Jedes Jahr gehen am Tag des Denkmals Türen auf, die zu anderen Zeiten verschlossen sind. Denkmäler und historisch wertvolle Gebäude werden für kurze Zeit zugänglich gemacht und erzählen etwas über Gesellschaft, Wertvorstellungen und Wertschätzung. Gemeinsam ist allen, die Idee, dass es Gebautes gibt, was baukulturell und kulturhistorisch beispielhaft – identitätsstiftend – ist.
Mittlerweile geht es auch in der Denkmaldiskussion immer mehr um den Umgang mit Gebäuden als räumliche Ressource. Müssten wir rein historisch-orientierte Bewertungen nicht infrage stellen und auch auf diesem Feld mehr fragen, was uns Gebäude, Plätze und Ensemble für eine zeitgenössische Nutzung anbieten können? Wie lassen sich Orte nachhaltig transformieren und ihre über die Zeit gewachsene Vielfalt für bessere Lebensräume weiterhin nutzen?
Artikel in diesem Dossier zeigen Projekte, Akteur:innen und Positionen, die sich mit der Erneuerung der Denkmalfrage und einer Neubewertung des Umgangs mit Bestand auseinandersetzen. Anlass ist der jährlich stattfindende Tag des Denkmals, dessen Motto 2023 „denkmal [er:sie:wir] leben“ verspricht, neue und prozessorientierte Ansätze der Denkmalpflege herauszustellen. Der englische Titel „Living Heritage“ des eigentlich EU-weit ausgeschriebenen Tags, trifft es noch etwas besser: Nach 100 Jahren Tag des Denkmals interessiert Veränderung und Bewegung in der Denkmalpflegedebatte und -praxis.
