15/12/2021

Wettbewerbsergebnis

Graz Center of Physics – GCP

EU-weit nichtoffener Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren

Ausloberin
BIG - Bundes Immobilien Gesellschaft

Unter 29 Teilnehmer*innen konnten fasch&fuchs architekten vor EDERER + HAGHIRIAN Architekten und Behnisch Architekten gewinnen.

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15/12/2021

Graz Center of Physics – Platz 1: fasch&fuchs architekten. Zwei Freitreppen führen auf eine große Stadtterrasse. Schaubild außen: Aberjung GmbH.

Modell, Platz 1: fasch&fuchs architekten

©: Kampus

Platz 2: EDERER + HAGHIRIAN ARCHITEKTEN

©: Kampus

Platz 3: Behnisch Architekten

©: Kampus

Das Graz Center of Physics – GCP ist eines der größten Universitätsbau-projekte Österreichs. Es wird die Physik-Institute von Universität Graz und
TU Graz an einem gemeinsamen Standort vereinen und entsteht bis 2030 am Campus der Karl-Franzens-Universität Graz anstelle der heutigen Vorklinik (Architekten Erich Hoefer und Erno Meister 1971-1976) in der Harrachgasse.

Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) führte vom 29.03. bis 22.10.2021 einen EU-weit nichtoffenen Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren durch, zu dem 29 Projekte eingereicht wurden.
Die zwölfköpfige Jury unter dem Vorsitz von Arch. DI Johann Wiesflecker (BIG) setzte sich in ihrer zweitägigen Preisgerichtssitzung am 21. und 22. Oktober 2021 mit den Einreichungen anhand der ausgelobten Kriterien wie Architektur, Ökonomie, Ökologie, Städtebau auseinander. In mehreren Rundgängen wurden zudem die Anforderungen des Raum- und Funktions-Programms, die Qualitäten der öffentlichen und halböffentlichen Räume in den verschiedenen Geschoßen sowie städtebauliche Integration, Nachhaltigkeitsaspekte, Erfüllung der Anforderungen der E+HKLS-Technik und des Brandschutzes erörtert. Schlussendlich kam man einstimmig zur Wahl des Siegerprojektes.

Wettbewerbsergebnis

  • Platz 1: fasch&fuchs architekten
  • Platz 2: EDERER + HAGHIRIAN Architekten
  • Platz 3: Behnisch Architekten

Weitere Teilnehmer*innen der Endrunden

  • Atelier Thomas Pucher ZT-GmbH & Wendl ZT-GmbH
  • eep architekten ZT-GmbH & Krug Grossmann Architekten
  • Dietger Wissounig Architekten ZT-GmbH
  • Pichler & Traupmann Architekten ZT-GmbH
  • Nussmüller Architekten ZT-GmbH / Ingenos ZT-GmbH
  • YF architekten zt-gmbh
  • SNØHETTA – GIENCKE / Kjetil Thorsten – Volker Giencke
  • ARGE GKJPP – Gangoly & Kristiner Architekten / Jabornegg & Pálffy Architekten / Architekt DI Paul Pfaffenbichler
  • BEGE AC-DMAA-FCP – FCP Fritsch, Chiari & Partner ZT-GmbH, architekturconsult, Delugan Meissl Associated Architects

Jury-Projektbeschreibungen, Preisränge

Platz 1 – fasch&fuchs architekten
"Es ist überraschend wie ausgewogen und gut differenziert die geforderte, im Verhältnis zur Grundstücksgröße gewaltige Kubatur, städtebaulich in dieses heterogene Umfeld eingepasst wird.
Durch die Gliederung in einen, in der Höhenentwicklung dem Baubestand Referenz erweisenden, öffentlich begehbaren „Sockel“ und einen darüber „schwebenden“ Institutsbauteil gelingt das sehr überzeugend. Die öffentlich nutzbare Stadtterrasse als Campuserweiterung ist eine schöne Ergänzung des beschränkten Freiflächenangebotes. Die Ansiedlung von Unterrichtsräumen und Gastronomie auf dieser Ebene machen eine sehr gute Nutzung dieser Fläche möglich.
Die plastische Durchbildung des Sockels bietet umlaufend eine lebendige und abwechslungsreiche Erdgeschoßzone. Im Inneren befindet sich hier das großzügige, räumlich gut durchgestaltete Hörsaalzentrum, das allseitig bestens an den öffentlichen Raum angebunden ist und für jede Art von Veranstaltungen und Kommunikation unkompliziert genutzt werden kann.
Die logisch gerasterte Grundstruktur in Flächen und Höfe ermöglicht gut belichtete Aufenthaltsflächen bis in die Untergeschoße und ist funktional Robust und flexibel für zukünftige Entwicklungen.
Die innenräumlichen Aufenthaltsqualitäten sind durch die ausgezeichnete Belichtung und großzügige visuelle Verbindungen über die Geschoße überzeugend.
Die Gebäudestruktur ist in ihrer architektonischen Durchbildung konsequent und nachvollziehbar.
Insgesamt erkennt die Jury ein Projekt, wo universitäres Leben und Kommunikation durch die Architektur im besten Sinne angeregt und gefördert wird."
Juryempfehlungen Platz 1
- Die gestalterische Ausformulierung der Fassade im Bereich der Stirnseiten soll sensibel weiterentwickelt, der Glasflächenanteil reduziert sowie die elektr. gesteuerten mobilen Sonnenschutzelemente generell überdacht werden.
- Die Anbindung zum öffentlichen Raum im Bereich der Absenkungen und Übergänge zum Gebäude soll gestalterisch vertieft werden
- Die Brandschutz- und Fluchtwegsituation ist weiter zu detaillieren
- Die Anlieferungssituation und Logistik im Ladehof ist gemeinsam mit dem Nutzer weiter zu entwickeln.

Platz 2 – EDERER + HAGHIRIAN Architekten
"Das Projekt setzt das große Bauvolumen in der Höhe gestaffelt und differenziert in den Stadtraum. Durch diese Setzung entsteht in der Harrachgasse ein aufgewerteter öffentlicher Raum. Diese Setzung bindet damit die Ecke Harrachgasse/Goethestraße in den Universitätscampus mit ein und weitet diesen damit aus.
Die geschickte höhenmäßige Staffelung des Bauvolumens steht aus Sicht der Jury im guten städtebaulichen Dialog mit der Bestandsbebauung.
Dieser eigenständige städtebauliche Ansatz mit dem sich daraus ergebenden stadträumlichen Qualitäten wird von der Jury gewürdigt.
Kritisch wird von der Jury die Aussichtplattform mit dem Aufgang gesehen. Das Hörsaalzentrum wird funktional mehrgeschoßig und gestapelt angeboten und räumlich in eine spannende Abfolge gesetzt. Trotz dieser räumlich guten Grundsetzung fällt die Großzügigkeit der Vorbereiche und die Klarheit der Anordnung nach unten etwas ab.
Der Hauptzugang von der Harrachgasse wird von der Jury unterschiedlich gesehen.
Die räumliche Qualität der Obergeschoße ist durch die grundsätzliche Setzung der Volumina gut gegeben.
Die Fassadenkomposition erscheint der Jury gut strukturiert aber eher pragmatisch. Funktional gibt das Projekt eine gute Antwort auf die gestellte Aufgabe."

Platz 3 – Behnisch Architekten
"Das Projekt wird hinsichtlich seiner baukünstlerischen Qualität und die sensible Reaktion hinsichtlich der Baumassenverteilung auf den umgebenden Gebäudebestand, insbesondere auf das Hauptgebäude der Universität sehr positiv bewertet.
Für die Jury weist der Entwurf allerdings einige Schwächen auf, insbesondere im Bereich der Höraalbereiche. Die in der Höhe gestaffelt angeordneten Hörsäle werden von der Jury kritisch gesehen, da sie hinsichtlich der Einsehbarkeit der Leinwände nur eingeschränkt funktionieren.
Besonders gewürdigt wird das geschoßweise leicht verdrehte Zurückweichen des Baukörpers gegenüber des schutzwürdigen Gebäudebestands in der Harrachgasse. Die Geste der Auskragung des 1. und 2. OG hinweisend auf das Hauptgebäude der KFU wird von der Jury gewürdigt, ebenso das respektvolle Zurückweichen der oberen Geschoße."

Weitere Beschreibungen der Jury:

  • Atelier Thomas Pucher & Wendl (P09)
    "Die Baumasse fügt sich gut in den Stadtraum ein. Die Höhenstaffelung reagiert auf die umgebenden Baustrukturen. Die Fortführung der Campusmagistralen mit einer 2-geschoßigen großzügigen Halle entlang der Harrachgasse ist nahvollziehbar und bietet einen guten Übergang. Die Mittelachse führt konsequent vom Universitätsplatz zur Goethestraße. Der auskragende ‚Ring‘ im 2.OG wirkt jedoch massiv und stellt eine weniger angemessene Antwort insbesondere auf die historische Bebauung an der Harrachgasse dar. Das äußere Erscheinungsbild ist noch wenig ausgearbeitet und wirkt eher pauschal. Es werden keine besonderen Innovationspotenziale des Konzeptes erkannt. Der Freiraum an der Harrachgasse ist gut ausformuliert. Als ‚Campusarkaden‘ begleiten Aufenthaltsflächen die Sockelzone und setzen sich in der Goethestraße fort. Terrassenflächen auf dem auskragenden ‚Ring‘ bieten ein gutes Angebot für die Clusterbereiche. Die in der Baustruktur erkennbare klare Gliederung wird im Inneren nicht konsequent umgesetzt."
  • eep architekten & Krug Grossmann Architekten (P18)
    "Der Entwurf sieht eine klare, geschlossene auftretende viergeschossige Blockrandbebauung vor, ab dem 1. OG schieben sich vier schlanke, jeweils 6-geschoßige Baukörper ein. Der Jury hat sich die städtebauliche Geste der platzartigen Aufweitung entlang der Goethestraße nicht erschlossen, da der durch das Zurückweichen des Baukörpers gewonnene öffentliche Raum keinen Bezug zum Universitätsareal herstellen kann. Gewürdigt wird die klare und strukturierte Anordnung der Baukörper. Kritisch betrachtet wird das Außenauditorium, welches die Hörsäle im UG erschließt, da die Wiederherstellung des Platzes in seiner Ursprünglichen Form in der Auslobung gefordert war. Das Projekt weist zwar hinsichtlich der Funktionalität Mängel auf, wird aber von Jury insgesamt als zu würdigender Beitrag gesehen."
  • Dietger Wissounig Architekten (P26)
    "Die Kammstruktur mit 4 schlanken Fingern parallel zur Goethestraße und Verbindungstrakt entlang der Attemsgasse ist prinzipiell ein leistungsfähiges, bekanntes Grundkonzept. Der durchgehende erdgeschoßige Sockel mit dem Hörsaalzentrum bietet räumliche Aufenthaltsqualitäten. Auch die Durchbildung der Fassaden und die großzügige Begrünung der Freibereiche wird seitens der Jury gewürdigt. Leider gelingt es aber nicht, diese Qualitäten in die Obergeschoße weiterzutragen. Dort vermag die Reduktion der Erschließungs- und Kommunikationsflächen auf rein funktionale Mittelgänge nicht zu überzeugen."

Pauschal beschrieben:
– Pichler & Traupmann Architekten (P06)
– Nussmüller Architekten / Ingenos (P11)
– YF architekten (P13)
– SNØHETTA – GIENCKE (P21)
– ARGE: GKJPP – Gangoly & Kristiner / Jabornegg & Pálffy / Archi. DI Paul Pfaffenbichler (P23)
– BEGE AC-DMAA-FCP – Fritsch, Chiari / architekturconsult / Delugan Meissl (P29)
"Die Projekte weisen interessante städtebauliche Ansätze hinsichtlich der Einfügung in das umgebende Ensemble auf, allerdings können diese Lösungen die Jury hinsichtlich der Beurteilungskriterien insgesamt nicht ausreichend überzeugen, insbesondere auch in funktionaler Hinsicht."

 

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