21/09/2021

So planen Gemeinden ihre Identität

Mission possible - Kommunale Bauprojekte erfolgreich abwickeln!

Zur Veranstaltung in Kaindorf/Sulm am 9. September 2021 in der Aula der fertiggestellten Volksschule von epps architekten

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21/09/2021

Cover-Ausschnitt der neuen Broschüre „Architekturwettbewerbe für steirische Gemeinden“ mit allgemeinen Informationen und Wettbewerbsmodellen für kleinere bis mittlere kommunale Bauaufgaben.

©: Kammer der ZiviltechnikerInnen Steiermark, Kärnten I Arch+Ing

Veranstaltung in Kaindorf/Sulm am 9. September 2021 in der Aula der fertiggestellten Volksschule von epps architekten

©: Kammer der ZiviltechnikerInnen Steiermark, Kärnten I Arch+Ing

Ob Kindergarten, Schulbau oder Platzgestaltung – öffentliche Bauten prägen Ortschaften für Jahrzehnte. Jetzt ist die Steiermark um genau einen solchen Bau reicher. Die neue, hochmoderne Volksschule Kaindorf an der Sulm kann nun nach dreijähriger Planungs- und Bauphase feierlich eröffnet werden. Ab Schulbeginn, am kommenden Montag, ist sie nicht nur ein modernes Umfeld für ebenso modernen Unterricht, sondern auch ein herausragendes Beispiel für steirische Gemeindebauten.

KAINDORF AN DER SULM. Mission possible – unter diesem Motto stand auch die gestrige Präsentation der neuen, hochmodernen Volksschule Kaindorf an der Sulm. Welche Mission? Ein hochmodernes Umfeld zu schaffen, in dem ebenso moderner Unterricht stattfinden kann - In dem Kinder und Pädagoginnen und Pädagogen nicht nur ausreichend Raum haben, um Zukunft zu entwickeln, sondern vor allem den perfekten. Und das ist gelungen. Acht Klassenzimmer inklusive Nachmittagsbetreuung und Turnsaal werden ab Montag mit Leben gefüllt. Die Fassade besticht nicht nur durch einen Materialmix aus Holz und Sichtbeton, ein acht Meter Dachvorsprung setzt schon von außen ein architektonisches Statement. Die Grünraum Platzgestaltung rund um die neue Schule lädt zum Verweilen ein.

„Wir sind unglaublich stolz, dass diese Schule gebaut wurde und vor allem, dass sie dank des Architekturwettbewerbs so gelungen ist. Das Projekt war unglaublich schön. Die Sonne draußen strahlt zwar auch, aber wir wohl noch etwas mehr“, zeigte sich Bürgermeister Helmut Leitenberger glücklich. Auch Direktorin Christine Kerngast verriet: „Es freuen sich nicht nur die Kinder auf ihre neue Schule, sondern natürlich auch alle Pädagoginnen und Pädagogen.“ Geplant wurde die Volksschule von Architektin DI Petra Simon und Architekt DI Elemer Ploder vom Grazer Architekturbüro epps Ploder Simon ZT GmbH. „Die Schule ist nicht nur Lern-, sondern vor allem Lebensraum unserer Kinder. Für sie bauen wir“, so Simon. Flexibles Lernen, nahe an der Natur und vor allem in einem ständigen sozialen Miteinander, das macht die neue Schule nun möglich.

Wie diese Mission so perfekt glücken konnte? Immerhin stehen Gemeinden gerade bei öffentlichen Bauten vor der Herausforderung, diese komplexen Bauvorhaben effizient, qualitätsvoll und kostengünstig abzuwickeln. Welche Möglichkeiten es gibt, damit ein Projekt sicher zum Erfolg wird, wurde im Rahmen der Veranstaltung Mission possible – Kommunale Bauprojekte erfolgreich abwickeln gezeigt, zu der die Kammer der ZiviltechnikerInnen und das Land Steiermark einluden. Die druckfrische Broschüre: Architekturwettbewerbe für steirische Gemeinden (s. Link) beinhaltet neben allgemeinen Informationen über den Wettbewerb, eigens für Gemeinden entwickelte, vereinfachte Wettbewerbsmodelle für kleinere bis mittlere kommunale Bauaufgaben.

Auf Qualität bauen
Die neue Volksschule Kaindorf an der Sulm, geplant von der epps Ploder Simon ZT GmbH, aber auch der Kindergarten Lannach von Berktold Weber Architekten sowie die Neue Mittelschule Leutschach von .tmp architekten sind aktuell drei herausragende Beispiele für steirische Gemeindebauten. Allen Projekten gingen eine umfangreiche Projektentwicklung sowie ein Architekturwettbewerb voraus. Zudem wurden alle Projekte von Anfang bis Ende von unabhängigen Expert*innen begleitet. Dass diese Schritte bedeutende Meilensteine in der Projektabwicklung sind, hebt Gustav Spener, Präsident der Kammer der ZiviltechnikerInnen, hervor: „Die professionelle Projektvorbereitung und eine solide Projektbegleitung sichern die Qualität eines Bauvorhabens. Die Projektentwicklung bildet die Basis für alle weitere Entscheidungen und liefert die wesentlichen Grundlagen für die Durchführung eines Architekturwettbewerbs. Je früher unabhängige Expert*innen in der Projektenwicklung eingebunden werden, desto größer ist der Einfluss, der auf Qualität, Kosten und Termine genommen werden kann.“
Davon, dass der Wettbewerb das geeignetste Instrument ist, wenn es darum geht, nicht die erstbeste, sondern die beste Lösung für eine Planungsaufgabe zu finden, ist auch Burkhard Schelischansky, Vorsitzender der Sektion ArchitektInnen überzeugt: „Der Architekturwettbewerb ist DAS Instrumentarium zur Lösungsfindung einer konkreten Bauaufgabe. Er bietet die Möglichkeit, in transparenter Form aus mehreren Entwürfen die bestgeeignete Lösung auszuwählen.“ Die Ideenvielfalt, welche ein Wettbewerb hervorbringt, eröffnet häufig neue Perspektiven auf die Potenziale eines Bauvorhabens. Durch eine unabhängige Jury werden wirtschaftliche, rechtliche, funktionale, technische Aspekte anhand der eingereichten Entwürfe erörtert. Die Entscheidung, welcher Entwurf gewinnt liegt letztendlich immer bei der Gemeinde – unterstützt wird sie durch fachliche Beratung. Dennoch werden Architekturwettbewerbe gerade in kleineren Gemeinden immer noch zögerlich angenommen.

Kostenlose Unterstützung für Gemeinden
Die Kammer der ZiviltechnikerInnen für Steiermark und Kärnten möchte das gemeinsam mit den Land Steiermark ändern. Neben Informationsveranstaltungen zum Thema werden auch kostenlose Serviceleistungen angeboten: „Wir möchten Gemeinden dabei unterstützen ihre Projekte verantwortungsvoll und effizient umzusetzen und gezielt zu steuern. Als ZT Kammer bieten wir Beratung und Unterstützung bei Vergabeverfahren und Wettbewerben an“, sagt Rainer Wührer, Stv. Vorsitzender der Sektion ArchitektInnen. Damit zukünftig noch mehr Gemeinden Wettbewerbe für ihre Bauprojekte nutzen, wurden eigens für Gemeinden vereinfachte Wettbewerbsmodelle für kleinere bis mittlere kommunale Bauaufgaben entwickelt.

Auch dem Land Steiermark ist es ein besonderes Anliegen, Wettbewerbe und Baukultur zu fördern. Die klare Empfehlung für die Durchführung von Architekturwettbewerben findet sich in der Erklärung von Davos (2018), den Baukulturellen Leitlinien des Bundes (2017) sowie den Baupolitischen Leitsätzen des Landes Steiermark, die im Rahmen der Enquete des Steiermärkischen Landtages zum Thema Baukultur in der Steiermark am 15. Mai 2014 bestätigt wurden. „Öffentliche Bauten prägen einen Ort für Jahrzehnte und sorgen für lokale Identität. Wer aus einem Wettbewerb der besten Ideen auswählen kann, legt dafür den entscheidenden Grundstein“, zeigt sich Markus Bogensberger, Baukulturkoordinator des Landes Steiermark überzeugt.
Christian Hofmann von der Baubezirksleitung Südweststeiermark engagiert sich seit Jahren dafür, dass Gemeinden die Möglichkeit von Wettbewerben nutzen und hat bereits zahlreiche erfolgreiche Projekte begleitet: „Bei einem Architekturwettbewerb ist es wie im Sport: Sie motivieren zu Höchstleistungen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen sich einer klar definierten Aufgabe. Die Architekturbüros werden also in ein Rennen geschickt – einen Wettlauf um das beste Architekturkonzept für eine Bauaufgabe.“

Erwin Dirnberger, Präsident des Gemeindebundes Steiermark betont, dass Gemeinden durch die qualitätsvolle Gestaltung und Entwicklung öffentlicher Bauten einen wesentlichen Beitrag für die positive Entwicklung des Landes leisten: „Gemeindebauten schaffen einen umfassenden Mehrwert für ihre Bürgerinnen und Bürger sowie für die Region. Es geht dabei nicht um die bloße Gestaltung von Gebäuden, sondern um die Gestaltung unseres Lebensraumes.“

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