächtnis ist dieser „Holocaust durch Kugeln“, der der Vernichtung in den Gaskammern vorausging, bis heute kaum präsent. Dies ist maßgeblich auch eine Folge des jahrzehntelangen Verdrängens des Massakers durch das Sowjetregime. Erst mit der Unabhängigkeit der Ukraine wurden einzelne Denkmäler verstreut am Gelände errichtet, ein offizielles Erinnern gibt es seit wenigen Jahren.

Seit Mai 2021 steht in Babyn Yar eine vielbeachtete Synagoge des Architekten Manuel Herz. Das in Anlehnung an die ukrainische Tradition in Holz errichtete Gotteshaus lässt sich einem Pop-up-Buch gleich aufschlagen und öffnet so „eine neue Welt von Moral, Geschichte, Lebensweisen, Liebe“, die „das Leben zelebriert“ (Manuel Herz).

Manuel Herz präsentiert seine Synagoge von Babyn Yar und spricht mit dem Zeithistoriker Dirk Rupnow über das lange Schweigen zum Massaker und eine nötige angemessene Erinnerungskultur an die Gräuel der NS-Zeit.

Manuel Herz
geb. 1969; Architekt in Basel; Studium an der RWTH Aachen und an der AA School of Architecture London; Professor für Urban Studies an der Uni Basel, Gastprofessor u. a. an der ETH Zürich und der Harvard School of Design; 2015 Kurator des Pavillons der West-Sahara auf der Biennale von Venedig

Dirk Rupnow
geb. 1972; Professor für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck; zahlreiche Arbeiten zur Shoah und Erinnerungskultur; Gastprofessor u. a. in Stanford und Jerusalem

Eine Veranstaltung im Rahmen des Journalismusfestes Innsbruck – Internationale Tage der Information, 13. bis 15. Mai 2022, in Kooperation mit u. a. Die ZEIT, Süddeutsche Zeitung, Le Monde Diplomatique, taz, Reportagen, Internazionale, Standard, Falter, Ö1, ORF-Tirol, Tiroler Tageszeitung

Veranstaltungsort
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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