04/06/2021

Porosity, in Support of an Open Society (2)

Die Porosität der Slim City,
Wien-Aspern

Essay von Petra Kickenweitz

Slim City suggeriert öffentlichen Raum, den es hinsichtlich Porosität nicht gibt. Fehlende Nutzungsvielfalt und Erdgeschoßwohnungen verhindern geradezu soziale Kontakte, wodurch Urbanität im Sinne von Porosität – Durchlässigkeit, Lebendigkeit, Qualität und Gestaltung der öffentlichen Räume – nicht entstehen kann.

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04/06/2021

Slim City Wien-Aspern, 2016

©: Petra Kickenweitz

von links nach rechts: Slim City Wien-Aspern, 2016 | Tokyo, 2018 (Foto von Christina Linortner) | Neapel 2018

©: Petra Kickenweitz

Im gegenwärtigen Architektur- bzw. Stadtplanungsdiskurs findet sich der Begriff der Porosität, der 1924 von Walter Benjamin und Asja Lācis im Essay „Denkbild – Neapel“ beschrieben wird, als Konzept der „porösen Stadt / porous city“ (vgl. Wolfrum 2018) wieder. Porosität steht für eine Durchlässigkeit und Offenheit der Stadtstruktur. Dabei wird als Hauptindikator der öffentliche Raum, die soziale multikulturelle Mischung der Bevölkerung und die Nutzungs- bzw. Funktionsmischung analog zum Konzept der „produktiven Stadt“ beschrieben. Denkt man hingegen den Begriff der Porosität im Sinne Benjamins´ und Lācis´, stellt er vielmehr einen allgemeinen Ausdruck für den „Zustand der Welt“ dar. Entsprechend dem Grad der Porosität, der sozialen, gesellschaftlichen wie architektonischen Durchlässigkeit könnte die Offenheit der Gesellschaft (Karl Popper) ablesbar sein.

Diese Durchlässigkeit lässt sich anhand von vier Faktoren für die Porosität einer Stadt, eines Ortes konkret festmachen: Der kulturelle Kontext, der dem permanenten zeitlichen Wandel unterliegt und wesentlich von den örtlichen Gegebenheiten, Werten bzw. Identitätsmerkmalen, Normen bzw. Maßstäben abhängt, die Heterogenität der Nutzung und der Bewohner sowie deren soziale Interaktionen, die im öffentlichen Raum stattfinden. Und es geht um die architektonische Durchlässigkeit, die sich durch die Beschaffenheit der Übergänge, die sich vorwiegend über die Gestaltung von Grenzen und Schwellen manifestiert.

Der Raum als Ort für „Gelegenheit und Improvisation“, der sozialen Begegnung und Interaktion (vgl. Sozialer Raum nach Pierre Bourdieu) entsteht immer durch die (zwischenmenschlichen) Handlungen, Wahrnehmungen und Vorstellungen der Menschen – als Reaktion und Aktion. Die „Bauten werden als Volksbühne benutzt“ schreiben Walter Benjamin und Asja Lācis (1924). Die Architektur, die Urbanität geometrisch festlegt, bildet demzufolge das Umfeld des menschlichen Agierens ab und dementsprechend wird dieser permanent modifiziert. Der Raum, die Architektur und die Stadt sind damit ein gesellschaftliches Produkt oder andersherum gesehen, die Gesellschaft bildet sich somit in der Architektur ab. Den Bezugsrahmen bilden zeitliche, historische, kulturelle und kontextuelle Voraussetzungen, die immer auch ein Wechselverhältnis von Macht, Politik und Gesellschaft darstellen, ständig in Bewegung sind und von Stadt zu Stadt differenzieren (Löw 2001, Berkling / Löw 2008). Umgelegt bedeutet dies in letzter Konsequenz, dass erst durch die Nutzung unterschiedlichster Bevölkerungsschichten ein Raum zum öffentlichen Raum wird. Dieser setzt sich dadurch vom reinen privaten Raum ab. Er ist im Grundbesitz der öffentlichen Hand, ist immer an ein urbanes Umfeld gebunden und definiert seine (Lebens-)Qualitäten durch den Grad der Nutzung (Häufigkeit, Gleichzeitigkeit, Aneignung und Intensität) sowie durch seine Unkontrollierbarkeit. Die Erneuerungskraft, die im öffentlichen Raum steckt, lässt sich anhand historischer (gewachsener) Stadträume an konkreten Orten gut analysieren. Die Transformierung in neu geplante Projekte zeigt jedoch die Diskrepanz zwischen dem Ansatz der städteplanerischen soziologischen Theorie und der architektonischen Praxis deutlich auf.

Anhand eines Neubauquartiers der Wohnanlage Slim City in Aspern Seestadt Wien (2015) von ppag (Anna Popelka und Georg Poduschka) soll aufgezeigt werden, dass Heterogenität und Urbanität nicht künstlich erzeugt werden können. Öffentliche Räume als offene Systeme im Sinne einer offenen Gesellschaft und damit die Porosität sind im Sinne Benjamins und Lācis nicht am Reißbrett planbar und können damit nicht verortet werden.

Die Positionierung der 13 verdreht stehenden, schmalen und unterschiedlich hohen Baukörper der Slim City, die über Laubengänge zu fünf Gebäuden zusammengeschlossen sind, wirkt zufällig und soll laut ppag den „Eindruck des Gewachsenen in einer neu gebauten Stadt“ vermitteln. Vorrangiges Ziel soll dabei die „Schaffung von Stadt und Urbanität“ mittels eines „identitäts- und identifikationsstiftenden Stadtraums“ (Marboe, 2016) sein. Franziska Leeb (10/2015), die dieses Projekt hingegen als „Stadt in der Stadt“ bezeichnet, lobt das „mittelalterlich-mediterrane Stadtgefühl“, das durch die hohen und eng gesetzten Baukörper entsteht. Die einzelne Wohnung ist dabei der private Rückzugsort, den es laut ppag zu schützen gilt, denn ihr „Beitrag zur Rückenstärkung jedes Mitglieds der Zivilgesellschaft ist die Geborgenheit der guten Wohnung“ (Leeb, 10/2015). Dementsprechend wirken die Fassaden geschlossen und stehen im starken Kontrast zur Außenraumgestaltung. Der ansonsten meist nach innen gerichtete semi-öffentliche Innenhof soll hier ein urbaner Freiraum sein, mit von allen Seiten durchlässigen und zugänglichen Plätzen und Engstellen, die auch privat genutzt, aber auch einfach durchquert werden können. Die “Kante zum Straßenraum ist dennoch da, denn trotz der Porosität produziert das Quartier eindeutig ein Außen und ein Innen“, wie es ppag in ihrem Projektdossier formuliert.

Die Slim City suggeriert damit einen öffentlichen Raum, den so es eigentlich nicht gibt. Denn der Raum zwischen den Baukörpern ist im Privatbesitz des Bauherrn (EGW Heimstätten GmbH), die öffentliche Durchwegung ist rechtlich lediglich geduldet. Es gibt zwar keine offensichtlichen physischen Grenzen, Schwellen und sozialen Ordnungen anhand von öffentlich sichtbaren Regeln (Schildern etc.), allerdings findet sich im Innenbereich des Quartiers – wie in jeder Wohnanlage – am schwarzen Brett eine ausgehängte stringente Hausordnung, die über Tierhaltung, Lärm, Sauberkeit etc. das interne Zusammenleben regelt. Die weiß aufgemalten Linien im Inneren der Slim City bilden symbolische Barrieren, die gegebenenfalls temporär und territorial vor allem zum Schutz der Privatsphäre im Bereich der Erdgeschoßwohnungen besetzt werden. Die private Nutzung wird durch Gartenmöbel, Fußabstreifer, Sichtschutzwände und vor allem durch an der Linie entlang aufgestellte Pflanzentröge, die als Barriere und Sichtschutz fungieren, ablesbar. Die Rollläden bei den Fenstern und Terrassentüren der Erdgeschosswohnungen sind meistens heruntergelassen, ganz geschlossen oder schräg gekippt, um die Einsichtigkeit zu reduzieren.

Grundsätzlich war es allerdings die Intention der Architekten, dass die Nutzung im semi-öffentlichen Freiraum unter den Bewohnern ausgehandelt werden soll. Diese informelle Ordnung setzt aber Vertrauen, das untereinander Kennen, eine Form der Kommunikation bzw. Übereinkunft, Wissen darüber und soziale Kontrolle unter den Bewohnern voraus. Hinzu kommt, dass durch die, den Raum begrenzenden Gebäude und durch deren enge Baukörperstellung sowie ihre äußere Gleichförmigkeit eine Zusammengehörigkeit und gleichzeitig Geschlossenheit des Quartiers entsteht. Diese entspricht einem semi-privaten Innenhof und steht damit im Widerspruch zur eigentlichen Intention der Architekten, die für eine Generierung der Öffentlichkeit, für Durchlässigkeit und damit Porosität steht. Der bewusst verwendete räumliche Kontrast zu den anderen Quartieren in der Umgebung, die Narration, die in ihrer Ästhetik an eine PKW-Abstellfläche erinnernde Bodengestaltung im Quartiersinnenraum und der damit verbundene unkonventionelle Umgang mit Raum und wie weit dieser öffentlich oder privat ist, führt dazu, dass fremde Personen, die dieses Quartier durchschreiten, irritieren und auch selbst irritiert werden. Die Zeichen als Funktion zwischen Signifikant (lesbares Zeichen, Form) und Signifikat (deren Bedeutung, Inhalt) korrelieren nicht miteinander bzw. gibt es keinen gemeinsamen Nenner / Code (vgl. Umberto Eco, 1977). Die weiße Bodenmarkierung an sich, ein banales alltäglich standardisiertes und globales Zeichen zur Kommunikation der Verkehrsordnung, wird in der Slim City in einen neuen inhaltlichen Kontext gesetzt, der nicht wie sonst üblich über Gebote und Verbote geregelt wird.

Im Gegensatz zum mittlerweile stark an PKW-Verkehr, Zensur und Konsum orientierten öffentlichen Raum in Europa gibt es in Asien ein grundsätzlich anderes Verständnis über die Kategorien des privaten wie öffentlichen Raums, aus dem wichtige Erkenntnisse aus dem historischen und kulturellen Kontext generiert werden können.

In Tokyo sind z.B. Straßenräume keine Aufenthaltsräume und weisen daher bei hoher Qualität geringe Nutzungsvielfalt auf. Konsum findet nicht auf der Straße statt. Die Tokyoter sind innerhalb der Quartiere vorwiegend zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs, die Quartiere sind weitgehend autofrei und Autos dürfen meist nicht im öffentlichen Raum geparkt werden. Damit sind die Straßen „Fließräume“ (Krusche, 2011). Der Boden ist in Japan, so wie in den Häusern, flexible Nutzungs- und Kommunikationsfläche. Die farbigen Bodenmarkierungen sind positiv konjugiert, so deuten grün gestrichene Flächen Fußgängerbereiche an, indizieren Warteschlangen und die durchgängigen Linien, die beidseitig dem Straßenverlauf folgen, weisen den Häuserkanten zusätzlichen Raum zu, der häufig zur Begrünung genutzt wird. Die Wohnfunktionen sind aufgrund der kleinen Wohnungen fragmentiert und über das Quartier verteilt: Es wird außer Haus gegessen, es gibt öffentliche Badehäuser, Toiletten, Händewasch- oder Frischmachstationen, Waschsalons, Getränkeautomaten an den Straßen, Lovehotels etc.

Die derzeit in Europa wieder forcierte Nutzungsmischung, die sich vorwiegend auf die Erdgeschoßzone beschränkt, ist nicht neu. Sie war bereits im Altertum städtebauliche Realität und lancierte zuletzt unter dem städtebaulichen Konzept der „produktiven Stadt“ (vgl. u.a. Europan 14, 2017) in Abwendung zur funktionstrennenden sogenannten „funktionalen Stadt“. Bereits die gründerzeitliche Stadterweiterung der Blockrandbebauung entwickelte um das 19. Jh. eine u.a. als „Berliner Mischung“ (Bebauungsplan nach James Hobrecht) bekannte und bis heute funktionierende komplexe urbane Typologie des dichten Nebeneinanders von Wohnen, Gewerbe (Geschäfte, Büros und Dienstleistungen), Produktionsstätten und öffentlicher Nutzung u.a. Schulen. Das alles findet sich innerhalb eines durch mehrere Innenhöfe miteinander verbundenen Blocks und kann gut als Vorbild herangezogen werden. Die ursprüngliche Gründerzeit-Blockrandbebauung war im Vergleich zu den jetzt in Aspern entstandenen Blockquartieren stets in sich kleinteilig parzelliert, wodurch unterschiedliche Bauformen, Wohnungsgrößen und -grundrisse mit unterschiedlichster sozialer Durchmischung und Mischnutzung sowie Durchwegung aufgrund unterschiedlicher Interessen der Bauherren ermöglicht wurden. Die Durchmischung von Quartieren und ganzen Stadtteilen durch Wohnen, Gewerbe und soziale Infrastruktur kann nicht überall gleich gelagert und nicht ausschließlich auf die Erdgeschoßzonen reduziert werden. Bestehende Produktionsstätten werden derzeit im urbanen Quartier eher verdrängt statt neu angesiedelt bzw. in Neubauquartieren wie Aspern erst gar nicht als Nutzung in Betracht gezogen.
Vor allem die Anordnung von Wohnungen in dieser Zone zeigt sich, wie bei der Slim City, als problematisch, wenn Grenzen und Schwellen nicht entsprechend überlegt sind. Historisch wurden diese Wohnungen entweder in Form von Hochparterrewohnungen vom Straßenniveau abgehoben und/oder distanzierten sich durch Vorgärten von der Gehsteigkante. Bei Reihenhäusern, in denen sich die Wohnungen über mehrere Geschoße erstreckten, waren zur Straße hin stets die „Salons“, die repräsentativeren halböffentlichen Räume, angeordnet. Die Souterrainwohnungen waren meist durch die gesamte Gebäudetiefe durchgesteckt, öffneten sich Richtung Innenhof und waren niederen Einkommensschichten vorbehalten, die aus sozialer Notwendigkeit heraus in diesen lebten.

Die Bewohnerstruktur, die überwiegend über das Wohnservice Wien, über Haushaltseinkommen, Wohnsitz Wien und über die österreichische bzw. eine EWR-Staatsbürgerschaft bewusst gesteuert wurde (Reinsprecht 2015), zeigt, dass der Stadtteil mit rund 87 % Bewohnern unter 44 Jahren extrem jung ist. Eine soziale und multikulturelle Durchmischung (Alter, demographischer Wandel, Einkommensschichten, Migration, neue Lebensformen, sozial benachteiligte Gruppen etc.) wurde dadurch, weder in den einzelnen Baukörpern, noch im Baufeld und generell nicht im Quartier der ersten Bauetappe in Aspern gewünscht. Dieser Wunsch nach gesellschaftlicher Distanzierung nimmt lt. Jürgen Friedrichs (1977, S. 251) mit der Höhe des sozialen Status zu und entspricht damit nicht nur den in den Projektrenderings (Visualisierungen) der Seestadt gezeigten Zielgruppen (jung, sportlich, dynamisch, konsum- und medienorientiert), sondern auch der aktuellen konsumorientierten Immobilienpolitik. Der öffentliche Raum wird dementsprechend, wie auch die Stadterweiterung Aspern zeigt, verstärkt auf spezifische Bevölkerungsgruppen zugeschnitten und damit die Segregation „bewusst“ gefördert (Blum, 1996).

Mit dem Experiment Slim City, einem autofreien Stadtquartier, das enge Straßen und Plätze bildet, versuchte ppag die „südländisch-mediterrane“ Urbanität, von der alle Stadtplaner und Architekten fasziniert sind, zu imitieren bzw. neu zu interpretieren. Im Vergleich der Slim City zu dem von Benjamin und Lācis beschriebenen und dem gegenwärtigen Neapel wird deutlich, dass der öffentliche Raum und die darin ausverhandelten Machtkonstellationen einem sich ständig veränderbaren fragilen Zustand unterliegen. Im Spanischen Viertel in Neapel wurde der private althergebrachte Anspruch an öffentlichem (Straßen-)Raum mittlerweile durch bauliche Anlagen verfestigt. Die räumliche Grenze zwischen privat und öffentlich manifestiert sich – aufgrund des zunehmenden innerstädtischen Individualverkehrs und mit dem aufkommenden Tourismus des letzten Jahrhunderts – durch kleine Mauer- und Zaunanlagen. Diese neuen sichtbaren Grenzen, die 1924, als Walter Benjamin und Asja Lācis durch Neapel flanierten, noch inexistent waren, verwehren und regulieren nun auf neue Art die Zugänglichkeit und Durchlässigkeit des öffentlichen Raums zum privaten Raum. Die Markierung des eigenen privaten Territoriums als räumliches Strukturprinzip setzt immer auf Ausschluss und Abgrenzung. In letzter Konsequenz bedeutet dies einen erhöhten Flächenbedarf, der sich im Traum vom „umzäunten Haus im Grünen mit Sicherheit suggerierendem SUV vor der Tür“ äußert, und schlussendlich zur sozialen Isolation und Homogenität im Inneren der Gesellschaft führt.
Die Frage nach der Porosität bzw. Durchlässigkeit, Vielfalt, Lebendigkeit, Qualität und Gestaltung der städtischen öffentlichen Räume wird damit eigentlich zu einer Absage an die Planbarkeit der Urbanität. Im Sinne des soziologischen Diskurses rund um Foucaults Heterotopien (Reese-Schäfer, 2001) lässt sich das „Nichtvorhersehbare“ nicht planen. Denn die erwartbare Öffentlichkeit ist ebenso wenig „planbar“ wie der öffentliche Raum an sich, der erst durch die deutliche Differenzierung als Gegenplatzierung zum privaten Raum öffentliches Leben ermöglicht. Erst wenn ein Ort als Überschreitung der Schwelle vom Privaten zum Öffentlichen wahrgenommen wird, verändert sich das private Verhalten zu einem öffentlichen Agieren, entsprechend dem kulturell erlernten und ererbten Verhaltensmuster. Die sozialen Indikatoren wie Kommunikation, Identität etc. sind fragil, sie müssen ständig erneuert und neu erzeugt werden.
Architektur kann dem öffentlichen Raum materielle Gestalt verleihen, ihn erlebbar machen und muss neben urbanen partizipativen Prozessen und Aneignungsprozessen auch Alterungsprozesse, Interaktionen und Veränderungen zulassen. Um Heterogenität zu erzeugen, ist es wichtig, Vielfalt, Flexibilität, Komplexität und Toleranz zuzulassen. Die Architektur muss dazu Komplexität fördern, Zwischen- und Übergangszonen sowie Zweckentfremdungen ermöglichen und Unvollständigkeit sowie Möglichkeitsräume schaffen. Voraussetzung ist dabei immer eine urbane Dichte, die sich am jeweiligen Maßstab eines Ortes orientiert und einen bestimmten zeitlichen Abschnitt der jeweiligen städtebaulichen Wertvorstellung repräsentiert (Eberle / Frank 2012). Städtebaulich ist die Durchmischung der Funktionen (Nutzungen) unabdingbar, um eine Durchmischung der sozialen Strukturen zu ermöglichen.

Für die Slim City wie für die gesamte Seestadt Aspern, die keine gewachsene Stadtstruktur aufweist, wird erst die zukünftige Überformung dieses Stadtgebiets zeigen, inwieweit sie sich weg von der konsumorientierten segregierten Planstadt in Richtung einer heterogenen offenen und urbanen Stadt entwickeln kann. Dazu wird es allerdings auch ein generelles gesellschaftliches Umdenken brauchen.

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Literaturliste
Benjamin, Walter; Lācis, Asja: Denkbilder, Neapel, in: Rexroth, Tillman (Hg.): Benjamin, Walter, Kleine Prosa, Baudelaire-Übertragung, Gesammelte Schriften, Band IV-1/2, Suhrkamp Verlag, 1991

Blum, Elisabeth (Hg.): Wem gehört die Stadt? Armut und Obdachlosigkeit in den Metropolen, Lenos
Verlag, Basel, 1996.

Berkling, Helmuth; Löw, Martina (Hg.): Die Eigenlogik der Städte, Neue Wege für die Stadtforschung, Campus Verlag, Frankfurt a. Main, New York, 2008.

Bourdieu, Pierre: Praktische Vernunft – Zur Theorie des Handelns, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am
Main, 1998.

Eberle, Dietmar; Frank, Susanne: 19 Thesen zur Dichte, in: Fakultät für Architektur der Technischen Universität Graz (2012): Dense Cities, Architecture for Living Closer Together, GAM. Architecture Magazine 08, Springer Verlag, Wien, S. 18-23.

Eco, Umberto: Zeichen: Einführung in einen Begriff und seine Geschichte, Edition Suhrkamp, 1977.

Friedrichs, Jürgen: Stadtanalyse – Soziale und räumliche Organisation der Gesellschaft, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbeck bei Hamburg, 1977.

Krusche, Jürgen; Vogt, Günther (Hg.): Strassenräume Berlin Shanghai Tokyo Zürich, Eine foto-ethnografische Untersuchung, Lars Müller Publishers, 2011.
Leeb, Franziska: Sozial und auf der Suche nach neuen Wegen – der Wiener Wohnungsbau, in: Detail
09/2015, S. 806-808.

Leeb, Franziska: Slim City in der Seestadt Aspern, Wien – Schlanke Traditionsbrecher, in: Urban
Elements, Architektur Aktuell 427, 10/2015, S. 66-77.

Löw. Martina: Raumsoziologie, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 2001.

Marboe, Isabella: Wohnbau als Datensatz, in: architektur.aktuell, the art of building, 440, November 2016.

Novotny, Maik: Die Angst vor der Stadt, in: der Standard, Album, 28.03.2015.

Popper. Karl R.: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, 1. + 2. Band, J. C. B. Mohr, Tübingen, 7. Aufl., 1992.

Reese-Schäfer, Walter: Jürgen Habermas, Campus Verlag, Frankfurt am Main, 3. Aufl., 2001.

Reinsprecht, Christoph; Dlabaja, Cornelia, u.a.: Forschungsbericht der Studie Besiedlungsmonitoring Seestadt Astern, 2015, in: https://www.caritas-wien.at/fileadmin/storage/wien/hilfe-angebote/zusam… Stand 03.03.2019.

Saad, Ali: Neue Berliner Mischung?, in: Die Produktive Stadt, Wie Wohnen, Gewerbe und Industrie 4.0 zusammenfinden können, Stadt Bauwelt 211, 35.2016, S. 70-75.

Wolfrum, Sophie; Stengel, Heiner; Kurbasik, Florian; u.a. (Hg.): Porous City, From Metaphor to Urban Agenda, Birkhäuser. Basel, 2018.

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