18/02/2022

intimacy/privacy

Mit Anaïs Horn und Eilert Asmervik, Helene Gödl, Kia Tahmasi, Lain Iwakura / Bill B. Wintermute, Manfred Willmann, Peter Pflügler, Seiichi Furuya

Kuratiert von Clara Wildberger

12.02.22 - 05.03.22
Di-Sa, 14-18 Uhr

18/02/2022

Kia Tahmasi: Sympathy for the Devil (2019-2022)

©: Marlene Liska

Seiichi Furuya: Face to Face (1978 - 1985)

©: Marlene Liska

Seiichi Furuya: Face to Face (1978 - 1985)

©: Marlene Liska

Peter Pflügler: Now is not the right time (2021)

©: Marlene Liska

Die Fotoausstellung intimacy/privacy, kuratiert von Clara Wildberger, eröffnet das diesjährige Jahresprogramm des Forum Stadtpark, das sich für 2022 zum Zentrum für Sicherheit erklärt hat.

Die Ausstellung ist bis zum 05.03.2022 jeweils von Di-Sa von 14-18 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen.

Sieben Projekte, jedes von den Künstler*innen individuell präsentiert und dadurch auch gut von einander zu unterscheiden, finden im Hauptraum Platz und fließen stimmig ineinander über. 
Es wird ein vielschichtiges Bild zum Thema Intimität gezeichnet, das vorerst ohne Erklärung auf einen wirken soll. Wer sich vertiefen will, kann in Büchern blättern und sich selbst auf die Suche machen, was wohl hinter dem einen oder anderen Bild steckt, das berührt, verstört, eigene Geschichten hochkommen läßt oder einfach nur neugierig macht. 
Die kuratorische Entscheidung, die Werke im Ausstellungsraum ohne die didaktische Komponente des beschreibenden Texts zu präsentieren, eröffnet einen Raum, dem man hermeneutisch mit seinem eigenen Erfahrungsschatz begegnen kann. Intimität findet in einem privaten Rahmen statt, so auch die Rezeption der Arbeiten.

—— 

Anaïs Horn und Eilert Asmervik: How do you feel about “Lou”? (2020)
Das Projekt der beiden Künstler*innen setzt sich aus Fotografien, Gemälden, Videos, Zeichnungen, Notizen, Skulpturen und persönlichen Objekten zusammen. Man sieht Fotos, die Blutflecken auf einem Leintuch zeigen oder Einblick in einen Krankenhausaufenthalt geben. Es sind Schnappschüsse, die eine intime Geschichte erzählen. Man ahnt, was dieses Paar, wie viele anderen Paare auch, durchlebt haben muss. Sie teilen mit einer überraschenden Offenheit ihr persönliches Erlebnis einer Fehlgeburt.

Helene Gödl: “Coda” (2019-2021)
Die Fotoserie “Coda” von Helene Gödl ist bei mehreren Nachtspaziergängen entstanden und beschäftigt sich mit der Intimität, die die Nacht mit sich bringt. Einen ganz wesentlichen Aspekt der Arbeit spielt dabei die Abwesenheit von Licht und die damit einhergehenden technischen "Probleme". Die Ästhetik der digitalen Körnung wirkt wie ein Schleier, der sich über das Motiv legt.

Kia Tahmasi: Sympathy for the Devil (2019-2022)
Kia Tahmasi erzeugt durch die raumdefinierende Hängung seiner Selbstportraits eine Situation, in der er durch seine Abbildungen präsent wirkt, ohne anwesend zu sein. Die Fotografien bekommen Objektcharakter und ermöglichen der Betrachter*in stellvertretend in diesen privaten Moment einzutreten, um ihn zu erleben. Dabei blickt man z.B. auf ein schräg im Raum hängendes Bild, das die Spiegelung des Künstlers in einem Duschkopf zeigt und ist für diesen Augenblick Teil der Intimsphäre.

Lain Iwakura / Bill B. Wintermute: "eye breathing in a virtual room" (2020 – 2022)
Unzählige Ausdrucke liegen verteilt am Boden, über Kopfhörer hört man Atemgeräusche. Hinter dieser Arbeit steckt ein komplexes Konzept, das bereits mit der Autorenschaft beginnt, denn Lain Iwakura / Bill B. Wintermute sind multiple Persönlichkeiten eines empfindungsfähigen Computerprogramms. Es bedarf einer tiefer gehenden Beschäftigung, wobei die ausführlichen Ausstellungstexte, die auf Nachfrage gerne zur Verfügung gestellt werden, sehr hilfreich sein können.

Manfred Willmann: Für Christine (1984-1988)
Manfred Willmann portraitiert seine Lebens- und Arbeitspartnerin Christine. Die Bilder werden immer in Paaren gezeigt, aber die Kombination ergibt sich dadurch, dass die Fotos am Negativstreifen direkt einander folgen. Somit entstehen Sequenzen, die auch deshalb privat sind, weil das einzelne Sujet in dem Kontext gezeigt wird, der sich analog festgeschrieben hat, nicht verändern lässt und somit als intime Tagebuchnotiz gelesen werden kann.

Peter Pflügler: Now is not the right time (2021)
Peter Pflügler beschäftigt sich in seiner Arbeit mit Geheimnissen bzw. mit der Unmöglichkeit eines Geheimnisses, wie er es in seinem Ausstellungstext benennt. Auf Grund eigener Erfahrungen ist er überzeugt, dass Traumata an nachfolgende Generationen weitergegeben werden, selbst wenn darüber geschwiegen wird. Mit Fotos, Video und Text untersucht er, was wir teilen, wenn wir verstecken.

Seiichi Furuya: Face to Face (1978 - 1985)
Die Aufarbeitung bzw. Dokumentation einer langjährigen Beziehung zwischen Seiichi Furuya und Christine Furuya-Gössler wird in Form der Publikation “Face to Face” gezeigt, die sowohl analog, wie auch als Film durchgeblättert werden kann. Jede Doppelseite vereint zwei Bilder, die beide fotografischen Perspektiven des Paares auf die selbe Situation zeigen, einen Moment, den sie geteilt haben. Man begleitet sie vom Kennenlernen, über Familiengründung bis hin zu einer abgeschlossenen Geschichte, die im Freitod von Christine Furuya-Gössler endet.

—— 

Es gibt viel zu entdecken und zu interpretieren. Wir empfehlen einen Besuch.

Terminempfehlungen

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+