25/01/2016

10 Gemeinden und 1 Region sind nominiert. Zukunftsweisende Baukulturprozesse werden bei der Preisverleihung am Donnerstag, 28.01.2016 im Wiener Palais Eschenbachab 18:00 Uhr vor den Vorhang geholt.

AusloberInnen
LandLuft – Verein zur Förderung von Baukultur in ländlichen Räumen mit dem Österreichischen Gemeindebund

Anmeldung Preisverleihung
bis 25.01.2016 unter
preisverleihung@landluft.at

Publikation
Baukultur gewinnt!
ISBN 978-3-200-04450-0
€ 20,00 zuzgl. Versand
Info und Bestellung:
servus@landluft.at

Ausstellung
Baukultur in ländlichen Räumen
Eröffnung: 28.01.2016, nach der Preisverleihung
Palais Eschenbach, Eschenbachgasse 11, 1010 Wien

25/01/2016
©: LandLuft

Screenshot: Baukulturelle Landkarte Österreich, 2012: gelb = Preisträger 2012, grau = Einreicher 2012

©: LandLuft

Bereits zum dritten Mal präsentieren LandLuft, der Verein zur Förderung von Baukultur in ländlichen Räumen und der Österreichische Gemeindebund die Gewinner des LandLuft Baukulturgemeinde-Preises. In einem mehrstufigen Verfahren hat die ExpertInnen-Jury zehn österreichische Gemeinden sowie eine Region für den Preis nominiert. Die feierliche Preisverleihung bittet die verantwortlichen Akteurinnen und Akteure vor den Vorhang und würdigt ihr professionelles und ehrenamtliches Engagement. Eine umfangreiche Buchpublikation sowie eine Wanderausstellung zeichnen die baukulturellen Prozesse nach und sollen andere Gemeinden zum Abenteuer Baukultur ermutigen.

Aus den 23 Einreichungen hat die Jury aufgrund beispielgebender baukultureller Initiativen Moosburg und Velden am Wörthersee (Kärnten), Ernsthofen und Ybbsitz (Niederösterreich), Thalgau (Salzburg), Fließ, Mils und St. Johann i. T. (Tirol), Krumbach und Lustenau (Vorarlberg) sowie die Region Südsteiermark für den LandLuft Baukulturgemeinde-Preis 2016 nominiert. Ihr Engagement würdigt ein Fest der Baukultur, das am Donnerstag, 28. Jänner 2016 ab 14:00 Uhr im Wiener Palais Eschenbach über die Bühne geht und dessen Höhepunkt die abendliche Preisverleihung mit BM Dr. Josef Ostermayer und Prof. Helmut Mödlhamer, Präsident des Österreichischen Gemeindebundes darstellt (ab 19:00 Uhr – s.a. Termin unten).

Baukultur – Herausforderung für Stadt und Land
Zum Auftakt des Fests der Baukultur lädt LandLuft gemeinsam mit den Magistratsabteilungen MA19 – Architektur und Stadtgestaltung und MA20 – Energieplanung der Stadt Wien zu einem LandLuft-Stammtisch. Im Fokus des nachmittäglichen Symposiums unter dem Motto Baukultur und Kuchen stehen der Siedlungsbau, der Umgang mit den Ressourcen Grund und Boden sowie nachhaltige Energiekonzepte: Themen, die in Stadt und Land von eminenter Bedeutung sind und gemeinsamer Lösungsansätze bedürfen. Inputs von ExpertInnen sollen die anschließende Diskussion urbaner und kommunaler Baukulturstrategien an moderierten Thementischen vorantreiben. Die Erfolgsgeschichten der zum Baukulturpreis nominierten Gemeinden liefern dafür zusätzliche Denkanstöße.
„Baukultur ist keine Frage der Größe einer Stadt oder einer Gemeinde. Gelebte Baukultur und deren Umsetzung hat einen positiven Einfluss auf alle Beteiligten. Im gemeinsamen Austausch können wir voneinander lernen“, so DI Franz Kobermaier, Leiter der MA19 – Architektur und Stadtgestaltung. Auch Mag. Bernd Vogl, Leiter der MA 20 – Energieplanung begrüßt die Kooperation zwischen LandLuft und der Stadt Wien: „Für das Gelingen der Energiewende spielt die Baukultur eine entscheidende Rolle. In vielen Gemeinden werden Leuchtturmprojekte umgesetzt, die mögliche Wege in die nachhaltige Energiezukunft deuten. Gerne unterstützen wir die Vernetzung innovativer Köpfe des Landes.“

Baukulturgemeinde-Preis
Der LandLuft Baukulturgemeinde-Preis zeichnet Gemeinden in Österreich – und erstmals auch im Allgäu – für ihre richtungsweisende kommunale Baukultur, also für nachhaltige Investitionen in die Lebensqualität vor Ort aus. „Der Preis zielt nicht primär auf das ‚schöne‘ Gebäude ab. Er beleuchtet vielmehr die Prozesse im Vorfeld von Bauvorhaben sowie jene engagierten Menschen, die sie anstoßen und vorantreiben“, so Mag. Roland Gruber, Vorsitzender von LandLuft.

Der Baukulturgemeinde-Preis winkt jenen Kommunen, die auf innovative bauliche Gestaltung als wichtige Strategie einer zukunftsorientierten Gemeindeentwicklung setzen. Zentrales Handlungsprinzip ist dabei die Einbindung der Gemeindebürgerinnen und -bürger als MitgestalterInnen ihres unmittelbaren Lebensraumes. Die interdisziplinäre Jury des Preises würdigt Gemeinden, deren Prozesse und Ergebnisse Vorbildcharakter für andere Kommunen haben. Die Preisverleihung, die umfangreiche Buchpublikation Baukultur gewinnt! sowie eine mehrjährige Wanderausstellung rücken die prämierten Gemeinden ins mediale Rampenlicht, erläutert DI Heidi Leitner, Geschäftsführerin von LandLuft und Organisationsverantwortliche des Preises.

Was macht gute Baukultur aus?
Wie wird eine Gemeinde zur Baukulturgemeinde? „Baukultur entsteht, wenn Menschen aktiv die Gestaltung ihres Lebensraums in die Hand nehmen und gemeinsam mit ExpertInnen sowie politisch Verantwortlichen nach tragfähigen Antworten auf Fragen von Raum- und Lebensgestaltung suchen. Materiell schlägt sich Baukultur in einer höheren Qualität von Gebäuden, Räumen und Plätzen nieder. Sie führt zu einer längeren Nutzungsdauer, zu geringerer Umbautätigkeit und minimiertem Wartungsaufwand. Ideell wirkt sich Baukultur aus, indem neue Nutzungsmöglichkeiten entstehen, die Nutzungsfrequenz sowie die Freude an der Nutzung steigen – und damit die Identifikation mit dem unmittelbaren Lebensumfeld“, erläutert Univ. Prof. Mag. Roland Gnaiger, Vorsitzender der Jury.

Baukulturelle Qualität lässt sich anhand der Prozesse sowie anhand realisierter und geplanter Projekte festmachen. Entlang dieser beiden Leitbegriffe befragt die Jury alle sich bewerbenden Gemeinden:

Prozesse
Wie entstehen in einer Gemeinde Bauprojekte? Wie artikuliert sich der Bedarf? Wer artikuliert ihn? Bottom up oder top down? Wie wird an kommunale Bauvorhaben herangegangen? Wie funktioniert die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern? Welche Konzepte, Entwicklungsszenarien und Masterpläne für sensible Materien wie Ortsentwicklung, Raumplanung, Verkehr und Energie gibt es? Bietet die Gemeinde ihren BürgerInnen Bauberatung an? Gibt es einen Gestaltungsbeirat? Spielt das Thema Baukultur als solches eine Rolle im Gemeindeleben (z. B. in Form von Veranstaltungen)?

Projekte
Welche kommunalen Bau- und Gestaltungsprojekte wurden in den vergangenen Jahren umgesetzt? Welche sind in Erarbeitung? Werden PlanerInnen und ExpertInnen durch Direktvergaben, Wettbewerbe oder andere Methoden gefunden? Wie wirkt sich ein Projekt auf das Gemeindeleben aus, woran erkennt man, dass es „funktioniert“?

„Die bisher mit dem LandLuft Baukulturgemeinde-Preis ausgezeichneten Gemeinden zeigen bei aller Unterschiedlichkeit eines: Dort, wo der Planungsprozess stimmt und es ein Verständnis für die Komplexität der Aufgaben und eine Sensibilität für Gestaltung gibt, ist in der Regel auch das gebaute Ergebnis von außerordentlicher Qualität. Generell nehmen sich die EntscheidungsträgerInnen in den Baukulturgemeinden im Vorfeld viel Zeit für die Entwicklung von Bebauungsplänen und Leitbildern, für Beteiligungskultur, für die Suche nach Synergien und das Abwägen verschiedener Alternativen. Selbst für kleinere Bauaufgaben werden in der Regel gewissenhaft vorbereitete Architekturwettbewerbe oder andere Verfahren ausgelobt und professionelle Planungsbüros beauftragt. Es gibt ein klares Bekenntnis dazu, dass die Gestaltung der gebauten Umwelt einen hohen Stellenwert hat und deshalb auch professionell begleitet und honoriert werden muss. Keine Selbstverständlichkeiten in Anbetracht der Tatsache, dass es besonders in kleinen Gemeinden in der Verwaltung oft keine AnsprechpartnerInnen mit fachlichem Hintergrund in Planungsfragen gibt, das Interesse dafür daher nicht vorausgesetzt werden kann und die budgetären Rahmenbedingen gerade in Abwanderungsgemeinden zunehmend schwierig werden“, erklärt Roland Gnaiger.

Buchpublikation: Baukultur gewinnt!
Nach dem Erfolg der Bücher zu den Preisen 2009 und 2012 folgt nun jenes über die ausgezeichneten und nominierten Gemeinden 2016. Die Publikation dient als Handbuch für all jene, die in ihrem Umfeld aktiv werden wollen. Sie soll Mut machen, sich auf das Abenteuer Baukultur einzulassen und ist ab der Preisverleihung erhältlich. Das informative 200-seitige Kompendium umfasst u. a. Interviews mit den BürgermeisterInnen der Preisträgergemeinden 2012 sowie mit dem Juryvorsitzenden Roland Gnaiger. In reich bebilderten Portraits stellen die Journalistin Sonja Bettel (Österreich) und der Architekt und Publizist Florian Aicher (Allgäu) die baukulturellen Leistungen der einzelnen Gemeinden und die Menschen dahinter vor. Die Bilder stammen von Barbara Filips, Raphael Gabauer, Georg Herder und Maria Kirchner, allesamt Studierende an der Prager Fotoschule in Schloss Weinberg, Oberösterreich (PFSOE). LandLuft dankt der PFSOE und ihren Leitern Kurt Hörbst und Peter Hofstätter sehr herzlich für die Kooperation.

Wanderausstellung
Die Wanderausstellung LandLuft Baukulturgemeinde-Preis 2016 ist bis Ende 2018 in geplanten 30 Ausstellungsorten in Österreich und anderen europäischen Ländern zu sehen. Die Fotodokumentation über die innovative Baukultur der Preisträger-Gemeinden des Jahres 2016 wird im Anschluss an die Preisverleihung, am 28. Jänner 2016 eröffnet. Auf großformatigen Tafeln macht sie auf den Wert von Baukultur aufmerksam, zeigt die Menschen dahinter und möchte möglichst viele Nachahmerinnen und Nachahmer gewinnen. Die Wanderausstellung kann bei LandLuft ausgeliehen werden und reist in transportfähigen Kisten von Gemeinde zu Gemeinde.

Die Nominierten 2016
(Reihung alphabetisch nach Bundesländern)

KÄRNTEN

Moosburg: Zukunft wird gemacht
Aufgeteilt auf 35 Ortschaften im Hinterland des Wörthersees, pflegte Moosburg bis in die 1980er Jahre ein bescheidenes Dasein. Konsequente Beteiligungsprozesse zur Orts- und Regionalentwicklung seit dem Beginn der 1990er Jahre haben den Ort mittlerweile zur Innovativsten Gemeinde Österreichs und zur Europäischen Dorferneuerungsgemeinde gemacht. Mit dem Bildungscampus positioniert sich Moosburg als dem lebenslangen Lernen verpflichtete Kommune und will bis 2020 sogar DIE Bildungsgemeinde Österreichs werden.
Die Baukultur fußt auf den seit den 1990er Jahren regelmäßig erarbeiteten Entwicklungskonzepten, in die auch externe Expertise einfließt. Diese haben die Nahversorgung im Ortszentrum gesichert, sehen Beratung für private Bauherren vor und schlagen sich in diversen Bauprojekten nieder: Wertstoffsammelzentrum in Kooperation mit Nachbargemeinden, Umbau einer alten Schule zum Wohnhaus, eine Wohnanlage in der Ortschaft Tigring, Neubau bzw. Neugestaltung von Sportzentrum, Gemeindezentrum und Dorfplatz. 2010 startete Moosburg einen Zukunftsentwicklungsprozess mit den Schwerpunkten Bildung, Wirtschaft, Verwaltung und Energie. Er fand seinen Niederschlag u. a. im Ausbau des Bildungscampus sowie in der Etablierung eines kommunalen Co-Working-Spaces.

Velden: Die Rückkehr zur Baukultur
Velden am Wörthersee ist einer der bekanntesten und beliebtesten Fremdenverkehrsorte Österreichs und verfügte mit der Wörtherseearchitektur einst über eine stilprägende, im 20. Jahrhundert in Vergessenheit geratene Baukultur. Die Beliebtheit der Urlaubsdestination ließ die Immobilienpreise steigen und steigen, die Investoren rangeln um die besten Plätze am See und die Gebäude sollen in den Himmel wachsen, um mehr Profit pro Quadratmeter Grund abzuwerfen. Die hohe Zahl der Zweitwohnsitze schien bis in die 1980er Jahre in indirekt proportionalem Verhältnis zur darniederliegenden Baukultur zu stehen.
Erste Maßnahmen zur Wiederbelebung der Baukultur waren kommunale Architekturwettbewerbe, die Errichtung der Seepromenade oder eine Aktion zur Förderung ortsbildkonformer Fassadenfarben. Ein wichtiger Schritt war die Einsetzung eines Architekturbeirats. Er federt die Wünsche der Investoren gegenüber der Gemeinde ab, seine Entscheidungen sind für den Gemeinderat bindend. Als Leitprojekte, die den „Willen zur Reparatur“ ins Werk setzen, gelten der zeitgenössische Zubau zum „Schloss am Wörthersee“, das als Luxushotel konsumfreudige Klientel nach Velden lockt, sowie der Shared Space am berühmten „Corso“, wo das Recht des Schwächeren nun ein gefahrloses Flanieren ermöglicht, ohne den Autoverkehr ganz auszusperren.

NIEDERÖSTERREICH

Ernsthofen: Ein Ort der Kommunikation
In Ernsthofen am westlichen Rand von Niederösterreich herrscht ein ungewöhnlich großer Zusammenhalt unter den Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Kultur des Miteinanders und die Bereitschaft, immer und überall mit anzupacken, haben Ernsthofen zu dem gemacht, was es heute ist: eine ländliche Gemeinde mit Bevölkerungszuwachs, guter Verkehrsanbindung, reichem Freizeitangebot und gepflegten Sozialbeziehungen, die in den vergangenen 15 Jahren eine Baukultur im besten Wortsinn geschaffen haben.
Die ErnsthofenerInnen bringen sich z. B. in Arbeitsgruppen zur Zukunftsentwicklung oder zu Sozialthemen ein und bereiten dort auch richtungsweisende Bauprojekte vor, von Infoleitsystem und Skaterpark bis zum Haus für betreubares Wohnen, von der kommunikationsfördernden Neugestaltung des Ortsplatzes bis zum Schulumbau und dem Neubau einer Musikschule. Mit unzähligen Freiwilligenstunden half die Bevölkerung mit, die Baukosten auf ein leistbares Maß zu senken. Baukultur ist in Ernsthofen Teil der Gemeindestrategie und schlägt sich u. a. in Beratungen für BauwerberInnen sowie in der regelmäßigen Erstellung von Ortsentwicklungskonzepten nieder.

Ybbsitz: Die Baukulturschmiede
In Ybbsitz im niederösterreichischen Mostviertel lässt man seit den 1980er Jahren die Tradition des Schmiedehandwerks und der industriellen Eisen- und Metallverarbeitung wieder aufleben. Sie reicht in der Gemeinde bis ins 11. Jahrhundert zurück und zählt heute zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe. Das Thema Metall durchzieht auch gestalterisch den Ort – in Geländern, Fassadenverkleidungen, entlang der Schmiedemeile, dem Museum FeRRUM sowie den prächtig sanierten Häusern der einstigen Hammerherren. Architektonische Landmarks sind die „Erlebnisbrücke“, ein Klärschlammpressgebäude, das Neue Feuerwehrhaus, das „Kupferhaus“, ein Kindergartenneubau mit Außenbereich auf dem Dach, das für den heutigen Schulbetrieb adaptierte Mittelschulgebäude aus den 1970er Jahren u. v. m. Die Nutzungskonzepte für die Neu- und Umbauten wurden gemeinsam mit den Betroffenen und den Gemeindeverantwortlichen erarbeitet.
Zwei Drittel der Ybbsitzer Bevölkerung beziehen aus der Metallbearbeitung oder benachbarten Branchen ihr Einkommen – sei es als Schmied, Schlosser, Architekt, im Tourismus oder als Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der international erfolgreichen Firmen Welser Profile und Riess Email. Ybbsitz hat es verstanden, die Schmiede-Geschichte zur eigenen Identität zu machen und auch als baukulturelle Konstante zu nützen.

SALZBURG

Thalgau: Baukultur gegen Wohnungs-, Wasser- und Hochwassernot
In Thalgau, einer Gemeinde unweit von Salzburg, hatten Baukultur und zeitgenössische Architektur bis zum Beginn des neuen Jahrtausends einen schweren Stand. Als „Eisbrecher“ fungierten der Neubau eines Seniorenwohnheims und eines Kindergartens (2000) sowie ein Öko-Passivwohnhaus für drei Parteien auf einem Einfamilienhausgrundstück (2002). Es folgten die Umsetzung eines Hochwasserschutzkonzepts, die Entwicklung eines Energieleitbildes und eines räumlichen Entwicklungskonzeptes unter Einbeziehung der Bevölkerung sowie der Neubau eines Biomassekraftwerks, an das alle kommunalen Bauten angeschlossen sind. Die Wasserversorgungsanlage Enzersberg bewahrt die familienfreundliche Gemeinde 200 Jahre lang vor dürren Zeiten.
Um der drohenden Wohnungsnot vorzubeugen, stellte die Gemeinde 2 ha Grund zur Verfügung und bewirkte die Errichtung von rund 200 neuen Wohnungen. Sanierte Schulbauten, ein Naturschwimmbad, ein revitalisierter und für gewerbliche Nutzung umgerüsteter Bauernhof, Gebäude für betreutes Wohnen im Zentrum sowie die 2016 geplante Finalisierung der Ortsplatz-Neugestaltung sind erwähnenswerte Projekte im baukulturellen Portfolio Thalgaus.

STEIERMARK
Als Baukulturregion nominiert:

Südsteiermark: die BauKulturlandschaft
Die Südsteiermark hat eine ausgeprägte Kulturlandschaft mit steilen Hügeln, Wäldern, Weingärten und dazwischen gestreuten landwirtschaftlichen Anwesen. Der durch den (Wein)Tourismus ausgelöste Bauboom führte zur Zersiedelung und teils groben Eingriffen in die Landschaft. In der Region rund um den Naturpark Südsteiermark arbeitet man deshalb seit Jahren daran, ein Bewusstsein für baukulturelle Qualität und einen sensiblen Umgang mit landschaftlichen Ressourcen zu schaffen. 2007 erarbeiteten die Gemeinden der Region ein Leitbild zur Baukultur, inkl. Wettbewerbsverpflichtung für kommunale Hochbauten. Die Gemeinderäte beschlossen es als Verordnung und ebneten so den Weg für Gestaltungsbeiräte, die privaten Bauherren mit einem gedruckten Bauherrenbegleiter zur Hand gehen.
Ermutigt und gestützt durch die Baukulturinitiativen und die Gestaltungsbeiräte werden die Beispiele guten Bauens in der Südsteiermark mehr, allen voran die architektonischen Landmarks innovativer Weinbaubetriebe. Der Naturpark Südsteiermark beansprucht ebenfalls eine Vorreiterrolle und hat in Kaindorf an der Sulm, seit der Gemeindefusion ein Teil von Leibnitz, die ehemalige Meierei von Schloss Seggau renoviert und adaptiert. Jetzt sind in drei ehemaligen Wirtschaftsgebäuden aus dem 16. Jahrhundert das Büro des Naturparks, das Regionalmanagement, eine Regionalausstellung, eine Vinothek und ein Gastronomiebetrieb untergebracht, im Hof können Veranstaltungen durchgeführt werden.

TIROL

Fließ: Eine steile Entwicklung
Fließ ist ein Haufendorf im Tiroler Oberland und liegt auf einem Plateau etwa 200 Meter über dem Inn. Einzigartige keltische, römische, rätische und spätere Funde belegen die Rolle von Fließ als wichtige Station im europäischen Altstraßennetz. Wie viele ländliche Gemeinden hatte es vor einigen Jahren stark mit Abwanderung zu kämpfen. Neben fehlender Infrastruktur im Zentrum war auch die eingeschränkte Mobilität für die Menschen in den verstreuten Ortsteilen dafür ausschlaggebend. Ein Nachdenkprozess und das Ideenpotenzial im Ort haben seit 1999 zu einer Fülle von baukulturellen Aktivitäten geführt, die schließlich den Umschwung gebracht haben und dem Ort mittlerweile eine steigende Einwohnerzahl bescheren.
Die kluge Baulandpolitik der Gemeinde zielt auf Betriebsansiedlungen und Belebung des Ortszentrums ab. Dort schafft eine aus einem Architekturwettbewerb hervorgegangene, städtebaulich bemerkenswerte Baulösung Raum für Nahversorgung, Gemeindeverwaltung, Gemeindearzt, betreubares Wohnen, Startwohnungen für junge BürgerInnen sowie eine Tiefgarage mit freigelegten Ausgrabungen. Zudem erwarb die Gemeinde ein altes, zentral gelegenes rätoromanisches Mittelflurhaus, investierte in seine Sanierung und schaffte Raum für kommunale Nutzung.

Mils: Dorfzentrum mit Sonnenenergie
Mils ist eine Speckgürtelgemeinde im Osten von Innsbruck und startete seine baukulturelle Entwicklung Ende der 1990er Jahre mit den Zielen, leistbaren Wohnraum zu schaffen, Betriebe anzusiedeln und das Dorfzentrum zu attraktivieren. Eine gemeindeeigene GmbH kaufte Grundstücke privater Besitzer auf und widmete ein Betriebsgebiet. Die angesiedelten Unternehmen schufen bis 2013 800 neue Arbeitsplätze – und spülten reichlich Kommunalsteuer in die eigene sowie in die Gemeindekasse der Nachbargemeinde Baumkirchen, die dafür auf die Ausweisung eigener Gewerbeflächen verzichtet.
Ein baufälliges Gehöft mitten im Dorf wurde nach Machbarkeitsstudie und Architekturwettbewerb zum Gemeindezentrum umgebaut. Auch dem Neubau der Volksschule sowie der Neugestaltung des Dorfzentrums gingen Architekturwettbewerbe voran. 2006 erstellte Mils ein Verkehrskonzept, das vor allem für FußgängerInnen und RadfahrerInnen spürbare Erleichterungen vorsieht. Das kommunale Energiekonzept orientiert sich an den Kyoto-Zielen und weist in Richtung Sonnenenergie. BürgerInnen erhalten kostenlose Beratung in Energiefragen.

St. Johann in Tirol: Masterplan Ortskern
Den Beginn der baukulturellen Entwicklung markiert ein 2006 gestarteter Leitbildprozess zur Zukunft der Gemeinde, an dem sich etwa hundert BürgerInnen beteiligten. 2010 wurde er mit externer Beratung fortgesetzt, das Projekt „Masterplan Ortskern“ erstmals als Leuchtturmprojekt definiert und ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. 2015 wurde der erste Teil des Projekts fertiggestellt. Das Bauprojekt „Haus der Jugend“ wiederum schafft eine erfreuliche Symbiose zwischen Jugend, Sport und diversen Vereinsaktivitäten.
Durch den Um- und Ausbau des Hotels Post sowie die Errichtung neuer Wohneinheiten entstand ein neuer öffentlicher Platz im Zentrum der Gemeinde. In Kooperation mit dem Hotel wurde der Posthof mit den neuen – im Rahmen vom Masterplan Ortskern entwickelten – Sitzmöbeln bemustert. Die Möbel können von Posthof-BesucherInnen bewertet werden. Auf Basis dieser Bewertungen werden die Möbel- Typen für das erste Neugestaltungsprojekt ausgewählt.

VORARLBERG

Krumbach/Vorarlberg: Gemeinsam planen, bauen, wohnen
Die Gemeinde Krumbach liegt im Vorderen Bregenzerwald und ist eine Streusiedlung zwischen Wäldern und großen Wiesenflächen, mit vielen gut erhaltenen historischen Bauernhäusern. Grundlage des Bauens und der Raumplanung ist ein unter Bürgerbeteiligung entstandenes Leitbild aus den 1990er Jahren. Im Zuge seiner Erstellung wurden die Unterausschüsse des Gemeinderats aufgelöst und durch für alle BürgerInnen offene Beiräte ersetzt, darunter ein Gestaltungsbeirat für private BauwerberInnen. Kern des Leitbilds ist eine strikte Widmungspolitik: Neu gebaut wird ausschließlich auf Freiflächen im Ortskern. Die Nachverdichtung erfolgt durch moderne Mehrgeschoßwohnbauten, das sorgt für zusätzliche Frequenz im Ortskern und sichert eine überlebensfähige Nahversorgung.
Die entstandenen Wohn- und Kommunalbauten setzen auf zeitgemäße Weise die Vorarlberger (Holz)Bau- und Handwerkstradition fort, bestechen durch hohe architektonische Qualität und sind beispielgebend für den gesamten Bregenzerwald und darüber hinaus: Dorfhus, Gemeindezentrum, Mehrgenerationenwohnhaus und das neue Pfarrhaus mit Musikprobelokal, Bücherei und Veranstaltungssaal bieten eine urbane Infrastruktur im Dorf. Dazu kommt das weit über die Landesgrenzen hinaus Aufsehen erregende Projekt „BUS:STOP“ – sieben „Buswartehüsle“ als architektonische Landmarks, geplant von sieben international renommierten Architekten.

Lustenau/Vorarlberg: Auf der Suche nach der Mitte
Lustenau am Ufer des Alpenrheins erlebte in der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts einen immensen wirtschaftlichen Aufstieg und einen starken Bevölkerungszuwachs. Aus den ursprünglich sieben Ortschaften entstand ein gemeinsamer Siedlungsraum, ein unausgeprägtes Mosaik von kleinstädtischen, dörflichen und industrielandschaftlichen Elementen, dem lange Zeit die Mitte fehlte. Als erste Gemeinde Vorarlbergs setzte Lustenau bereits 1986 einen Gestaltungsbeirat ein. Seit 2012 greift ein Masterplan für die Zentrumsentwicklung, inkl. moderiertem Strategieprozess und unter breitestmöglicher Einbindung der Bevölkerung zentrale Anliegen der Bürgerschaft auf, um gemeinsam mit ihr jene „Möglichkeitsräume“ auszuloten, die das Dörfliche in der mit über 22.000 BürgerInnen größten Marktgemeinde Österreichs stärken.
Die bereits erzielten Erfolge bestätigen die Richtigkeit des eingeschlagenen baukulturellen Wegs. Dazu gehört auch die intellektuell und kreativ anspruchsvolle Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – wahrscheinlich die beste Richtungsweisung zu einem werdenden baukulturellen Selbstbild „Lustenau“. Das „urbane Dorf“ punktet mit einer Reihe architektonisch und konzeptionell ausgezeichneter Neu- und Umbauprojekte: Ein ehemaliges Entbindungsheim wurde zum Sozialzentrum hochsaniert, am Betriebsgebiet „Millenniumpark“ haben sich innovative Unternehmen mit baukünstlerisch vorbildlichen Gebäuden angesiedelt, das für alle offene Stadion fördert den Breitensport, temporäre Projekte wie „Dorfhotel“ oder „Kräutergarten“ den Austausch zwischen den BürgerInnen.

Die Jury zum LandLuft Baukulturgeminde-Preis 2016
(alphabetisch ohne Titel)
Ulrike Böker: Altbürgermeisterin der Gemeinde Ottensheim / Oberösterreich (Preisträgergemeinde 2012)

Hans Braun: Chefredakteur KOMMUNAL Magazin
Anca Carstean: Soziologin, Projektleiterin im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn / Deutschland; Schwerpunkt: Baukulturforschung
Nikolaus Drimmel: stv. Generalsekretär des Österreichischen Gemeindebundes

Alfons Dworsky: em. Universitätsprofessor für regionale Architektur und Siedlungsplanung an der Leibniz Universität Hannover, Lektor am Institut für Städtebau und Landschaftsarchitektur, TU Wien
Roland Gnaiger: Architekt und Universitätsprofessor für Architektur, Kunstuniversität Linz – Juryvorsitzender
Nikolaus Juen: Leiter Abteilung Dorferneuerung und Bodenentwicklung der Tiroler Landesregierung
Günter Koberg: Baukulturverantwortlicher, Amt der Steiermärkischen Landesregierung

Josef Mathis: Altbürgermeister der Gemeinde Zwischenwasser / Vorarlberg, Hauptpreisträger 2009, Obmann des Vereins Zukunftsorte
Sabrina Plursch: Raumplanerin und Amtsleiterin der Gemeinde Hinterstoder / Oberösterreich (Preisträger 2009)

Erwin Rinderer: Baukulturbotschafter der Gemeinde Lauterach / Vorarlberg (Preisträger 2012)
Geli Salzmann: Architektin und Raumplanerin mit Büro in Dornbirn sowie Universitätsassistentin am Fachbereich Regionalplanung und Regionalentwicklung der TU Wien
Robert Schabus: Filmemacher, Regisseur des Films Ort schafft Ort über acht vorbildliche Baukulturgemeinden in Österreich und Deutschland, Klagenfurt / Kärnten
Susanne Schmall: Architektin und Baukulturvermittlerin, Verein Bau | kul | tur Burgenland, Kuratorin des Jahres der Baukultur 2014 im Burgenland
Anne Schmedding: Architekturhistorikerin, freie Mitarbeiterin Bundesstiftung Baukultur, Potsdam / Deutschland
Johann Stixenberger: Unternehmer / Geschäftsführer Die Hoflieferanten; Zentrumskoordinator Waidhofen an der Ybbs (Auszeichnung 2012)
Sibylla Zech: Raumplanerin, Professorin am Fachbereich Regionalplanung und Regionalentwicklung der TU Wien

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