U1 Alaudagasse

Südrand Wien

©: Maik Novotny

Wien wächst: Dieses so weitreichende wie banale Paradigma ist längst zur selbsterfüllenden Prophezeiung der Stadtentwicklung geworden. Neben den Entwicklungsgebieten Seestadt, Sonnwendviertel, Nordbahnhof oder Atzgersdorf sind es vor allem die Ränder der Stadt, die den Wachstumsdruck spüren. Nach Transdanubien gerät nun der Wiener Südrand ins Blickfeld: Ähnlich heterogen wie der Norden, aber mit eigenem Charakter und eigener Geschichte. Hier kreuzt sich der vor über 100 Jahren festgelegte Wald-und Wiesengürtel mit dem fugenlosen Wachstum des Speckgürtels nach Süden bis Mödling. Dorfkerne wie Inzersdorf sind umzingelt von Autobahn, Logistik, Großmarkt.

In Rothneusiedl konkretisiert sich die seit Anfang der 1990er Jahre angekündigte Planung für eine zweite Seestadt, die als klimaneutraler Stadtteil beworben wird. Im Frühjahr 2023 startete der Planungsprozess mit einem Beteiligungsverfahren und einer Informationskampagne, ein städtebaulicher Wettbewerb ist der nächste Schritt. Der Haschahof, der als „Zukunftshof“ heute inmitten von Äckern liegt, soll die Lebensmittelversorgung weiterhin betreiben. Doch kann ein hochverdichteter neuer Stadtteil auf einem Acker wirklich „klimaneutral“ sein, wie es die Stadtplanung ankündigt?

Im benachbarten Oberlaa stehen sich Dorf und Stadt bereits frontal gegenüber. Neben dem Kurpark, wo 2019 mit dem Barbara-Prammer-Hof der erste Gemeindebau Neu bezogen wurde, wurde 2023 der neue Flächenwidmungsplan beschlossen. Hier wird bald hochverdichtet gewohnt, während südlich der Bahntrasse noch ländliche Strukturen erhalten geblieben sind. Geförderter Wohnbau direkt an der U-Bahn ist städtebaulich sinnvoll, markiert visuell von Süden gesehen aber eine massive Stadtmauer. Die ertragreichen Äcker Oberlaas stehen bereits im Visier der Wohnbauträger, was für Beunruhigung bei den dortigen Bewohner*innen sorgt.

Das bisher industriell geprägte Schwechat, dessen Identität von Brauerei, Raffinerie und Flughafen geprägt ist, ist dank bester Verkehrsanbindung zum begehrten Wohnstandort geworden, hier ist mit dem Brauereiquartier ein neuer Stadtteil entstanden, die erste neue grenzüberschreitende Straßenbahnlinie ist in Planung. Dieser sprunghafte Zuwachs an Einwohner*innen verändert die Stadt, bringt sie aber auch infrastrukturell an ihre Grenzen.

Beiderseits der Südgrenze kristallisieren sich Debatten um Nahrungs- und Wohnraumversorgung, Bodenfrage, Klimaschutz, Identität und Mobilität. Welche Konflikte und welche Lösungen lassen sich hier verorten? Welche Bedeutung hat die Wiener Stadtgrenze und wie manifestiert sie sich? Planen Stadt und Umland die Zukunft gemeinsam oder aneinander vorbei? Auf einer Radtour entlang der Liesing mit mehreren Stationen und bei einer abschließenden Diskussion in Schwechat kommen die Protagonist*innen zu Wort.

Gäste:

Andreas Hacker (Stadt-Umland-Management), Simon Jahn (Stadtrat Schwechat), Susan Kraupp (Stadtplanerin), Richard Stocker (Initiative Lebensraum Oberlaa), u.a.

Moderation: Elise Feiersinger, Maik Novotny, Felix Siegrist/ÖGFA

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Andreas Hacker ist seit Ende 1998 als Regionalmanager für das südliche Wiener Umland tätig. Er war in dieser Funktion maßgeblich am Aufbau des gemeinsamen Stadt Umland Managements (SUM) Wien Niederösterreich beteiligt.

Simon Jahn studierte Architektur an der TU Wien, ist seit 2013 selbstständiger Architekt in Schwechat und leitet dort als Stadtrat (Grüne) das Ressort Bauwesen und Infrastruktur, Liegenschaftsmanagement, Raumplanung und Flächenwidmung.

Susan Kraupp ist Gründerin und Leiterin des Büros skstadtplanung&architektur und befasst sich mit Orts- und Stadtplanung und -entwicklung. Sie ist Vorsitzende des Ausschusses Städtebau in der Sektion Architektur an der Ziviltechniker*innenkammer Wien, NÖ und Burgenland und gewähltes Mitglied des Bundesausschusses Städtebau und Raumplanung in der Bundeskammer.

Richard Stocker ist gebürtiger Oberlaaer und Mitbegründer der Initiative Lebensraum Oberlaa, die sich u.a. gegen die Verbauung an der Kurparkstraße einsetzt und eine Gesundheitsregion Oberlaa- Süd Wien vorschlägt.

Weitere Teilnehmer*innen sind angefragt.

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Treffpunkt: Ausgang U1 Alaudagasse
Der Ort für die Abschlussdiskussion wird noch bekanntgegeben.

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16. + 17.11.2023
 
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