15/10/2015

Energiesparen durch Raumplanung

Chancen werden durch Energieraumplanung in der Flächenwidmung und Bebauungsplanung gesehen.

15/10/2015

Rechtsanwalt Dr. Rudolf BENEDIKTER, Bozen; HR Mag. Andrea TESCHINEGG, Abteilung 13 – Umwelt und Raumordnung des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung; Dipl.-Ing. Gerald FUXJÄGER, Präsident der ZiviltechnikerInnenkammer für Steiermark und Kärnten.

©: Jorj Konstantinov

Wege zur Energieraumplanung

Ein erheblicher Teil des vermeidbaren regionalen Energieverbrauches entsteht aus Gründen, die man leicht übersieht. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Raumplanung. In der Grazer Stadthalle haben ExpertInnen und PolitikerInnen über mögliche Konsequenzen und Lehren für die Raumplanungspolitik beraten.

Siedlungs- und Städteplanung, Baugesetzgebung, Flächenwidmungspolitik, verkehrspolitische Maßnahmen und Konzepte und der damit in Verbindung stehende Behördenvollzug: Das sind kommunizierende Gefäße, die je nach Einsatz dramatisch nachteilige, aber umgekehrt auch äußerst positive Auswirkungen auf die Energiebilanz einer Region haben können.

Über die wesentlichen Faktoren, die den Energieverbrauch einer Region beeinflussen, sind sich die meisten ExpertInnen weitgehend einig: Zersiedelung, praktisch nur mit dem PKW erreichbare Einkaufs- und Versorgungsmöglichkeiten, große Distanzen zwischen Wohn- und Arbeitsplatz und nicht ausreichend attraktive Angebote des öffentlichen Verkehrs sind nur einige davon. Auch die wirtschaftlich sinnvolle Kaskadennutzung regionaler Energiequellen und die energieeffiziente Ausrichtung und Gestaltung der Gebäudesubstanz einer Region spielt dabei eine Rolle.

Eine wichtige Funktion nehmen dabei die Gemeinden ein. Denn aus der Flächenwidmungs- und Bebauungsplanungspolitik ergeben sich weitreichende Folgen für alle anderen Planungsbereiche.

Gernot Stöglehner von der Universität für Bodenkultur in Wien, der das Thema vor allem mit Fokus auf den ländlichen Raum untersucht, sieht einen wichtigen Ansatz vor allem in der abgestimmten Planung von zwei Handlungsfeldern: Zum Einen in der zielgerichteten Steuerung und Freihaltung von Räumen für die Gewinnung und Speicherung unterschiedlicher erneuerbarer Energien und zum Anderen in der stärkeren Verdichtung der besiedelten Strukturen auch im ländlichen Raum.

Aus der Sicht von Manfred Koblmüller vom Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen liegt ein wesentlichen Ansatz zur Verbesserung im Spannungsfeld zwischen Energieerzeugung und Energienutzung in einer besseren Abstimmung der Planungsaktivitäten der unterschiedlichen Leistungsträger: Von den unterschiedlichen Energieversorgern, die oft in einem Binnenwettbewerb zueinander stehen, über kleine Gemeinden im Umland größerer Ballungsräume, bis hin zu den Städten in den Zentren der Ballungsräume wird hier noch viel zu wenig abgestimmt vorgegangen.

Ein Beispiel für geeignete öffentliche Steuerungsinstrumente präsentierte Rudolf Benedikter, der den Masterplan der Stadt Bozen für nachhaltige Energienutzung im Rahmen der Südtiroler Raumplanung vorgestellt hat. Eines der in diesem Rahmen derzeit laufenden Projekte ist die Erbauung eines neuen Fernwärmenetzes für Bozen, das von der Müllverbrennungsanlage gespeist wird und die Umsetzung eines neuen, nachhaltigen Stadtteils am Areal des Zugbahnhofes.

Christine Schwaberger von der Abteilung für Umwelt und Raumplanung der Steiermärkischen Landesregierung hat bei der Vorstellung des EU-Projektes „SPECIAL – Implementierung nachhaltiger Energielösungen“ unter anderem die Bedeutung der Entwicklung und Bereitstellung aussagekräftiger Vergleichskennzahlen für eine energieeffiziente Raumplanung unterstrichen.

Bei der abschließenden Diskussion der von der Abteilung Umwelt- und Raumplanung der Steiermärkischen Landesregierung gemeinsam mit der ZiviltechnikerInnenkammer durchgeführten Veranstaltung waren sich die DiskussionsteilnehmerInnen weitgehend darüber einig, dass eine stärkere rechtliche Verankerung konkreter Energiebilanz-relevanter Punkte auch in der Raumordnungsgesetzgebung notwendig ist.

Infos aus dem Programm der Tagung

Die europaweite Vorgabe, bis zum Jahr 2020 die Treibhausgase gemessen von 2005 um 20% zu reduzieren, den Anteil an erneuerbarer Energie um 20% zu erhöhen und die Energieeffizienz ebenfalls um 20% zu steigern (20/20/20 Ziele), wirkt sich auch auf die örtliche Raumplanung aus. Eine vorausschauende Planung mit Implementierung energieeffizienter bzw. erneuerbarer Energielösungen könnte die Erreichung dieser Ziele beschleunigen.

EU Projekt SPECIAL
Um diesen Prozess zu begleiten, konzentriert sich das EU Projekt SPECIAL (Spatial Planning and Energy for Communities In All Landscapes) auf den Austausch von Erfahrungen sowie den Aufbau von Kompetenzen unter nationalen und regionalen Stadt- und Raumplanungsinstitutionen mit dem Ziel aufzuzeigen, wie erneuerbare Energieaspekte in die Planungsinstrumente der Raumplanung auf örtlicher und regionaler Ebene integriert werden können. Das Projekt SPECIAL versucht, die Kompetenz der RaumplanerInnen bzw. PlanerInnen auf diesem Gebiet zu verbessern, soll Good-Practice-Beispiele aufzeigen und zu einer integrierten Planungsstrategie mit dem langfristigen Ziel der CO2 Reduktion führen.

SPECIAL ist ein Projekt im Rahmen des Intelligent Energy Europe Programmes (IEE) mit einer Projektdauer von 3 Jahren. Einer der 8 Partner aus 8 Mitgliedsländern ist das Land Steiermark mit seiner Abteilung 13 - Umwelt und Raumordnung (Referat Bau- und Raumordnung).

Mit 1. Jänner 2015 hat sich die steirische Gemeindelandschaft sehr verändert und für die neu entstandenen Gemeinden ergibt sich die Verpflichtung, innerhalb von 5 Jahren neue Örtliche  Entwicklungskonzepte und Flächenwidmungspläne zu erstellen, Strukturen zu überdenken, aber auch die Möglichkeit, nachhaltige Energieplanung in die örtliche Raumplanung miteinfließen zu lassen.

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